In der Salzwüste: Un poco mas Atletismo

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Heute morgen kam mir beim Joggen auf der Brücke zum Görlitzer Park ein Rudel Fahrradfahrer entgegen. Ich rief ihnen ein fröhliches „ein bisschen sportlicher! Tempo!“ zu, aber an ihren Reaktionen sah ich, dass sie mich nicht verstanden. Vermutlich hätte „more speed please!“ oder „un poco mas atletismo“ weitergeholfen.

Das erinnerte mich an eine urkomische Situation mitten in der Salzwüste von Bolivien (südwestlich von Oruro, nordwestlich von Uyuni, deswegen heißt sie auch Salar de Uyuni) – einer der abenteuerlichsten Trips, den ich jemals unternommen habe (1984): Drei Tage mit dem LKW und anschließend 40 Kilometer zu Fuß, mit Rucksack, und nach drei Tagen wieder zurück. Mehr zum eigentlichen Reiseziel ein anderes Mal.

Auf der ersten Etappe sollte es nach Huachacalla gehen. Wir starteten von Oruro aus (auf dem oberen Bild bin ich mit Rucksack zu sehen), ab Opoqueri, das damals nur aus einigen Häusern bestand (2. Bild von oben) gab es nicht wirklich eine Strasse, sondern eher eine Art „Landschaftsmerkmal“, das von den Reisenden – wir waren rund 40 Leute auf dem LKW – oft in Eigenarbeit zu einer „Straße“ gebaut werden musste.

Bei langen, gefährlichen und anstrengenden Reisen per LKW sind auf dem südamerikanischen Altiplano (die Salzwüste liegt 3500 Meter hoch) immer zwei Fahrer dabei. Wir haben für die rund 150 Kilometer übrigens zweieinhalb Tage gebraucht.

Es ist üblich, dass der LKW einige Kilometer, bevor das Ziel erreicht ist, anhält und man bezahlen muss. Der Fahrer möchte nicht, dass sich die Fahrgäste bei der Ankunft in alle Winde zerstreuen und die Zeche prellen. Sabaya ist ein elendes Nest, das sich gut als Kulisse für einen Film mit der Fremdenlegion eignen würde, aber die meisten der Reisenden wohnten da.

Als wir die Häuser Sabayas am Horizont erblickten, hielt der LKW an, die meisten sprangen ab und vertraten sich die Beine, während der zweite Fahrer kassierte. Danach setzte sich uralte Ford wieder in Bewegung, obwohl noch nicht wieder alle auf die Ladefläche geklettert waren. Die rundlichen Bäuerinnen und einige ältere Männer konnten auch nicht schnell laufen. Der Fahrer feixte und fuhr grad so schnell, dass die Zurückgebliebenen nicht zurückfielen, aber auch nicht hinaufklettern konnten. Der zweite Fahrer stand breit grinsend auf der Ladefläche und rief den Rennenden einen Satz zu, mit dem er sich bei mir unsterblich gemacht hat: „Un poco mas atletismo!“ („ein bisschen mehr Athletik“). Nach wenigen Minuten hielt der LKW dann wieder an, und alle lachten sich kaputt.