Lechts und rinks

Schöner Kommentar von Claus Christian Malzahn: „Die rechnerisch stabilste Mehrheit in Thüringen bestünde übrigens aus CDU und Linken – absurd? Warum sollen die beiden großen konservativen Parteien im Osten nicht endlich mal öffentlich kooperieren?




Vetternwirtschaft beim NDR [Update]

Sueddeutsche.de: „Ein Dreh zuviel“ – ein hübscher Artikel über die Vetternwirtschaft beim NDR: „Doch der Fall geht weit über die Begünstigung des eigenen Ehemanns durch eine Fernsehredakteurin hinaus. Unterlagen, die der SZ vorliegen, deuten auf ein ausgedehntes System der Vetternwirtschaft hin, das in mehreren Fällen Straftatbestände wie Betrug oder Untreue erfüllen könnte. Die Staatsanwaltschaft Hamburg prüft den Fall bereits. So zahlte die Münchner Agentur AllMedia Pictures, mit der Heinze oft zusammenarbeitete, mehrmals hohe Beträge für wahrscheinlich fiktive Leistungen.“

Update 31.08. Spiegel Online: „Die suspendierte NDR-Fernsehfilmchefin Doris Heinze hat nicht nur ihrem Ehemann verdeckt Aufträge verschafft, sondern auch eigene Drehbücher eingeschleust. Nach Informationen des SPIEGEL legte sie sich dafür das Pseudonym Marie Funder-Donoghue zu und erfand wiederum eine Biografie.“

Man lese zum Thema auch die völlig unkritische Jubelorgie der Zeit (DIE ZEIT 1999) über Heinze. Das eben ist das übliche Rechercheniveau hierzulande. „Doris Heinzes Kalender strotzt vor Terminen. Dennoch findet sie die Muße, eigene Drehbücher zu Papier zu bringen.“ Eben.




Wahlen

Forschungsgruppe Wahlen für Thüringen: „Die CDU hat in allen Altergruppen starke Verluste und liegt bei den 45- bis 59-Jährigen mit 30 Prozent (minus 14 Punkte) mit der Linke mit 29 Prozent (plus eins) praktisch gleichauf. Auch bei Wählern mit höherer Bildung liegen CDU und Linke auf einem Niveau, nur bei Hauptschulabsolventen ist die CDU mit 36 Prozent klar stärker als die Linke mit 28 Prozent. Bei Arbeitslosen ist die Linke mit 42 Prozent (plus fünf) mehr als doppelt so stark wie die CDU mit 20 Prozent (minus 13), wobei die CDU ihre stärksten Verluste mit minus 15 Punkten bei berufstätigen Wählern hat.“

[Analyse Sachsen][Analyse Saarland]




RefControl, ja bitte!

Zensur




Das Wort zum Sonntag über Hypathia

Spiegel Online über die Bibliotkek von Alexandria: „Diese Arche hellenistischer Gelehrsamkeit ging keineswegs von einem auf den anderen Tag unter, es war vielmehr ein langsamer Verfall. Ein Faktor, der den Prozess beschleunigte, war das Christentum. Überfälle christlicher Fanatiker auf die Bibliothek gelten heute unter Forschern als gesichert, nur um die genaue Datierung der Anschläge streiten Ägyptologen noch. Als bekanntes Datum in der Geschichte des Kampfes der Christen gegen spätantike Intellektuelle gilt das Jahr 415, in dem Mönche die Mathematikerin und Philosophin Hypatia gefangen nahmen und zu Tode folterten. Das Schicksal der Denkerin steht symbolisch für das der Bibliothek: Beide gehörten zur Antike und ihrer Götterwelt und passten daher nicht in das Weltbild der neuen Religion.“




Wer verschlüsselt, macht sich verdächtig

Beim Lesen des Artikels auf Spigel Online „Persönliche Notizen führten zur Verhaftung von Ex-Terroristin Becker“ hat es mir schier die Sprache verschlagen: „Die sichergestellten Computer sind noch nicht ausgewertet. Sie waren ein Grund für die Durchsuchungsaktion gewesen. In einem überwachten Telefongespräch hatte sich Becker nach Verschlüsselungstechnik erkundigt. Dieser Verschlüsselung wollten die Behörden zuvorkommen.“ Nur gut, das ich dazu niemanden mehr anrufen muss. Und meine Recher sind ja ohnehin immer noch beschlagnahmt.




