Wollt ihr die totale Überwachung?

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Warum glauben eigentlich Rechtspopulisten wie Gabriel (SPD) und andere Kreuzzügler für die totale Überwachung (Bosbach, Wiefelspütz und Konsorten), dass es gut komme, wenn man bei jedem erdenklichen Anlass, bei dem das Wort „Internet“ irgendwie erwähnt wird, sofort „Härter durchgreifen! Überwachen! Strafen! Melden! Durchführen! Verbieten!“ ruft?

Gabriel ist ein ahnungsloser Dummschwätzer, und wer SPD wählt, stellt sich auf ein Niveau mit ihm.

In der Schweiz ist es laut Heise noch schlimmer – das hätten die Nazis nicht besser gekonnt: „Die Schweizer Justizministerin Simonetta Sommaruga drängt auf eine deutliche Ausweitung der Internetüberwachung. Künftig darf die eidgenössische Polizei ihren Plänen nach nicht nur Telefongespräche abhören und E-Mails abfangen. Vielmehr sollen es alle Zugangs- und Diensteanbieter den Ermittlern erlauben, sämtliche Online-Aktivitäten ihrer Kunden vom Chatten über Recherchen mit Suchmaschinen bis hin zum Abrufen von Videos ‚in Echtzeit‘ zu verfolgen.“

Udo Vetter schrieb im Tagesspiegel ganz richtig: „Wenn jemand das Feindbild Nummer eins für deutsche Politiker küren würde, hätten wir einen klaren Favoriten: das Internet. Die virtuelle Welt ist immer schuld. Selbst nach dem Massenmord in Norwegen dauerte es – reichlich pietätlos – nur wenige Stunden, bis eine Kartei für ‚Auffällige‘ gefordert wurde. Oder ein Notrufknopf. Das Speichern aller Kommunikationsdaten. Sogar ein Verbot für Deutsche, Server im Ausland zu betreiben, wurde ins Spiel gebracht.“

Man muss sich das mal konkret vorstellen. Ich nenne die Sommaruga eine Post-Faschistin. Und alle, die „Karteien für Auffällige“ fordern und die totale Überwachung, ebenfalls. Der Schoß ist eben fruchtbar noch, aus dem das kroch.




Solcherlei Substitut

„Es muß nicht immer der Geschlechtstrieb sein, hinter dessen Skandalisierung die wahren Untaten der Akteure verschwinden. Zur Not tut es auch der Mißbrauch des Dienstwagens oder eine abgeschriebene Doktorarbeit. Solcherlei Substitut für Kritik und Widerstand soll aus dem Bewußtsein halten, daß eine Regierung, changiere sie in Schwarz, Rot, Grün, Gelb oder Braun, immer der regierende Ausschuß der herrschenden Klasse ist. Um ihrer und ihrer Klienten ‚Glaubwürdigkeit‘ willen muß der Aberglaube an die persönliche Verantwortung des politischen Personals verbreitet werden. (…) Die Männer, die Geschichte machen, sind Hampelmänner (unter ihnen in neuerer Zeit auch immer mehr Hampelfrauen), Handlanger des höheren Interesses, genannt Sachzwang. Griechenland ersäuft in Schulen ja nicht wegen der Faulheit seiner Bewohner und der Bequemlichkeit seiner Amtsträger, sondern weil deutsche und französische Unternehmen, Banken und, in deren Auftrag, Politiker sich mit von Anfang an faulen Krediten den dortigen Markt für deutsche Exporte erobert haben.“ (Hermann L. Gremliza in konkret 8/2011)




Der Goldschatz von Unna

Hellweg-MuseumHellweg-MuseumHellweg-MuseumHellweg-MuseumHellweg-Museum

Hier ein paar Exponate des Hellweg-Museums in Unna: Der Goldschatz, der um 1375 vergraben und 1952 gefunden wurde (sehr gutes Versteck!), ein mittelalterliches Stadtwappen, römische Terra-sigillata-Schüsseln, um 130 n.Chr., die in Unna gefunden wurden und die aus Trier stammten, ein Webstuhl und eine Druckerpresse. Das Museum ist sehenswert.




