Im Tastatur- und Keulenbusiness

yamaha

Ich habe gerade so viel zu tun, dass ich nur kurz zwischendurch zur Feder greifen in die Tasten hämmern (oder sagt man „auf“?) kann. Apropos Tastatur: Ins Bett um 6.30 Uhr, nach der Nachtschicht, um 11.30 Uhr klingelt das Handy direkt neben meinem Ohr: „Ich bringe Ihr Klavier und stehe unten vor der Tür!“ – „Ich bin in fünf Minuten unten, gähn, seufz…“.

Das Paket hätte ich allein nie nach oben bekommen, aber ich sagte dem netten Anlieferer, dass ich zufällig noch einen größeren Schein übrig hätte habe, und ob er sich vorstellen könne, obwohl er nicht müsse usw.. Er konnte und wuchtete den Brocken fast allein die Stufen hoch. Jetzt hat er den halben Tagesverdienst eines Amazon-Lagerarbeiters zusätzlich in der Tasche, und das ist auch gut so (der Kapitalist Jeff Bezos, dem Amazon gehört, verdient 4,4 Millionen Dollar pro Stunde). Vielleicht waren nicht alle seine Kunden, denen er mit dem riesigen LKW der Spedition etwas lieferte, höflich und dankbar; er schien höchst entzückt und bestand darauf, die rund 40 Kilo auch noch in meine Wohnung zu schleppen.

Vor Sonntag komme ich, wenn überhaupt, nicht dazu, das Teil zusammenzusetzen. Auch der Klavierhocker muss noch zurechtgedröselt werden. Ein kurzer Blick auf die beiden fucking manuals reichte, um bei mir den Eindruck zu hinterlassen: Das machst du erst, wenn du guter Laune bist, mental ganz entspannt und ein paar Stunden in Reserve hast.

Was hatten wir noch? Ich empfehle einen höchst lesenswerten Artikel von Eva Menasse auf Zeit online „Blondes Gift?“ Natürlich geht es wieder um Lisa Eckart, zu der bekanntlich schon alles gesagt wurde, hier aber um ihre Kritiker und um die Frage „Was ist eigentlich Kabarett, wie funktioniert es, und warum findet sich diese Kunstform eher selten auf ökumenischen Kirchentagen?“ Jeder Absatz ist auch ein sprachliches Kunstwerk und amüsant. Meine Lieblingsstelle:

Lisa Eckhart mit ihren kriegerischen Fingernägeln und Absätzen zieht den Hass, wie früher Biller, mit voller Absicht auf sich. Humortechnisch funktioniert das ähnlich wie damals, als Christoph Schlingensief gleich neben der Wiener Staatsoper die Fernsehshow Big Brother mit Asylbewerbern nachstellen ließ, die man per Abstimmung abschieben lassen konnte – Übertreibung bis weit über alle Schmerzgrenzen hinaus. Sehr viele fanden das gar nicht lustig, vielleicht war es das auch nicht. Vielleicht ruft bald Schlingensief aus dem Jenseits bei Maxim Biller an und erklärt es noch mal.

Mit ihrer blasierten Brillanz und der Eiseskälte ihrer Kunstfigur, deren Schutz sie öffentlich nie verlässt, ist Lisa Eckhart wahrlich die Göttinseibeiuns all der altbekannten Toreros, die ihr eigenes Denken öffentlich als „wild und klar“ rühmen müssen.

Man kann sich vorstellen, was passierte, wenn Gerhard Polt Mai Ling im Jahr 2020 veröffentlicht hätte. Er würde vermutlich öffentlich geächtet und geshitstormt, und in den Anstalten traute man sich schon gar nicht, das dem Volk zuzumuten. Wie auch bei Eckart: Man knirscht manchmal mit den Zähnen und weiß nicht, ob man jetzt lachen sollte oder nicht. Es muss richtig weh tun, sonst ist es keine gute Satire. Fast alle deutschen Komödianten bedienen nur den Humor der eigenen Zielgruppe (das gilt sowohl für Pispers als auch den unsäglichen Nuhr), aber Eckart teilt gezielt nach allen Seiten aus. I love it.

Noch mehr gute Nachrichten, leider nur für Franzosen: „Die Franzosen dürfen den Jahreswechsel nicht im Freien feiern: Die Regierung verhängte für die Silvesternacht eine Ausgangssperre zwischen 20 Uhr und 7 Uhr morgens.“ Großartig und richtig! Hier wird alles vermasselt werden, auch das.

Übrigens: Der Tagesspiegel berichtet über eine Razzia. Interessant ist dabei: „Die Zahlen des aktuellen BKA-Lagebildes „Organisierte Kriminalität“ zeigen, dass deutsch-arabische Großfamilien 2019 gerade 7,8 Prozent der OK-Ermittlungsverfahren ausmachten. In Berlin jedoch, das teilten die hiesigen Behörden 2018 mit, betrafen mehr als 20 Prozent, nämlich 14 von 68 OK-Verfahren, deutsch-arabische Familien.“

Das müsste mal wissenschaftlich interpretiert werden – aber nicht von grünen Religioten, Diversity-Theologinnen oder den Freunden der Hijabisierung im gefühlslinken Milieu.

PS Ich habe Korrektur gelesen.