Schäubles Abhörzentrale bei der taz [Update]

Leider kam ich für diesen hübschen Anlass zu spät, hatte das Thema schlicht überlesen, weil die taz bei allen Themen, das Internet betreffend, nicht mehr ernst nehme. Nicht nur ein Blogger hat das Thema dokumentiert: „Am 23.08.2009 veröffentlichte die taz den Artikel Schäubles Abhörzentrale von Meike Naber, mit pikanten Details über die neugeschaffene Bundesabhörzentrale in Köln. Bereits am Nachmittag ließ sich der Artikel nicht mehr abrufen, zunächst mit dem Hinweis auf rechtliche Gründe.“ Der taz-Artikel enthielt totaken Blödsinn wie „Bei E-Mails und SMS werden die Inhalte erfasst, beim Mobilfunk kommt die Funkposition hinzu.“ Typisch taz, die schreiben dort nur elektronscihe Postkartne, niemand, aber auch niemand verschlüsselt seine E-Mails und zum Thema Sicherheit im Internet hat die Redaktion ein Verhältnis wie Klaus Störtebeker zum Handelsrecht. (Auf Wikileaks ist eine Kopie des Original-Artikels und auch anderswo)

Der Blooger schreibt weiter: „Bereits am Abend des 23.08. verschwindet der Hinweis auf die “rechtlichen Gründe” von der taz-Webseite. Nunmehr ist davon die Rede, dass der Artikel von der “Redaktion aktualisiert” wird.“

Auch sonst glänzt der Artikel durch unjournalistische Propaganda: „Kriminelle und Terroristen tarnen sich, indem sie ausländische Telefon- und Internetanbieter benutzen, ihre IP-Adressen durch Anonymisierung unkenntlich machen und den Internetverkehr verschlüsseln. Das Bundesinnenministerium resümiert in dem Dokument, das der taz vorliegt: die Sicherheitsdienste verfügen über zu wenig neue Technik und Fachleute, um diesen Herausforderungen gerecht werden zu können.“ Das ist erstens nicht richtig, weil Anonymisierungsdienste genau dsa tun, was ihr Namen sagt und das legal ist und Schäuble auch dann ncihts mitbekäme, wenn er eine Million Bemate einstellte. Und zweitens sind Formulierungen sie „um diesen neuen Gefahren zu begegnen“ schlicht PR, weil sie suggestiv die Begriffe übernehmen, die die Schäuble-Lobby gern hätte. Die angeblichen Gefahren sind so „neu“ wie das Internet selbst. Man merkt, dass sich kein Redakteursgehirn selbständig in Bewegung gesetzt hatte. Netzpolik.org dokumentiert weitere Fehler.

Ich kann mich der Meinung des Bloggers nur anschließen: „Es stellt sich nicht nur die Frage, warum gegen den Artikel rechtliche Schritte eingeleitet oder angedroht wurden, sondern auch, warum die taz sich derart verschlossen zeigt. Wäre der Text in einem Blog statt einer Tageszeitung erschienen, hätte die Autorin ihre Leser auf die Sperrung aus rechtlichen Gründen hinweisen können und damit zu seiner Verbreitung (Streisand-Effekt) beigetragen. Dies hätte sicherlich zu heftigen Gegenreaktionen geführt und das BMI (oder wer auch immer hinter dieser Aktion steckt) zum Umdenken gezwungen oder der Lächerlichkeit preisgegeben.“

Nachtrag 30.09.: Der Artikel erschien jetzt in der Print-Ausgabe, hat sich aber nicht verbessert: „Kriminelle und Terroristen tarnen sich, indem sie ausländische Telefon- und Internetanbieter benutzen, ihre IP-Adressen durch Anonymisierung unkenntlich machen und den Internetverkehr verschlüsseln.“