Unbekannte Bürger der UdSSR

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Zum Hintergrund dieser Fotos und warum die für mich etwas bedeuten vgl. burks.de vom 08.05.2005: „Mein achter Mai“.




Bonjour Tristesse

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Schön, dass die eisernen Stützpfeiler an der Fassade eines entkernten Hauses am Unnaer Markt entfernt wurden, ohne auf mich und das Café, in dem ich saß, zu fallen. Schade, dass das städtebauliche Kastastrophe links daneben (früher: Café Jokisch) nicht gleich mit abgerissen wurde.

Das gilt selbstredend auch für für den Bahnhof in Bönen (gelegen zwischen Unna und Hamm). Immerhin hatte ich das seltene Erlebnis, mit dem Wagen vor einem geschlossenen beschrankten Bahnübergang warten zu müssen.




Holzwickede: Waldesrauschen (3)

Holzwickede

Ungeachtet der Weltläufte und was es dort zu berichten und zu bloggen sei, widme ich mich dem deutschen Wald, konkret dem Hixterwald aka Sölder Holz.

Der Deutsche an sich hat zum Wald an sich ein besonderes Verhältnis, die meisten Märchen und Mythen spielen dort. Das liegt vermutlich daran, dass Deutschland noch im Mittelalter größtenteils von Wald bedeckt war und alle Geächteten, Outsider, Räuber (bei Schiller auch „Libertiner“ genannt) oder auch nur arme Leute, die sich vor irgendeiner marodierenden Soldateska verstecken mussten, dorthin flohen oder schlicht dort zu überleben versuchten. Der verirrte Wanderer, der im nächtlichen Wald das Licht eines Hauses sieht, ist ein fester Bestandteil vieler Erzählungen. Der Eisenhans („der Wald als märchentypischerm Sitz des Magischen“) war immer mein Lieblingsmärchen, und nicht zufällig ist mein liebster Aufenthaltsort der deutsche Wald im Komparativ – der Dschungel.

Der Hixterwald liegt südwestlich von Holzwickede (das Foto ist von Norden aus aufgenommen worden – also hinten rechts.)

HolzwickedeHolzwickede

Mein Großvater ging mit mir oft zum Kellerkopfdenkmal also known as 130er Denkmal. Das liegt südwestlich vom Hixterwald. Da dieser früher aber viel ausgedehnter war, gehörte das kleine Waldstück sicher dazu.

Im Südwesten des Gemeindegebiets befindet sich das 130er Denkmal (auch Kellerkopfdenkmal). Am steilen Abhang des Kellerkopfes zum Ruhrtal hin wurde am 1. September 1929 das Regimentsdenkmal für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen des 1. Lothringisches Infanterie-Regiment Nr. 130 (im Volksmund „130er“) eingeweiht.
Gebaut wurde diese Gedenkstätte nach einem Entwurf des Berliner Bildhauers Fritz Richter-Elsner von 1926 bis 1929 im Geiste der damaligen Zeit zu Ehren und zur Erinnerung an die gefallenen Soldaten des Regiments, unter denen sich viele einheimische Soldaten befanden. Initiator und Stifter des Denkmals war der 130er Soldatenverein, gebildet aus den überlebenden Angehörigen des Regiments.
Der Kellerkopf war für lange Zeit Ausflugsziel und Naherholungsgebiet. Heute findet lediglich zu Pfingsten eine größere Anzahl an Menschen zum Kellerkopf, denn seit 1979 feiert der Förderverein zur Erhaltung und Pflege des Kellerkopfdenkmals jeden Pfingstsonntag dort ein Friedensfest.

