Nachlese: Collegia Compitalicia et al

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Source: Fear World (Facebook)

Wegen Zeitmangels nur kurz und knapp:

Und schon beim ersten Sonnenschein
hau ich mir selber eine rein,
denn wie sagt‘ einst ein weiser Mann:
„Man muss zuerst sich selber hassen,
bevor man andre hassen kann.
(Lisa Eckhart)

Ich habe gerade Eckharts Metrische Taktlosigkeiten: Eine Einführung ins politische Korrektum durchgelesen und mich köstlich amüsiert.

– „Alte“ ist politisch inkorrekt. „Senioren“ klingt zu deutsch. Jetzt heißt es PoA.

– Facebook „kriminalisiert“ die Antifa.

Republik (Schweiz): „Wir haben die Wahl zwischen einem neofaschistischen Gangster und einem neoliberalen Desaster“. Der Autor: „Cornel West, Professor für Afroamerikanische Geschichte und Philosophie, Theologe, Aktivist, Christ und Sozialist, gilt als einer der führenden schwarzen Intellektuellen in den USA“.

Sorry, aber jemanden, der an höhere Wesen glaubt, kann ich als Intellektuellen nicht ernst nehmen. Interessant ist die Lektüre trotzdem – der Artikel zeigt, woran es bei den US-amerikanischen Demokraten scheitert: Bernie Sanders hätte sich „frontal mit der Wall Street“ angelegt. Finanzkapital, ick hör dir trapsen. Er nennt die Antisemitin Alexandria Ocasio-Cortez „fortschrittlich“. Ansonsten sagt er viele richtige Dinge, aber auf sozialdemokratischem Niveau.

– Auch im antiken Rom kannte man den öffentlichen Druck der peer group, Abschnittsbevollmächtigte und Kontaktbereichsbeamte, sie hießen nur anders:
„Der Kult der augusteischen Haushaltsgötter und des augusteischen genius wurde aber auch öffentlich vollzogen, speziell an den von alters her an den Straßenkreuzungen gelegenen sacella, die die Stadtlandschaften in Italien und den romanisierten Provinzen prägten; diesbezüglich und hinsichtlich ihres Aussehens ähnelten sie Heiligenkapellen im Mittelalter. Die Nachbarschaften der einzelnen Stadtquartiere wählten Mitglieder von Kultvereinen (collegia compitalicia) und deren Vorsitzende, die sich um das Schmücken und die regelmäßige Ausrichtung der Compitalfeiern (Straßenkreuzungsfeiern) zu kümmern hatten. In den Kultvereinen in Rom – immerhin 265 an der Zahl – waren häufig Sklaven und Freigelassene vertreten, zu deren Integration in die augusteische Gesellschaft der Genien- und Larenkult einen besonderen Beitrag leistete. Andererseits ging von diesen Nachbarschaftsorganisationen auch ein erheblicher Druck aus, nach Möglichkeit und in heiterer Stimmung an der Feier der neuen Verhältnisse mitzuwirken.“ (Armin Eich: Die römische Kaiserzeit: Die Legionen und das Imperium)

Radio Fritz führt Gendersternchen ein. Gut zu wissen, welchen Sender man auf keinen Fall mehr einschalten sollte. Das Sternchen soll durch eine Pause beim Sprechen ausgedrückt werden und nicht – wie man befürchten musste – durch einen stimmlosen glottalen Plosiv wie im Xhosa und Zulu, obwohl diese Fremdsprachen viel „diverser“ und „vielfältiger“ wären als etwa Denglisch.
Der Zwang zum milieuspezifischen Jargon zeigt auch, wes Geistes Kind man dort politisch ist. Mit Journalismus hat das nichts mehr zu tun. Ich verachte diese Mischpoke.

Cinzia Sciuto in der taz: „Die politische Perspektive wird inzwischen häufig durch eine kulturalistische ersetzt. Für Menschenrechte und Selbstbestimmung ist das gefährlich.“ – “ Ganz oft, und oft ohne Absicht, rutschen die Multikulturalisten auf die Seite der Reaktionäre.“

Well said. Nicht oft, sondern immer!

– Vertreter einer bestimmten Fraktion der herrschenden Klasse der USA rufen dazu auf, Biden zu wählen. Finde den Fehler. Und zu Trump verkündet CNN: „Biden and Trump matchup tightens as enthusiasm hits new high“. Trump holt also auf.

– Das Wort zum Sonntag wieder von Lisa Eckhart:
Lasst uns gemeinsam beten: Vater unser, der du bist
obn im Himmel … Orsch und Zwirn,
lossts uns d’Mess schnö umabiagn. Kummts her, fressts Hostien, trinkts an Doppla,
im Namen des Heiligen Geistes – na hoppla!
Jetzt bin i scho wida, was tut mich das reun,
in an Ministranten gfoin!
Wie dem auch sei, tuats no a Spend in des Körberl do schmeißem
sunst trifft euch gewiss da Blitz Gottes beim Scheißen.
Und befolgt die Gebote, zumindest die leichten,
und wem sogar des z’bled, der kummt nochher zum Beichten.