Minipanzer und Skype

In der Heise-Meldung von gestern heisst es: „Ein Schweizer Software-Entwickler hat auf seinen Seiten den Quelltext zu einem Programm veröffentlicht, das verschlüsselte Kommunikation über Skype heimlich belauschen kann. Das Programm ist dazu vorgesehen, als Trojanisches Pferd auf einem PC eingeschmuggelt zu werden. Dort klinkt es sich nach Angaben des Autors in den laufenden Skype-Prozess ein, schneidet die Audio-Daten der Gespräche heimlich mit und lädt sie dann als MP3-Dateien auf einen externen Server.“

Ds habe ich mir genauer angesehen. Das Trojanische Pferd ist mitnichten ein „Bundestrojaner“, den es bekanntlich nicht gibt, sondern das Programm Minipanzer: „Minipanzer is a trojan horse that disguises as any kind of file type and when executed on a victims system it collects all sensitive data like account information etc. and sends it to an email address owned by the attacker. It is a one-shot-trojan. It doesn’t install on a target system but only executes its payload and removes itself afterwards.“

Im dazugehörigen Blog heisst es: „The code is simple and straightforward. You have know malware development is no rocket science and if you expect big magic you are at the wrong place.“ Am besten hat mir der Kommentar „Giovannis“ gefallen: „Despite what some people say, Skype has never been secure. It is relatively easy to hack skype accounts, skype does not even check if the same user logs in simultaneusly on different machines and what is worst, the second user can get a copy of all the chats .
Skype is good for housewifes that want to chat a bit with their kids, but for confidential conversations the use of strong voice encryption is required. In our company we tested many of them, we now keep with PhoneCrypt from securstar as it proved to be very good, stable, and with an excellent voice quality.“

Ich verweise auf mein hiesiges Posting „“Bayerntrojaner” zum Abhören von Internet-Telefonie?“ sowie auf meinen Artikel in der Netzeitung: „Wenn der Laptop zweimal klingelt“.




Argumente gegen Windows

Heise: „Die Free Software Foundation (FSF) hat eine Kampagne gegen Windows 7 gestartet. Auf der Seite windows7sins.org weist die Organisation auf die Gefahren von proprietärer Software und von Windows im speziellen hin.“

„Sieben Kritikpunkte führen die Aktivisten auf: Microsoft investiere viel Geld, um die eigenen Produkte im Erziehungswesen zu verankern; Schüler und Studenten würden nicht lernen, mit Computern umzugehen, sondern mit den Produkten eines Unternehmens. Microsoft dringe in die Privatsphäre der Anwender ein, wenn im Rahmen des Programms „Windows Genuine Advantage“ die Systeme der Windows-Nutzer inspiziert würden. Das Unternehmen nutze sein Monopol aus, zwinge seine Kunden zu ungewollten Upgrades und blockiere offene Standards. Windows enthalte Mechanismen zum Digital Rights Management und sei ein Sicherheitsrisiko.“




Liste der „Top 100 Dirtiest Web sites“ veröffentlicht

Norton Safe Web; „Symantec’s Web site ratings service Norton Safe Web presents the Dirtiest Web Sites of Summer 2009 – the top 100 infected sites based on number of threats detected by Norton Safe Web as of August 2009“
Da ein Leser im Heise-Forum ganz richtig (Original-Schreibweise): „skandal! mit der veröffentlichung dieser liste hat man in unverantwortlicher und mit dem deutschen rechtsstaat unvereinbarer art und weise dem mißbrauch vorschub geleistet! da gehört ein stoppschild davor und die liste sollte „jederzeit überprüfbar“ von „erfahrenen Sachbearbeitern nach dem 4-Augen-Prinzip“ verwaltet werden. aber niemals hätte diese liste öffentlich werden dürfen! die verantwortlichen müssen natürlich mit der vollen härte des deutschen gesetzes verfolgt und bestraft werden!!!“




Jugendschutzwarte

Ich ärgere mich ständig daräber, dass der Heise Newsticker die Agiptprop aka Pressemeldungen der Jugendschutzwarte von jugendschutz.net fast immer ungeprüft als journalistische Wahrheit verkauft und schlicht ohne Recherche übernimmt. So auch jetzt wieder: „Die Initiative Jugendschutz.net hat im vergangenen Jahr 3054 neue Verstöße gegen den Jugendschutz registriert.“ Na und? Ist das wahr? Was steckt dahinter? Ist das Werbung?

