Heroin auf Krankenschein

Titel:Heroin - Titelfoto:Dietmar Gust Heute kaufte ich ausnahmsweise ein Holzmedium, die taz, um mich beim Busfahren nicht zu langweilen. Der Artikel „Heroin künftig auf Krankenschein“ verschaffte mir Genugtuung. Darf ich kurz darauf hinweisen, dass ich das schon 1993, also vor siebzehn Jahren, in meinem Buch über Heroin forderte?

Damals wollte das ausser einem kleinen Kreis Eingeweihter niemand hören und niemand hat sich getraut, über meine Thesen öffentlich zu diskutieren. Der gesellschaftliche Diskurs über Drogen ist jedoch bekanntlich irrationale Moraltheologie – wie auch der über „Kinderpornografie im Internet“ – und hat mit rationalen Argumenten, die seit dreissig Jahren bekannt sind, rein gar nichts zu tun. Es geht um symbolischen Exorzismus und um nichts Anderes.

„Künstliches Heroin, sogenanntes Diamorphin, wird bald zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen gehören. Das beschloss der Gemeinsame Bundesausschuss (ja, das kann man verlinken, ihr Internet-Ausdrucker der taz!) von Ärzten, Krankenhäusern und Kassen am Donnerstag in Berlin.“

Das ist schon wieder halb falsch, obwohl das sogar in der Pressemeldung der Ärzte so steht. Heroin ist immer „künstlich“, es kommt in der Natur nicht vor, sondern wird aus Opium gewonnen. „Der englische Chemiker Charles Robert Alder Wright entwickelte 1873 ein Verfahren zur Synthetisierung Diacetylmorphins, eines Syntheseprodukts aus Morphin und Essigsäureanhydrid. Am 26. Juni 1896 griff die Aktiengesellschaft Farbenfabriken (heute Bayer) das Verfahren auf und ließ es unter der Bezeichnung Heroin und der Patentnummer 31650 F 2456 schützen. Wenig später gelang am 21. August 1897 nach dem gleichen Verfahren dem bei Bayer beschäftigten Chemiker Felix Hoffmann ebenso die Synthetisierung Diacetylmorphins. Daraufhin startete ab 1898 der Bayer-Konzern die Produktion von Diacetylmorphin„.

„Mediziner werteten die Vergabe von künstlichem Heroin an Schwerstabhängige in Modellprojekten in sieben deutschen Städten bisher durchgehend als Erfolg.“ Ja, ich habe es vorhergesagt und Recht behalten.