Feuer, Schwert und Eisenbahn

wüsteneisenbahn
Screenshot von Google Maps: Die Wüsteneisenbahn wurde zwischen Wadi Halfa (links oben) und Abu Hamed (unten rechts, am Nil) gebaut, später noch weiter nach Darfur. Heute ist nichts mehr von dem ersten Abschnitt übrig.

„Worte sind kaum zureichend, um die grausame Verlassenheit der Landstriche zu beschreiben, in welche die Bahnlinie und die Bauarbeiter nun eintauchten. Ein geglätteter Ozean hellen Sands dehnte sich weit und breit bis zum Horizont. Mit sinnloser Härte brannte die tropische Sonne auf den flachen Erdboden, der mit bloßer Hand nicht berührt werden konnte, und die dünne Luft flimmerte wie über einem glühenden Heizkessel. Da und dort wuchsen hohe Haufen zerborstenen Gesteins aus dem Boden wie Schlackeninseln im Feuermeer. Und einsam in der unermeßlichen Weite lag Railhead, die Endstation, eine Segeltuchstadt von zweitausendfünfhundert Einwohnern, vollständig ausgestattet mit Bahnhofsgebäude, Läden, Postamt, Telegraphenamt und Kantine mit der bewohnbaren Welt verbunden nur durch zwei parallele Eisenstriche, drei Fuß und sechs Zoll auseinander, die in der Ferne matter und schmaler wurden, bis sie von einer Luftspiegelung verwischt wurden und im Unbestimmten verschwanden.“feuer und schwert im Sudan (Winston S. Churchill: Kreuzzug gegen das Reich des Mahdi, Kapitel 9: Die Wüsteneisenbahn, 1899)

Ich mal solche Geschichten, zumal Churchill ein glänzender Stilist ist, was man sogar in der deutschen Übersetzung merkt. Als Junge habe ich unzählige Abenteuer-Bücher gelesen. Nach der Lektüre des Kapitels über die Wüsteneisenbahn kaufte ich mir gleich aus Neugier Rudolf Slatins „Feuer und Schwert im Sudan – Meine Kämpfe mit den Derwischen. Meine Gefangenschaft und Flucht, 1879-1895“.
1881 war im Sudan der Mahdi-Aufstand ausgebrochen, und die Mahdisten begannen das Land zu erobern. Am 23. Dezember 1883 geriet auch Slatin in Gefangenschaft des Mahdis Muhammad Ahmad. Slatin konnte den Mahdi überzeugen, vom Christentum zum Islam übergetreten zu sein, und wurde deshalb nicht ermordet. Die nächsten zwölf Jahre lebte er als Sklave des Kalifen Abdallahi ibn Muhammad, des Nachfolgers des Mahdi, und erlangte allmählich das Vertrauen der Mahdisten. 1895 gelang Slatin unter abenteuerlichen Umständen die Flucht; er schlug sich bis zu anglo-ägyptischen Truppen durch.

Was für eine Geschichte! Was für ein interessantes Leben?