Ein Leser hat das getan, was Heise hätte tun müssen – recherchiert. „Träger ist nicht etwa Schindler persönlich oder ein Verein, der seine Impressumspflichten ignoriert sondern die LPR Trägergesellschaft für jugendschutz.net GmbH. Also ein privatwirtschaftliches Unternehmen, dass die Impressumspflichten ganz gewaltig mißachtet. Es fehlen Geschäftsform, HRB# und Registergericht. Na sowas.“

Kein deutsches Medium scheint in der Lage zu sein, diese einfachen Fakten irgendwie herausfinden zu können. Man muss eben nur „Jugendschutz“ brüllen, und schon geben alle ihr Gehirn an der Garderobe ab.




Der Jihad im Web 2.0

Deutsche Welle: „Seit Jahren werden Osama Bin Ladens Videobotschaften über extremistische Homepages verbreitet. Nun sickert die gewaltverherrlichende Propaganda auch immer mehr ins sogenannte Web 2.0, also in interaktive Plattformen. (…) Das Problem: Im gesamten Web 2.0 werden Islamisten nicht daran gehindert, ihre Propaganda zu verbreiten. Jugendschützer und Verfassungsschützer, die das „normale Internet“ untersuchen, kapitulieren vor dem unübersichtlichen Web 2.0-Netzwerken. Denn nach Auskunft des Berliner Internet-Spezialisten Burkhard Schröder, kostet es enorm viel Zeit, persönliche Profile anzulegen, Kontakt zu fragwürdigen Gruppen aufzunehmen und entsprechendes Material zu dokumentieren. (..) So habe ich das eigentlich nicht gesagt. Aber was soll’s..“Vor allem die virtuelle Welt ‚Second Life‘ sei hochkomplex, sagt er. ‚Ich habe ein halbes Jahr allein gebraucht, um die Software zu verstehen, die wahnsinnig viel kann. Und auch heraus zu finden, wie sich virtuelle Communities überhaupt bilden, ist gar nicht so einfach.'“- Es ging darum, dass es mehrere kleine Labels in Second Life gibt, die in den Tags (nach denen die interne Suchmaschine sucht) einschlägige Begriffe wie „Jihad“ usw. haben. Das hatte ich kurz für den Kollegen der Deutschen Welle, der anrief, recherchiert.




Warum ich Chandler mag

„Wenn es Unreife bedeutet, sich gegen eine korrupte gesellschaft aufzulehnen, dann ist Philip Marlowe äußerst unreif. wenn es mangelhafte soziale Anpassung bedeutet, Schmutz zu sehen, wo Schmutz ist, dann hat sich Philip Marlowe mangelhaft sozial angepasst. Natürlich ist er ein Versager, und er weiß das auch. Er ist ein Versager, weil erkein Geld hat. Ein Mann, der ohne körperliche Handicaps ist und sich trotzdem keinen anständigen Lebensunterhalt verdienen kann, ist immer ein Versager und gewöhnlich ein moralischer Versager. Ab eine Menge sehr guter Menschen sind auch Versager gewesen, weil ihre besonderen Gaben nicht zu ihrer Zeit und zu ihrer Umwelt passten. Auf lange Sicht gesehen sind wir wahrscheinlich gesehen alle Versager; wir hätten sonst nicht die Seorte Welt, die wir haben.“ (Raymond Chandler an Mr. Inglis, Oktober 1951)




Neuer alter Vorstand der German Privacy Foundation

Auf der Mitgleiderversammlung der German Privacy Foundation e.V. wurde heute ein neuer Vorstand gewählt. Ich stand als Vorsitzender nicht mehr zur Verfügung, habe aber Jan Suhr vorgeschlagen. Jan wurde einstimmig zum neuen Vorsitzenden der GPF gewählt. Seine Stellvertreter sind Tonke Franziska Koch und ich, Schatzmeister blieb Gunter Mintzel. Neu im Vorstand ist der Schriftführer Jan-Kaspar Münnich.




