Doppelmoral der Identitätspolitik

„Die so genannte Identitätspolitik blendet die ökonomischen Verhältnisse aus und fokussiert ausschließlich auf die Diskriminierungserfahrungen als Angehöriger einer gesellschafltichen Gruppe. In der Folge entbrennt ein kampf um die besten Plätze der Opferhierarchie. Auf diesem Dampfer steuert die Linke in den Untergang, weil sie damit den Anspruch aufgbt, die Stimme für alle Opfer des Systems zu sein. (…)

Es ist zusehends uncool geworden, die Klassenfrage überhaupt amzusprechen. (…)

Der akademischen Linken sind die Arbeiter peinlich geworden, weil diese mit all den identitätspolitischen Debatten nichts anfangen können. Man muss es sich leisten können, sich über die Feinheiten der gendergerechten Sprache den Kopf zu zerbrechen. Wer bei Amazon im Lager arbeitet, der interessiert sich eher für eine gerechte Bezahlung. Man kann hier deutlich die Doppelmoral der Identitätspolitik sehen, Globale Konzerne wie Apple, Google und Facebook achten in der Außendarstellung peinlich genau darauf, dass sie ‚divers‘ erscheinen – schon allein deshalb, weil alle immer auch Kunden sind. Aber dieselben Firmen wehren sich, wenn ein Betriebsrat gegründet werden soll.“ (Bernd Stegemann, Mitgründer von „Aufstehen“, in einem aktuellen Interview im „Spiegel“ – dort merkwürdigerweise unter „Kultur“ abgeheftet, nicht unter „Politik“, was naheläge.)