Die einheimische Jugend hat ein ganz eigenes Verhältnis zu derartigen Denkmälern, was ich (als ehemaliger Kriegsdienstverweigerer) schmunzelnd zur Kenntnis nehme.

Übrigens: Der Ausblick in das Ruhrtal ist zwar atemberaubend schön, aber wohnen möchte ich auf dem Kellerkopf nicht, da die nahe Autobahn ständig zu hören ist.

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Und nun zum Hixterwald und dazu, dass Wikipedia teilweise auf Agitprop hereinfällt. Der Wald war in der frühen Neuzeit das Kohlerevier der Gegend. Die Zeugnisse der Bergbaus findet man überall: „Pingen, Transportwege und Schachtreste der Zeche Schwarze Adler.“ Die Zeche im Wald wurde kurz vor der deutschen Revolution im 19. Jahrhundert geschlossen.

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Guckst du aber hier, Holzwickeder:

Am Emscherquellhof entsprang während der Bergbautätigkeit die Emscher. Durch den Bergbau im Hixterwald versiegte die ursprünglich dort entspringende Emscher im 19. Jahrhundert und kam hier am Emscherquellhof wieder zu Tage. Heute entspringt die Emscher wieder im Hixterwald.

Quod erat demonstrandum. Die Emscher entspringt mitnichten „südöstlich von Dortmund bei Holzwickede (Kreis Unna) am Haarstrang auf etwa 147 m ü. NN in einem Quellteich“, sondern, wie man verschämt zugibt: „Genau genommen existieren mehrere kleinere Rinnsale, aus denen die Emscher entspringt, die in besagten Quellteich münden“. Die Emscher entspringt im Hixterwald (auf dem 2. Foto von unten ist sie klar zu sehen). Der so genannte Quellteich im Emscherhof ist nur Agitprop, mit der man Besucher dorthinlocken will, also eine Art Holzwickeder Disneyland, inklusive einer Aussichtsplattform auf einen Tümpel, den man uns als Emscherquelle verkaufen will.

Der Selbach im Osten des Hixterwalds (3. Bild von unten) fliesst übrigens nach Norden in die Emscher, die in Holzwickede einen Bogen nach Westen macht, aber die Ureinwohner von Sölde (meine Tante gehört dazu, die habe ich gestern gefragt), nennen den Selbach auch „Emscher“.

Die Emscher liegt östlich der Lichtung, die ich ganz unten fotografiert habe und auf der ich schon vor einem halben Jahrhundert mit meinem Opa gestanden habe, der Selbach westlich davon.




God-dam: Google’s Official List of Bad Words

Pornoanwalt.de: „Mal wieder wird vom Suchmaschinenriesen kräftig zensiert. Die komplette Liste verbotener Begriffe hat Jamie Dubs im Quelltext entdeckt“. (mehr…)




Politics and Capitalism, revisited

„A new Rasmussen Reports national telephone survey finds that 46% of Likely U.S. Voters now view most members of Congress as corrupt. That’s up seven points from June and the highest finding yet recorded. Just 29% think most members are not corrupt, and another 25% are not sure.“ (via Fefe)

Spiegel Online über den Blockade-Lobbyisten Grover Norquist: „Seine Position ist in den Washington-kritischen USA durchaus beliebt – auch wenn sie vor allem den Stärksten einer Gesellschaft nutzt.“

By the way: „Mr. Norquist also serves on the board of directors of the National Rifle Association of America.“




From many, one

Darauf hat die Welt gewartet. Guttenberg will ein Buch schreiben (lassen)! Fragt sich nur, von wem…

Burks.de veröffentlicht den ersten Satz des Werks. Er lautet: „E pluribus unum“, „From many, one“ – that was the slogan that came together under the more than 215 years the American states to the Union.




