Keizersvrouwen

Keizersvrouwen

Keizersvrouwen (Women of the Night) ist eine niederländische Krimi-Serie auf Netflix. Man weiß zwei Dinge vorab: es geht um Sex, Edel-Prostitution, Drogen, Gangster – das Übliche eben. Und: Die Serie ist natürlich intelligenter als alles Vergleichbare aus den USA. (Kein deutscher Wikipedia-Eintrag, keine Rezensionen in den Mainstream-Medien bisher, obwohl 2019 gedreht – auch das ist normalerweise eine Empfehlung.)

Ich bin nach den ersten sechs Folgen überaus angetan. Das liegt nicht nur daran, dass – wie der Plot selbstredend verlangt – zahlreiche hübsche Weiber in jeder Lage zu sehen sind, was aber den zynischen heterosexuellen männlichen Zuschauer schnell langweilen würde. Nein, die Hauptdarstellerin Karin Smulders spielt einfach herausragend gut. Man merkt, dass sie vom Theater kommt und etwas kann. Dass sie außerdem bildschön ist und so aussieht wie eine Mischung aus Catherine Deneuve und Keira Knightley, verstärkt das ästhetische Vergnügen. Die Rolle als beherrschte kühle Blonde passt natürlich perfekt zu Smulders und zum Plot, aber sie hat auch schon als Hedda Gabler überzeugt.

Ein Resenzent behauptet, die Serie solle vor allem Frauen anziehen. Das sehe ich anders. Richtig ist, dass Keizersvrouwen vor allem von den starken Darstellerinnen lebt und die Männer eher Luschen sind (die, wenn der Film aus Deutschland käme, vermutlich Gendersternchen benutzten). Die „harten Jungs“ heißen „Raschid“ oder so ähnlich. Man weiß also auch, welche Visagen und welche Attitude man zu sehen bekommt.

Ein Escort-Service ist natürlich etwas anderes als der Straßenstrich mit Zuhältern. Aber auch hier finde ich die Serie spannend, da die Motivlage der Frauen, ihren Körper an reiche Kerle zu verkaufen, ganz unterschiedlich ist und – soweit ich das beurteilen kann – realistisch dargestellt wird – mit allen Komplikationen für ihr Privatleben. (Ich war mal mit einer Frau zusammen, die das auch gemacht hat – so ganz ahnungslos bin ich also nicht beim Thema.)

Ja, auch Frauen können überzeugend den Gangster-Boss spielen (oder heißt das Bössin?), hier Sylvia Keizer (Hilde von Mieghem), die Mutter der Hauptdarstellerin. Wenn deren Namen in einer Kneipe erwähnt wird, zucken die Araber-Jungs mit ihren Knarren zurück. Man muss nicht erklären, wie sie so etwas geworden ist – das wird bei den Männern auch nie getan, außer, wenn diese den „sozialen Aufstieg“ mit Goldkettchen und schicken Autos mit den Methoden von Mike Tyson geschafft haben. Man muss nur die richtigen Leute am richtigen Ort zur richtigen Zeit kennen, etwas zu bieten haben und gut bluffen können.

Mein Urteil: Empfehlenswert. Man muss den auf Niederländisch mit Untertiteln ansehen – irgendwann versteht dann man dann etwas.

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