Argumente gegen Zensursulaagitprop

„Wer Sperren im Internet umgehen kann, die müssen schon deutlich versierter sein, das sind die zwanzig Prozent, die sind zum Teil schwer Pädokriminelle, die sind versierte Internet-Nutzer, natürlich auch geschult im Laufe der Jahre in ihrem widerwärtigen Geschäft.“ Nur weil es das schlichte und verschwörungstheoretische Weltbild Zensursulas verdeutlicht, tu ich dem wohlwollenden Leserinnen und geneigten Lesern das an.

Ich empfehle, diese Video anzusehen: Zensursula predigt vor ihrer eigenen Klientel über das Böse aka Kipo im Internet. Man sollte dagegen nicht argumentieren. Argumente helfen nicht gegen Populismus und Demagogie nach der Methode von der Leyens. Das geht so: Zuerst wird das Grauen aufgebaut, gegen das man nicht mehr anreden und -denken kann. Kinder werden vor laufender Kamera vergewaltigt und diese Bilder „werden dann ins Netz gestellt.“ Ins Netz“ bedeutet bei den Internetausdruckern: Jeder kann das ansehen. Dass es so etwas im WWW nicht gibt, weil es keine anonymen Web-Server gibt, darf man dann auch nicht mehr sagen. (Von der Leyen sagt dann eine Minute später: Die Nutzer verschafften sich für 50 oder für 90 Euro die Zugangsdaten – das, wovon sie spricht, ist also mitnichten „im Netz“ sichtbar. Und jemand, der 50 Euro bezahlt, würde auch vor einem virtuellen Stoppschild nicht halt machen.

„Jeden Tag werden weltweit 200 neue Blder in’s Netz gestellt.“ Woher weiß sie denn das? Es ist glatt gelogen. Gelogen ist auch der Satz: Der Weg führe über das Internet, weil diese Bilder „in Deutschland vollkommen frei angesehen“ werden könnten. Ja was denn nun?

Und jetzt alle gemeinsam Kopf ab zum Gebet: „Himmel noch mal, nun macht dem ein Ende!“ Das würde jeder sagen, der noch „einigermaßen beieinander ist“.

Zensurula behauptet, es gäbe Länder, die Kipo nicht ächteten. Dort könnte man nichts machen. Nur gibt es in den wenigen Ländern keine Server, die so etwas hosten. Wie das praktisch aussieht, zeigt der Beitrag Löschen statt verstecken: Es funktioniert!: „Bei der überwiegenden Mehrheit der Webseiten, darunter einigen aus Deutschland, zeigte sich bei der Überprüfung durch den Provider, dass die Webseiten kein kinderpornographisches, teils überhaupt kein irgendwie beanstandbares Material enthielten – die Webauftritte waren folglich zu Unrecht gesperrt. In Finnland werden zudem auch mehrere inländische Webseiten blockiert, die sich kritisch mit den dortigen Internet-Sperren auseinandersetzen.“

Sachlich argumentier der Arbeitskreis gegen Internet-sperren und Zensur: „Internet-Sperren, wie sie die Bundesregierung vorschlägt, sind in Wirklichkeit nur Sichtblenden. Seiten mit kriminellen Inhalten sollen nicht etwa gelöscht, sondern lediglich mit technischen Maßnahmen vor zufälligem Zugriff verborgen werden. Doch „zufälliges“ Auffinden solcher Seiten ist sehr selten: Der Aufwand, um an entsprechendes Material zu gelangen, ist weitaus größer als der, eine Sperre zu umgehen. Auch wird einschlägiges Material in der Regel über andere Wege als das Web verbreitet. Doch da, wo tatsächlich kriminelle Inhalte vorhanden sind, wird durch eine Sperre nichts erreicht: Die Inhalte sind weiterhin vorhanden und können weiter konsumiert werden. Daher können Internet-Sperren das angestrebte Ziel in keiner Weise erreichen.“

Es ist wie beim Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus. Gegen Vorturteile helfen keine Argumente. Die Statements Zensurula sind nicht nur dumm, sondern demagogisch. Aber gewählt werden wird sie trotzdem. Deutsch bleibt deutsch, da helfen keine Pillen.