Der Glöckner von Notre Unna (3)

Stadtkirche Unna

„Nichts ist stärker als die Zeit“, sagt der Glöckner von Unna, und er muss es wissen. Die Uhr der Stadtkirche wird von Hand aufgezogen, und man muss eine Kraft von 80 Kilogramm dabei in Gang setzen. Heute habe ich viel gelernt. Man kommt nicht so einfach auf den Turm, aber ich bin ja ein sturer Westfale und hartnäckig. Aus dem Mittelalter stammt übrigens das Privileg der Stadt, die Zeit öffentlich anzeigen zu dürfen. Anderen ist das eigentlich nicht erlaubt, nur kümmert das heute niemanden mehr.

Stadtkirche UnnaStadtkirche UnnaStadtkirche Unna

Wenn man das Gewölbe von oben sieht und weiß, dass das Kirchenschiff zwölf Meter weiter drunten ist, kann einem mulmig werden. Überall wurden eiserne Anker geschlagen, weil der Turm früher nur rund ein Jahrhundert hielt, dann fiel er in sich zusammen oder wurde vom Winde verweht. Die Konstruktion der Bögen ist nicht so modern, wie es die Römer konstruiert hätten. Der Glöcker und ich waren uns einig, dass die Christianisierung im frühen Mittelalter die Leute hat zunächst verdummen lassen.

Stadtkirche UnnaStadtkirche UnnaStadtkirche Unna

Im obersten Teil des Turm stehen zwei Baumstämme von mehr als 30 Metern Länge übereinander. Mir ist immer noch ein Rätsel, wie die das ohne Hubschrauber oder Kran in diese Höhe bekommen haben. Auf dem obigen Foto sieht man noch ein Läutewerk, das aber nicht mehr in Betrieb ist.

Stadtkirche UnnaStadtkirche UnnaStadtkirche Unna

Da sich niemand – außer den Unnaern – für diese Fotos interessieren wird, brauche ich auch nicht zu erklären, was ich bei guter Fernsicht – bis rund 30 Kilometern – dort gesehen habe; sie werden es ohnehin erkennen. Auf dem leider etwas unscharfen Foto ist der Garten der ehemaligen Löwen-Apotheke zu sehen.

Stadtkirche UnnaStadtkirche Unna

Morgen bin ich wieder in Holzwickede.




Unna: Dies und das (2)

UnnaUnna

Warum saßen die Leute nicht schon in den 60-er Jahren in Straßencafés? Man mache das einfach nicht. Zu Details fragen Sie den Völkerkundler ihres Vertrauens. Der Markt in Unna mit seinen drei Kneipen ist jedenfalls das Schmuckstück der Stadt und bei erträglicher Witterung (ja, das Wetter ist endlich schön!) ein Ort zum Entspannen, Sehen und Gesehen werden. Das zweite Bild hatte ich schon angekündigt – das ehemalige Hotel „Zum König von Preußen“, in dem Heinrich Heine logierte (das graue Gebäude in der Mitte).

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Der runde Turm gehört zum Hellweg-Museum, das den Goldschatz beherbergt. (Agitprop: „Damit gehört das Hellweg-Museum im statistischen Vergleich zu der Spitzengruppe von 30% aller Museen in der Bundesrepublik, die über 5.000 Besucher pro Jahr aufweisen.“) Der Kirchturm ist Teil der Evangelischen Stadtkirche, dem ältesten Gebäude der Stadt. Sie „ist eine spätgotische Hallenkirche, die ab 1322 errichtet wurde. Der Grundstein des Chors datiert auf 1389, vollendet worden soll der Chor im Jahr 1396 sein. Der Turm wurde im 15. Jahrhundert erbaut“. (Dazu alsbald mehr.)

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Das Café Prünte in der Bahnhofstraße war in den 60-er Jahren der Treffpunkt der Schüler der Gymnasien. Ganz aktuell kann ich die Stachelbeertorte empfehlen. Beim Kaffee sollte man aufpassen, dass keine Bienen, Wespen oder sonstige Insekten hineinfallen und ertrinken, weil sie im Sturzflug die Torte verfehlt haben (ich weiß, wovon ich rede – und man kriegt keinen neuen Kaffee gratis, weil das höhere Gewalt ist).

