Isharegossip.com, revisited [Update]

Isharegossip.com

Natürlich wird der dieser Link von allen Medien verschwiegen. Es geht hier um eine Gewalttat, die sich offenbar zwischen Schülern der Carl-Bosch-Oberschule in Berlin-Hermsdorf (oder deren Freunden) ereignet hat. „Ein 17-Jähriger ist am Sonnabend in Wedding von rund 20 Jugendlichen bewusstlos geprügelt worden, nachdem er seine Freundin verteidigen wollte. Gegen sie war zuvor auf der Internet-Mobbingseite ‚Isharegossip‘ gehetzt worden.“

Über das Mobbing-Portal isharegossip.com hatte ich hier schon berichtet. Bei meedia.de liest man: „Angemeldet wurde isharegossip.com in Neuseeland, die Server stehen in Schweden, wie einer der Betreiber in einem Interview erklärte beim gleichen Anbieter wie die Server von Wikileaks. Inhaber der Seite ist laut isharegossip.com eine Firma namens Jufax Intertaiment in Riga, Lettland.“

Das ist ja mal wieder das übliche Niveau. Ich gehe übrigens davon aus, dass die meisten Leute, die sich in den einschlägigen Newsgroups und WWW-Foren über die Website „beschweren“ („schlimmste Seite überhaupt“), Werbung dafür machen. Die Masche ist alt.

Alexa oder vergleichbare Angebote sind natürlich gesetzt bei der Suche. Die Website isharegossip.vom wird gehostet von der schwedischen Firma PeRiQuito AB: „PRQ AB, Box 1206, SE-11479 Stockholm, Sweden (info@prq.se) (can also receive courier mail)“.

Na also – die haben doch sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag. „Based in Stockholm, PRQ is owned by Gottfrid Svartholm and Fredrik Neij, two founders of The Pirate Bay.“ – „Part of PRQ’s business model is to host any customers regardless of how odd or controversial they may be, as long as the hosted sites follow Swedish laws.“

The Local (Nachrichten aus Schweden in englischer Sprache) hat schon über das Thema geschrieben; der Provider hostet auch Foren, die verdächtigt wurden, sich mit Kinderpornografie zu beschäftigen: „The law does not allow for the closure of websites or the prosecution of those behind them. Jonas Persson explained why: ‚I don’t think a tightening of the legislation is desirable – it would come dangerously close to encroaching on freedom of expression legislation,‘ he said.“

Ich würde das Portal Isharehossip.com aus gleich mehreren pädagogisch wertvollen Gründen im Unterrricht behandeln. Wer herausfinden will, wer dahintersteckt, braucht Medien- bzw. Internet-kompetenz. Die Schule ist dafür da, um diese zu vermitteln. Das Mobbing-Portal demonstriert auch, dass man eine Balance zwischen Meinungsfreiheit und deren Folgen finden und dass das die Gesellschaft jeweils aushandeln muss. Und nicht zuletzt: Man kann wunderbar über soziale Kompetenz diskutieren und darüber, dass jemand, der sich von so einem Scheiß beeindrucken lässt, überlegen sollte, warum es Leute gibt (wie mich), die sich über diese Art von Mobbing nur kaputtlachen können.

Update: Ich frage mich immer, warum mache Journalisten denken, bei der sinnfreien Sprechblase „Jugendschutzwarte greifen ein“ würde mir ein wohliger Schauer über den Rücken laufen. „..die Betreiber, die sich hinter einem Schutzwall aus Anonymisierungsdiensten verstecken, sind in der Defensive. Wenn sie bis Donnerstag keine Stellungnahme abgeben, wird die Seite von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien auf den Index gesetzt – damit wäre sie beispielsweise über Suchmaschinen bald nicht mehr auffindbar“, schreibt Sp“On“. Was für ein Unfug! Ich fürchte aber, die wissen es nicht besser…