PR-geile “Aktion FSA”

Via Blog Fürst: „Das traurige Spiel um Ricardo-Cristof Remmert-Fontes und seinem persönlichen Verein dem “AK Freiheit statt Angst”, dessen ursprünglicher Zweck die Finanzierung von Remmert-Fontes darstellen sollte, erreicht einen traurigen Höhepunkt. Am Tag der großen Bürgerrechtsdemo in Berlin – dem 12. September 2009 – sind deshalb nun zwei Demonstrationen angemeldet. Eine vom AK VDS an der sich – wieder – alle zig Parteien, Organisationen, Vereine und zivilgesellschaftliche Gruppen beteiligen werden und eine an der sich wohl kaum mehr als ein Dutzend Menschen beteiligen wird, die entweder alle hoffen einmal durch ihre “ehrenamtliche” Tätigkeit reich zu werden oder aber dem dümmlichen Gewäsch von Ricardo-Cristof Remmert-Fontes erlegen sind.“ [mehr…]




Keine Knöllchen und in die Tonne mit Erlässen

Pressemeldung des Bundesverfassungsgerichts: „Zur Einschränkung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung (…) Das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung kann zwar im überwiegenden Allgemeininteresse eingeschränkt werden. Eine solche
Einschränkung bedarf aber einer gesetzlichen Grundlage, die dem rechtsstaatlichen Gebot der Normenklarheit entspricht und verhältnismäßig ist. Der als Rechtsgrundlage herangezogene Erlass des Wirtschaftsministeriums Mecklenburg-Vorpommern, stellt aber keine geeignete Rechtsgrundlage für Eingriffe in dieses Recht dar. Bei dem Erlass handelt es sich um eine Verwaltungsvorschrift und damit um eine verwaltungsinterne Anweisung.“ Im Klartext: Verwaltungsakte- und -vorschriften sind keine Gesetze.

Snlass: „Die eingelegten Rechtsmittel gegen den Bußgeldbescheid, mit denen der Beschwerdeführer insbesondere rügte, dass die Video-Aufzeichnung des Verkehrsverstoßes mangels konkreten Tatverdachts ohne ausreichende Rechtsgrundlage angefertigt worden sei, hatten keinen Erfolg. Als ausreichende Rechtsgrundlage für die vorgenommene Geschwindigkeitsmessung wurde von den Gerichten der Erlass zur Überwachung des Sicherheitsabstandes nach § 4 StVO des Wirtschaftsministeriums Mecklenburg-Vorpommern vom 1. Juli 1999 angesehen.“ Diesen Erlass können sie jetzt in die Tonne treten.




Ewige volkstümliche Wahrheiten

Ein Artikel von mir in Telepolis: „Ein Sittengemälde vom innen- und kommunalpolitischen Forum der CDU in Brandenburg“.

„Ein Parteifunktionär hat ungefähr die Rolle eines Indianerhäuptlings in Südamerika zu Zeiten des Kolumbus zu spielen: Er muss das verkünden, was seine Gesinnungsgenossen ohnehin schon denken. Und er darf das nicht sagen, was zwar alle wissen, aber das Publikum irritieren würde – zum Beispiel die Wahrheit über den abzusehenden Misserfolg im Kampf gegen den Nachbarstamm. Im Gegenzug verzeiht man ihm alle Verfehlungen, weil man insgeheim weiß, dass man genau so gehandelt hätte, hätte man an seiner Stelle gesessen.