Unna

Das vorletzte Bild sagt natürlich niemandem etwas – außer mir. Ich hatte nicht gedacht, dass das Haus überhaupt noch vorhanden wäre. Es ist die Diakonie der evanglischen Kirche. Ich bin flugs ins Geschäftszimmer spaziert und habe den Damen erklärt, dass ich in ihrem Haus 1972/73 den Zivildienst geleistet hätte. Das ist jetzt schon etwas länger her. Nach einigem Nachdenken fiel ihnen der Name meines damaligen Vorgesetzen ein, dem Diakon Dieter Mau. Und schon bekam ich den heutigen Pensionär ans Telefon – er erinnerte sich sogar an mich. Ich war damals der zweite Zivildienstleistende in Unna überhaupt. Wir plauderten ein wenig über die alten Zeiten.

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Da ist sie, die Marktcam Unna – sie versteckt sich im zweithässlichsten Haus am Markt, einem simplen Plattenbau, in den Räumen eines Heilpraktikers.




Holzwickede: Träumen vom Hilgenbaum und der Kornmuhme? (2)

Holzwickede

Schön, dass ich ein Blog habe. Die Westfälische Rundschau bringt heute eine halbe Seite ihres Lokalteils Holzwickede über mich, und ich musste bei einigen Sätzen schon heftig schlucken.

Nein, ich träume nicht nur von Holzwickede, wenn ich im Ausland bin (wie es dort steht). Das wäre ja fürchterlich.

Ich hatte dem jungen Kollegen erzählt: Bei langen Auslandsreisen verblassten die Träume von Berlin allmählich, aber es dauerte immer Wochen, bis ich anfing, von der Gegenwart – zum Beispiel in Südamerika – zu träumen. Stattdessen machten meine Träume eine Art Zeitreise, immer weiter zurück in die Kindheit, als sei das Unterbewusstsein noch nicht in der Lage, das real Erlebte zu verarbeiten.

Ich habe auch nicht mit meiner Mutter im Wohnzimmer gesessen und auf den Weltuntergang gewartet, den die Neuapostolischen erwarteten. Aber ganz falsch ist das nicht: Johann Gottfried Bischoff, der Chef der Sekte, genannt „Stammapostel“, hatte Weihnachten 1951 verkündet, dass er der letzte „Stammapostel“ sei. Jesus werde zu seinen Lebzeiten wiederkommen. Das ist natürlich eine klassische millenaristische Botschaft, die den ideologischen Gehalt derjenigen „adventistischen“ religiösen Gruppen ausmachen, die sich so von den christlichen Mainstream-Kirchen absetzen.

Wikipedia: „In der Folgezeit wurde diese Botschaft innerhalb der NAK immer bedeutsamer. Unter anderem wurden Aufnahmen in die NAK, die so genannten Versiegelungen, sowie Berufungen in die neuapostolischen Ämter ab September 1954 von der Annahme der Botschaft abhängig gemacht. Zahlreiche Gemeindeglieder und höchste Amtsträger widersetzten sich dem und wurden daraufhin ausgeschlossen. Von der der NAK wurden sie fortan als ‚Zweifler, Rechthaber und Eigenbrötler‘ bezeichnet. Sie gründeten zum Teil neue Gemeinschaften wie die Vereinigung Apostolischer Gemeinden. Prominenteste deutsche ‚Opfer‘ waren am 23. Januar 1955 der designierte und ordinierte Nachfolger des Stammapostels, der rheinische Bezirksapostel Peter Kuhlen, sowie seine zwei Mitapostel Dehmel und Dunkmann.“ Natürlich starb der Herr irgendwann.Hilgenbaum

In diesem Milieu bin ich groß geworden, und das hat auch meine Kindheit geprägt. Natürlich wissen die heutigen Sekten-Mitglieder davon nichts, zu einer kritischen Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Vergangenheit ist die NAK nicht in der Lage, geschweige denn zu ihrer schrecklichen Rolle im Nationalsozialismus.

