Impetus der Strukturen im Kern des Bereichs der Selbstaktivität

Mein Sekten-Detektor schlug kräftig aus, als ich heute eine unverlangte E-Mail bekam: „Strukturen für einen antikapitalistischen Aufbruch„. Das Wort „Strukturen“ taucht immer aus einem sprachlichen Loch auf, wenn man nichts zu sagen hat und dieses Leere mit Jargon – auch bekannt als Bläh- und Furzdeutsch – übertünchen will. Schauen wir näher hin.

Denn wir meinen, die AKL ist nötiger denn je, denn sie steht für klare und konsequente Positionen in den Kernbereichen der Politik der LINKEN.

Denn wir fangen keinen Satz mit denn an, es sei denn, wir übten uns in neuen Formen des sprachlichen Grauens: Denn ist eine so genannte Konjunktion, ein Verbindungswort – es verbindet etwas mit dem, was vorher gesagt wurde. Der Punkt aber trennt. Denn nach einem trennenden Punkt ist also so etwas wie ein schwarzer Schimmel oder ein grünes Rot, auch wenn die Sprachverbrecher wie Spiegel online das anders sehen, weil das zu ihrer gespreizten Attitude passt.

„Klare und konsequente Positionen“ – da sträuben sich ebenfalls meine Nackenhaare. Sie sagen es nicht klar und angenehm, was erstens, zweitens, drittens käm, sondern „stehen für eine Position„. Was soll denn das? Falls Position eine Meinung meint, warum sollte man dann darauf herumstehen und sie womöglich platt treten? Ich meine etwas unklar und inkonsequent im Kern des Bereichs des Politischen? Und wer positioniert sich am Rand des Bereichs? Man möchte rufen: Horch mal, wer da faselt!

….beschloss eine Bundeskonferenz der AKL den Schritt zu einer festeren Organisierung, um mehr Einfluss, aber auch klare demokratische Legitimierung durch ihre UnterstützerInnen zu erhalten.

Eine festere Organisierung – es tut mir leid, aber das verstehe ich nicht. Ich kenne: „Eine feste Burg ist unser Gott“ aus der – laut Friedrich Engels – „Marseillaise der Bauernkriege“. Das ist Deutsch, das reinhaut, mit Rhythmus und Melodie. Aber würden die Protestanten singen: „eine festere Organisierung ist unser Gott“?

Wenn man den linken Sektierern den Nomimalstil verböte, also jedes ung am Ende eines Wortes, dann fiele ihnen nichts mehr ein, und die Flugblätter würden erheblich kürzer. Das Volk, das gemeint ist, verstünde sie auch, wenn es die Traktate läse, wenn die linken Linken etwas zu sagen hätten.

Inhaltlich wird sich die AKL weiterhin die Systemfrage stellen – das hört sich jetzt gefährlich an, nach Peloton etwa oder mutigem Messerweitwerfen auf ein lebendes Ziel. Was war noch mal das Gegenteil des Inhalts? Ach ja, die Verpackung. Verpackungsmäßig wird Burks sich fürderhin mutig der Sprachfrage entgegenwerfen.

Die AKL streitet für eine konsequente Ablehnung aller Auslandseinsätze der Bundeswehr.

Natürlich geht es immer schief, wenn man das Verneinte kräftig bejaht oder konsequent dafür ist, dagegen zu sein. Das versteht niemand auf Anhieb. Wir sind dagegen, die Erhöhung des Falls der Profitrate zu bejahen. Alles klar soweit?

Wie wäre es mit: Die Dingsbums lehnt es ab, die Bundeswehr im Ausland einzusetzen? Ach so, dann hätten wir kein Wort mit ung. Wo kämen wir denn da hin? Das hatten wir noch nie bei linken Pamphleten.

Antikapitalistische Politik bemisst sich daran, inwieweit sie zur Selbstaktivität der lohnabhängigen Bevölkerung für ihre Interessen beiträgt.

Selbstaktivität – warum erinnert mich das jetzt an die „freiwillige Selbstzensurkontrolle“ der deutschen Filmwirtschaft und anderer Pappnasen? Das Gegenteil hieße „Fremdaktivität“ – das ist aber vermutlich alles, was ich selbst nicht tue, also eine ganze Menge. Geh mal an die Wohnungstür, ich habe es klingeln gehört Fremdaktivität festgestellt.

Was meinen die nur mit diesem verkasematuckelten Deutsch? Sie wollen dazu beitragen, dass das Proletarat mutiger sein möge, wenn es sich an das alte deutsche Kinderlied erinnerte: „Was macht Kapitalisten dampf? – Klassenkampf! Klassenkampf!“?

Eine gute Programmatik reicht jedoch nicht aus – stimmt, eine gutes Programm auch nicht. Mit elegantem Deutsch kann man aber sogar gequirlte Scheiße gut aussehen lassen. Das wäre immerhin ein Anfang, wenn man schon sonst nichts zu sagen hat.