So funktioniert das System Berlusconi, so funktioniert die CDU in der Provinz wie in der Brandenburger Kiefernwälder-Pampa. Ein Sozialanthropologe hätte die Gruppendynamik zwischen dem Publikum, vor allem CDU-Bürgermeister und andere Kommunalpolitiker, und den VIPs auf dem Podium interessiert beobachtet, aber die Angelegenheit unter der Überschrift „kollektive Amnesie im gegenseitigen Einverständnis“ abgeheftet.“ [mehr…]

Ein Link ist übrigens falsch gesetzt: Der im vorletzten Absatz auf „Einladung“ gehört zum Wort „Heimat„.




Lest mal!

„Was ich so von tag zu Tag mit mir anfange? ich schreibe, wenn ich kann, und ich schreibe nicht, wenn ich nicht kann. (…) Ich bekomme dauernd Aufsätze zu Gesicht, in denen Schriftsteller sich darüber auslassen, dass sie grundsätzlich nie auf Inspiration wareten; sie setzen sich einfach jeden Morgen um acht an ihren kleinen Schreibtisch, ob’s regnet oder ob die Sonne scheint, ob sie einen Kater haben oder einen gebrochenen Arm oder was weiß ich sonst, und knallen ihr bisschen Pensum hin. Wie leer ihr Kopf auch sein mag und wie öde alles, was ihnen durch die Gedanken trudelt, mit solchen Quatsch wie Inspiration haben sie nichts im sinn. Ich entbiete ihnen meine Bewunderung und gehe ihren Büchern sorgfältig aus dem Weg.

Ich hingegen, ich warte auf Inspiration, obwohl ich sie nicht unbedingt bei diesem Namen nenne. Ich glaube, dass alles Schreiben, das auch nur etwas Leben in sich hat, aus dem Slarplexus kommt. Es ist harte Arbeit insofern, als man hinterher todmüde sein kann, sogar total erschöpft. Im Sinne bewusster Bemühung freilich ist es überhaupt keine Arbeit. Wichtig ist dabei vor allem eins: der Berufsschriftsteller sollte einen bestimmten Zeitraum haben, sagen wir mindestens vier Stunden am Tag, wo er nichts anderes tut als schreiben. Er muss nicht unbedingt schreiben, und wenn ihn nicht danach ist, sollte er’s auch nicht versuchen. Er kann aus dem Fenster schauen oder einen Kopfstand machen oder sich auf dem Fußboden schlängeln, aber er soll nichts vollkommen anderes tun, soll nicht lesen, Briefe schreiben, in Zeitschriften blättern oder Schecks ausfüllen. Entweder schreiben oder gar nichts.“ (Raymond Chandler: „Die simple Kunst des Mordes„, meine völlig zerlesene Ausgabe Zürich 1975 (ich mag nur Übersetzungen von Hans Wollschläger, ohne ihn hätte ich eines der größten Werke der Weltliteratur, den Ulysses, nie verstehen können.

Ich lese gerade – immer noch mit großem Vergnügen – einen ungarischen Schriftsteller: Attila Bartis: „Die Ruhe“ (Duhrkamp), Freiburg 2005. Mein Verdikt, das Buch sei langweilig, nehme ich mit dem allergrößten Bedauern zurück. Vielleicht habe ich in zu kleinen Häppchen gelesen (ja, auf dem Klo). Das Buch hat den allerschwärzesten Humor, den man sich vorstellen kann, mit einem gehörigen Schuss Melancholie und Absurdistan frei nach Kafka. Ein Schriftsteller lebt mit seiner geisteskranken Mutter zusammen, einer exatierten Ex-Schauspielerin.
„Wowarstdumeinsohn?
Ich war nur spazieren, Mutter.
Wasch dich wenigstens, bevor du das nächste Mal heimkommst. Du stinkst nach Kölnischwasser.
Tut mir leid, Mutter.
Das ist wohl wieder so eine billige kleine Nutte. Die so ein Parfüm benutzen, sind alle Nutten.
So hat das doch alles keinen Sinn, Mutter.
Du hast mir nicht zu sagen, was Sinn hat. Wasch dir lieber den Vaginageruch ab, bevor du heimkommst, verstanden?“

Dann lese ich noch „Tod am Tocuyo – Die Suche nach den Hintergründen der Ermordung Philipps von Hutten 1541-1550″ sowie zum wasweißweißcihwievielten Male eines der besten und interessantesten Bücher, das ich jemals gelesen habe (nichts für intellektuelle Warmduscher): Giorgio de Santillana, Hertha von Dechend: Die Mühle des Hamlet. Ein Essay über Mythos und das Gerüst der Zeit. Berlin 1992. ISBN 3-926763-23-X.