Und nun zu uns, Hilgenbaum: „Östlich des alten Ortskernes stand früher eine uralte Eiche, die ihren Namen dadurch bekam, dass dort Nachrichtenzettel (Hilgen) angebracht wurden. Andere Quellen deuten den Namen als heiligen (=hilgen) Baum. Nachdem der historische alte Baum einem Feuer zum Opfer fiel, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts an (fast) gleicher Stelle ein neuer Baum gepflanzt. Er befindet sich auf der SO-Seite der Kreuzung Massener Straße/Goethestraße, während der erste Hilgenbaum den Unterlagen nach ‚auf der Kreuzung‘ stand.“

HolzwickedeHolzwickede

Nein, meine Großeltern hatten keinen Hof in Hengsen-Opherdicke, wie der Hellweger Anzeiger schreibt, sondern wohnten ganz normal in der Hengser Straße (wie ich gestern schon schrieb). Wenn mein Opa mit mir in den Hixterwald ging und wir an den Kornfeldern vorbewanderte, erzählte er mir von der „Kornmuhme„. Das sei eine alte Frau, die es besonders auf kleine Jungen abgesehen hatte, die in die Felder rennen wollten, um das Korn zu zertreten. Ich war damals ziemlich beeindruckt. („Häufig als altes, grauenerregend anzusehendes Weib, seltener in Mann- oder Tiergestalt streichen sie durch Getreidefelder und können unter Umständen dem Menschen gefährlich werden.“)

Die Emscherquelle im Hixterwald habe ich gestern nicht gefunden, obwohl ich als Kind an ihr gespielt habe. Vielleicht ist sie auch verschwunden: „Der Hixterwald beherbergt die historische, ursprüngliche Quelle der Emscher. (…) Besondere Bedeutung hat der Hixterwald als frühes Kohlerevier. Überall sind noch Zeugnisse des primitiven Bergbaus im 18. und 19. Jahrhundert zu erkennen. Im Wald finden sich Pingen, Transportwege und Schachtreste der Zeche Schwarze Adler.“ (Liebe Westfälische Rundschau, Hixterwald schreibt man in einem Wort!)

Update: Ursprünglich stand hier Hellweger Anzeiger. Der Kollege hat mein Blog gelesen und mich um Korrektur gebeten. Jetzt sitze ich in einem Internet-Cafe in Unna und verstelle denen erst einmal alle Browser-Optionen…




Holzwickede: Back to the Roots (1)

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Holzwickede est omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt Nordseite, aliam Südseite, tertiam Opherdicke et Hengsen appellantur. Zugeben: Holzwickede ist und war, obzwar im Ruhrpott gelegen, immer ein Dorf – zwischen Dortmund und Unna -, und hat selbst andere Dörfer eingemeindet. Da ich dort meine Kindheit verlebt habe, bin ich vermutlich ein Landei.

Heute war ich dort, bin meinen alten Schulweg von meinem Geburtshaus (Nordstrasse 2, 3. Foto, das Fenster im dritten Stock war mein Geburtszimmer) bis zur leider abgerissenen Nordschule gelaufen und habe den Bahnhof gesucht (wurde abgerissen, was dort jetzt steht, kann man beim besten Willen weder Architektur noch Bahnhof nennen). Die Bahngeleise sind auch im Kopf der Holzwickeder: Wer nördlich davon wohnt, geht nicht wirklich gern in den Südteil des Dorfes (durch die Unterführung) und umgekehrt. Das war schon immer so und wird auch so bleiben, auch wenn sich irgendein Bürgermeister mit einer ungemein hässlichen Fußgängerbücke für drei Millionen Euro ein persönliches Denkmal gebaut hat, was ungefähr so sinnvoll war wie der Turmbau von Babel.

