BI Eylauer Straße protestiert gegen Baubeginn für Luxushäuser zwischen Kreuzberg und Schöneberg

BA/Stadtentwicklungsamt Tempelhof-Schöneberg vergibt im Schatten der Neuwahlen Baugenehmigung für ein Immobilien-Großprojekt und ignoriert die Kritik von Anwohnern und Bezirksverordneten.

Die Bürgerinitiative Eylauer Straße im Viktoriakiez protestiert gegen den unangekündigten Beginn der Bauarbeiten auf dem Gelände an der Bahntrasse zwischen Monumenten- und Dudenstraße. An den Depothallen des Deutschen Technikmuseums plant der Investor Thomas Bestgen mit seinem Immobilienunternehmen UTB einen Häuserriegel, der schwer wiegende Folgen für Natur und Anwohner hätte. Heute Morgen wurde an der Monumentenstraße mit Erdarbeiten begonnen.

Ein nahezu identisches Bauprojekt der Investoren Lior Mamrud und Josif Smuskovics wurde im November 2010 von den Anwohnern, dem Kreuzberger Bezirksbürgermeister Franz Schulz und einer Mehrheit der BVV Tempelhof-Schöneberg kritisiert und verworfen. Es sei ein „brachialer Eingriff“ in die Interessen der Anwohner, sagte Schulz damals auf einer Anwohnerversammlung. Der entsprechende Bebauungsplan 7-1 fand keine Mehrheit in der BVV.

Kurz vor Jahreswechsel hat Siegmund Kroll, Leiter des Stadtentwicklungsamtes im Rathaus Schöneberg, bereits eine Baugenehmigung für die Eckgrundstücke erteilen lassen – offenbar unter Umgehung aller politischen Instanzen und unter Missachtung der breiten Kritik. Herr Kroll berief sich dabei auf § 34 des Baugesetzbuches, der dies beim Einfügen in „die Eigenart der näheren Umgebung“ und einer gesicherten Erschließung auch ohne Bebauungsplan zulässt. Diese Bedingungen sind nach Ansicht von Experten allerdings nicht erfüllt.

Das jede Transparenz vermissen lassende Vorgehen des Bezirksamts Tempelhof-Schöneberg ist für die BI zutiefst undemokratisch. Kroll sind die begründeten Bedenken und die schriftliche Einsprüche der Anwohner bekannt, er hat sich aber anscheinend entschlossen, sie einfach zu ignorieren, so die Bürgerinitiative.

Die Pläne des neuen Investors wurden erst vor wenigen Tagen ausgesuchten Interessenten vorgestellt und sind seit Donnerstag im Internet zu finden. Eine Debatte im Stadtplanungsausschuss ist für den 8. Februar angesetzt. So ist zu befürchten, dass die Bezirksverordneten mit bereits in der Zwischenzeit geschaffenen Fakten konfrontiert werden.

Die BI betont, dass Sie nicht generell gegen eine Bebauung ist – aber eben nicht in dieser Form an dieser Stelle. Denn der Bau hätte eine Reihe schwerwiegender Nachteile und würde dem gerade erst beschlossenen Stadtentwicklungsplan (STEP) Klima vollkommen entgegenstehen: Eine wichtige Klimaschneise für die Innenstadt Berlins (nicht nur für den Kiez!) würde verbaut. Der Nord-Süd-Grünzug wäre an der schmalsten Stelle durch einen Betonriegel zertrennt. Der vorhandene Grün- und Baumbestand soll nach Angaben des Investors komplett verschwinden. Die Lebensqualität der Anwohner würde sich dramatisch verschlechtern, die Mieten stark ansteigen und die Gentrifizierung weiter voran schreiten. Zudem ist fraglich, ob die Lage des Projekts an der lärmbelasteten Bahntrasse, der stark befahrenen Dudenstraße und hinter einem Discountermarkt für Käufer überhaupt attraktiv sein kann.

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