Aus einem Nachruf: „Um von Dechends theoretisches Konzept weitgehend zu verstehen, benötigt man unermeßliche Kenntnisse, vor allem aber unumstößliche Überzeugung davon, dass man vor zehntausend Jahren genauso wie wir heute zum Denken fähig war – ganz zu schweigen von dem Willen jede alte Sprache zu verstehen. Ohne diese Bereitschaft, und ohne ungeheuren Fleiß, kann man zwar die dechendschen Erkenntnisse auf jede Ebene beliebig reduzieren, trotzdem gerät man in Gefahr sich in der Fülle des historischen Stoffes zu verlieren. In Anflügen von Selbstironie erzählte mir von Dechend hin und wieder, sie sei überall sowohl von fachlichen Feinden als auch von Anhängern, diese jedoch meist schlichten Gemüts, umgeben“.

Mir scheint, die Kritiker Dechends haben das Buch gar nicht oder nur flüchtig gelesen oder sind schlicht beleidigt, dass ihnen fundmentale Irrtümer nachgewiesen wurden. Man sollte übrigens diese Website zur Hand haben, wenn man sich an Hamlets Mühle traut: „Studies of Occidental Constellations and Star Names to the Classical Period“.




Zensur: Blöder „Zufall“

Zensur

Heise: „Österreichs Justizministerium blockiert Website eines kritischen Journalisten“

„Mitarbeiter des österreichischen Justizministeriums und der Gerichte konnten tagelang nicht auf eine Website mit kritischen Inhalten zugreifen. Beim Versuch, die Website www.florianklenk.com aufzurufen, wurde ihnen sogar mit einem Disziplinarverfahren gedroht. Die Sperre trat offenbar kurz nach dem Zeitpunkt in Kraft, nach dem auf der Website ein kritischer Bericht über Vorgänge im Justizministerium veröffentlicht worden war. Das Ministerium stellt Zensur in Abrede und spricht von einem „blöden Zufall“.“ [mehr…]

Aha. Es ist sicher auch ein blöder Zufall, dass burks.de in den meisten Bibliotheken Deutschlands nicht erreichbar ist, weil die US-amerikanische Filtersoftware benutzen und ich dort als „jugendgefährdend“ eingestuft worden bin. Die hiesigen Jugendschutzwarte versuchen es mit „Extremismus“, aber Zensur als „Jugendschutz“ zu verkaufen, ist die bessere Methode, weil dann niemand mehr nachdenkt, sondern gleich alle im stillen Gebet wider die Gefahren des pöhsen Internet versinken.

Klenk hat Zitate eines Schreibens des Justizministeriums gebloggt: „Wie von mir vermutet beinhaltet Ihre Website Wörter und Inhalte, die in die unten angeführten Kategorien (Kategorien Sex, Chat, Gambling, und Hacking bzw. Spyware,criminal activity, violence, weapons, illegal drugs) fallen und daher gesperrt wurden. Ihre Website wurde soeben wieder freigeschaltet und steht justizintern somit wieder zur Verfügung.“

Auf so ein Schreiben deutscher Bibliotheken warte ich noch. Ich hatte schon vorsorglich ins Impressum geschrieben: „Warning: This site may contain explicit descriptions of or advocate one or more of the following: adultery, murder, morbid violence, bad grammar, deviant sexual conduct in violent contexts, or the consumption of alcohol and illegal drugs.“

By the way: Florian Klenk wurde in meine Blogroll aufgenommen.