Das nichtssagende Foto mit dem Bürgersteig und dem roten Auto wird dann zu einer historischen Aussage, wenn man es mit dem Foto Klein Burks in Holzwickede vergleicht – das wurde aus derselben Perspektive geschossen, nur vor 55 Jahren.

Rathaus. Gebäude in der Hauptstraße. Der Emscherpark, Startpunkt des Historischen Bergbaurundwegs Holzwickede (mein Großvater und mein Vater haben in der Zeche Caroline in Holzwickede nach dem Krieg gearbeitet).

Der kleine Tunnel ist hier, meine Tante nannte ihn immer den „Krüper“ offenbar ein seltenes Wort für „kleiner Tunnel“. In meiner Kindheit bin ich immer im Winter den Abhang bis fast in den Tunnel hineingerodelt; Autos fuhren damals so gut wie nie.

Das unterste Bild ist nur für familäre Insider: Die ehemalige Hengser Straße (welcher Dödel hat die eigentlich in Hauptstraße umbenannt – die führt doch nach Hengsen?!) – im dritten Haus von links wohnten meine Großeltern, Auf dem Bürgersteig vorn rechts habe ich oft gespielt. Doch dazu mehr in Kürze.

Morgen treffe ich den Glöckner von Notre Unna.




Unna: Evangelischer Porno, Kiesinger und der Scotch Club (1)

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Dicht hinter Hagen ward es Nacht,
Und ich fühlte in den Gedärmen
Ein seltsames Frösteln. Ich konnte mich erst
in Unna, im Wirtshaus, erwärmen.

Ein hübsches Mädchen fand ich dort,
Die schenkte mir freundlich den Punsch ein;
Wie gelbe Seide das Lockenhaar,
die Augen sanft wie Mondschein.

Ich habe das Gedicht einer blonden Kellnerin gezeigt, die mir hier in Unna auf dem Markt ein Bier einschenkte, aber sie kannte Heinrich Heine nicht und auch nicht sein „Deutschland – ein Wintermärchen“. Das Wirtshaus, im dem Heine damals einkehrte, steht hier noch (das Wetter war heute bescheiden, Foto folgt in den nächsten Tagen).

In Unna bin ich zum Gymnasium gegangen. Damals haben wir gar nicht bemerkt, dass auf einem der ältesten Fachwerkhäuser am Markt (Nr. 10) ein Mönch zu sehen ist, der es mit einer Nonne treibt. Das Haus stammt aus dem 16. Jahrhundert – die Anhänger der Reformation in Unna wollten sich über den „sittenlosen“ Katholizismus lustig machen. Ich wundere mich, dass nicht irgendein schmallippiger Jugendschutzwart fordert, die Schnitzerei zu entfernen. Jugendschutz.net – übernehmen sie!

Unna ist ein hübsches Städtchen mit einem mittelalterlichen Stadtkern und Resten einer Stadtmauer. Leider haben die 70-er Jahre allerhand Verwüstungen angerichtet, als man Altes abriss anstatt es zu restaurieren. Die heutige auf der zentralen Bahnhofstrasse (früher: Viehstrasse) angesiedelte Kleinbourgeoisie hat auch keinen besseren Geschmack. Es ist zum Weinen, und die Werbung ist wahr: Beton – es kommt drauf an, was man draus macht. Eben.

Nur wenige Unnaer werden sich erinnern, welche politische Bewandnis es mit dem Balkon über dem Juwelierladen hat (Ecke Morgenstrasse). Dort oben stand 1969 der damalige Kanzler Kurt Georg Kiesinger und faselte etwas von der roten Gefahr. Unten standen ein paar hundert wohlwollende Bürgerinnen und geneigte Bürger und jubelten ihm zu. Alle? Nicht alle. Drei böse Buben vom Pestalozzi-Gymnasium Unna standen auch dort und verweigerten sich dem Konsens. Einer davon war ich, der zweite war der, bei dem ich gerade wohne, und der dritte im Bunde war ein Polizistensohn, der sogar ein selbst gemaltes Transparent hochhielt. Darauf stand: „Hallo PG“ (für Parteigenosse). Kiesinger war in der NSDAP gewesen, und das fand man in Deutschland damals nicht ehrenrührig. Auf einem anderen Balkon stand unser Französisch-Lehrer, ein CDU-Mitglied, und guckte gaaaanz böse.

