Pädagogisches Appeasement

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In einer Befragung von Koch (1992) werden beispielsweise die zu einer ganzheitlichen Sexualerziehung notwendigen Themen Geschlechtsrollen, Zärtlichkeit und Liebe, Körpergefühle, vorehelicher Geschlechtsverkehr, Vermarktung der Sexualität von 80% der Lehrer akzeptiert. 40% der Eltern lehnen jedoch diese Themen für den Schulunterricht ab. Wenn also diese Themen in einer Elternversammlung zur Sprache kommen, besteht die Gefahr, dass Eltern sie für ihre Kinder ablehnen.

Noch problematischer wird es bezüglich der so genannten „heißen Eisen“ schulischer Sexualerziehung: Orgasmus, Selbstbefriedigung, Homosexualität, Schwangerschaftsabbruch, Pornografie, Prostitution. Für die unterrichtliche Behandlung dieser sechs Themen bis zum 10. Schuljahr sprechen sich in der angeführten Studie nur noch 30% der Lehrerinnen aus, und 85% der Eltern lehnen diese Schwerpunkte für ein unterrichtliches Gespräch ab. Bei der Behandlung solcher Themenfelder ist also ein behutsames Vorgehen und Zurückhaltung angeraten. (S. 337)

Der Lehrer hat auf weltanschauliche oder religiöse Überzeugungen der Eltern Rücksicht zu nehmen, z. B. wenn eine Reihe türkischer oder arabischer Schüler in der Klasse sind, sollten die in der Studie von Koch angeführten [sexualpädagogischen] Themenschwerpunkte mit größerer Zurückhaltung angegangen werden. (S. 338)

(Lothar Staeck: Zeitgemäßer Biologieunterricht: Eine Didaktik für die Neue Schulbiologie, 2016)