Differenzierte Fakten

Ich lese gerade Israels Existenzkampf: Eine moralische Verteidigung seiner Kriege. Der Titel ist ein wenig missverständlich, weil der Autor natürlich nicht alle Kriege legitimiert; den Libanonkrieg hält er zum Beispiel für eine Katastrophe, eine moralische ohnehin.

Das Buch ist aber äußerst nützlich, weil dort Fakten vorgestellt wurde, die jeder wissen müsste, der hier etwas über die Geschichte Israels meint verlautbaren zu müssen. Wann zum Beispiel wurde das Westjordanland von Jordanien (!) annektiert? Warum sind die Drusen im Libanon nicht vor den IDF geflüchtet? Wie viele Juden lebten 1949 in Israel, und was sagte das osmanische Recht über den Kauf von Land?

Ich stimme mit dem Autor in vielen Punkten überein, zumal ich in „linken“ Foren mit Shitstorms überhäuft werden, wenn ich den Staat Israel verteidige (nicht die Politik der Regierung), und dementsprechend gelaunt bin. Ich nenne aber im Gegensatz zum Autor die „Palästinenser“ nicht ein „Volk“. Überraschung: Die Mehrheit der Deutschen denkt natürlich nicht so wie ich.

Hilfreich sind übrigens die Besprechungen bei Amazon. Das Buch sei „allerdings differenzierter als der Titel androht.“ – „Er scheut nicht davor zurück, Fehler der Juden bzw. Israelis zu benennen, die Details sorgfältig analysierend. Andererseits fordert er auch Fairness vom Rest der Welt und stellt klar, dass bestimmte Geschehnisse, die für einen Beobachter von aussen vielleicht gleichartig erscheinen, im einen Fall Unrecht sind und im anderen Fall durchaus berechtigt, wenn man den Kontext genau betrachtet.“