By the way: Das Gebäude meiner alten Schule PGU steht noch, samt der Skulptur, die allgemein „Hohler Zahn“ genannt wurde. Das neue PGU ist jetzt in einem Gebäude daneben. Zum Ehemaligen-Treffen laden die mich nie ein. Das mag gar nicht an böser Absicht liegen; vermutlich ist der Abitur-Jahrgang 1971 einfach zu lang her und man hat die Namen nicht digitalisiert. Genau das sagte man mir bei meiner Heimatzeitung Hellweger Anzeiger, als ich zaghaft fragte, ob meine ersten journalistischen Versuche damals als Jugendredakteur erhalten geblieben wären.

Das Foto ganz unten zeigt eine Sehenswürdigkeit für Schüler, die in den 68-ern in Unna lebten. Damals hieß das Etablissement „Scotch Club“ und war eine winzige Diskothek, in der man Mädchen kennenlernen konnte. Das Ambiente erinnert mich ein wenig an „Last Exit Sossenheim“ von Clodwig Poth.

Morgen bin ich in Holzwickede.




The Left is Right

The Telegraph: „I’m starting to think that the Left might actually be right. (…) It has taken me more than 30 years as a journalist to ask myself this question, but this week I find that I must: is the Left right after all? You see, one of the great arguments of the Left is that what the Right calls “the free market” is actually a set-up.“

Lieber Kollege Charles Moore, um diese Frage zu stellen, habe ich nicht dreißig Jahre gebraucht. Ich habe sie schon in den sechziger Jahren gestellt und in den Siebzigern dann beantwortet.




Holzwickede

Holzwickede

Das sind mein Vater und seine Schwester (meine Tante) ungefähr hier in Holzwickede (fotografiert in Richtung Südosten). Wann genau das Foto gemacht worden ist, weiß ich nicht, jedenfalls zwischen 1945 und 1952.

Ich werde jetzt eine Woche in Unna und Holzwickede sein und meine Kindheit erwandern. Mehr in den nächsten Tagen auf burks.de oder hier oder hier. (Ja, ich habe dort Internet!)




Pin-up 2.0

pinup




Online-Durchsuchungen gegen christliche Terroristen!

Wie kann man den Massenmord in Norwegen instrumentalisieren, um die eigenen politischen Ziele durchzusetzen? Peter Gridling, der Chef des österreichischen Inlands-Geheimdienstes, macht es vor: „Der norwegische Attentäter Anders Behring Breivik hat Spuren im Internet hinterlassen. Um eine größere Chance zu haben, Anschläge zu verhindern, fordert der Chef des österreichischen Verfassungsschutzes, Peter Gridling, eine ‚Datenspeicherbefugnis‘.

Ich wundere mich nur, dass Bosbach und Wiefelspütz noch nicht auf die Idee gekommen sind. Und warum fordern die üblichen Verdächtigen nicht „Online-Durchsuchungen“? Das ist irgendwie ganz aus der Mode gekommen. Das hätte es früher nicht gegeben, dass unsere Überwachungsstaat-Lobby das vergessen hätte.




Skandinavischer Rechtspopulismus

Ein Artikel von mir im Tagesspiegel: „Was macht den Rechtspopulismus in Skandinavien so stark?“ (Leider ohne Links, ich dachte, er sei nur für Print gedacht)




Klein Burks in Holzwickede

Burks

Das bin ich im Jahr 1955 ungefähr hier.