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 Lechts- und Rinksextremisten im Datenverkehr Nächstes Thema anzeigen
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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
Beiträge: 6757
Wohnort: Berlin-Neukoelln

BeitragVerfasst am: 03.04.2003, 23:16 Antworten mit ZitatNach oben

Heute haben wir eine der undankbarsten Aufgeben zu erledigen, der sich ein Online-Journalist gegenübersehen kann. Dafür muss ich auch Sie, geneigte Lesern und wohlwollender Leser, mental vorbereiten. Das, was ich mir zu tun vorgenommen habe, könnte nur noch dadurch getoppt werden, dass ein missgelaunter Chefredakteur mir befehlen würde, eine Rezension des Telefonbuchs von Clausthal-Zellerfeld zu verfassen. Wir wollen uns die schwierige Frage stellen, warum der Verfassungsschutz in Nordrhein-Westfalen ein Buch über das Internet verschenkt. Wir werden uns nicht daran hindern lassen, fies und gemein zu sein.

Der Verfassungsschutzbericht, dieser des Jahres 2002, hat nur eine sinnvolle Aufgabe: er arbeitet Politikern Meinungen zu. Sonst hätten sie keine. Die Textbausteine der VS-Lyrik müssen vor allem viele Ismen enthalten. Die deutsche Staatsdoktrin verlangt, Lechts- und Rinksextremismus, die man nicht velwechsern kann, zu suchen und zu finden. Zum Internet finden wir - wie angekündigt, so aufregend wie ein Telefonbuch - die knallharten und hart recherchierten Thesen: "Auf hohem Niveau bewegt sich die Zahl der Homepages deutscher Rechtsextremisten im Internet....Eine früh einsetzende Prävention ist daher dringend erforderlich." Man lässt sich verstört in den Sessel zurückfallen. Nur die wunderschöne Formulierung "grenzüberschreitender Datenverkehr" entschädigt für den Schrecken.

Zu gern würde man erfahren, ob der VS den Oberzensur Büssow mit seinem Plan unterstützt, alles sittlich Gefährdende oder das, was der in seiner unendlichen Weisheit dafür hält, vor den Augen der Surfer zu verbergen. Und ob das "Prophylaxe" ist. Aber der behördliche Zeitungsausschnittdienst, den manche mit einem "Geheimdienst" verwechseln, hält eine aufregende These bereit: "Rechtsextremismus im Internet" sei eine neue Gefahr. Wie und warum, verrät er nicht. Stattdessen kommen unsere Lieblingsfeinde, die Mainzer Jugendschützer zu Wort:

Zitat:
Die Vernetzung der Szene läuft neben Linklisten vor allem über Gästebücher. Das Jugendschutz.net, die bundesweite Zentralstelle für den Jugendschutz in Mediendiensten, hat seit Februar 2000 einschlägige Websites gesichtet und systematisch ausgewertet. "Die Analyse von 800 Gästebuch-Einträgen in einem Zeitraum von vier Wochen erbrachte ca. 600 Web-Adressen und etwa 800 Kontaktadressen." Gerade in diesen Foren werde die braune Gesinnung voll ausgelebt:
Super. 20 Arbeitstage à acht Stunden und insgesamt 1400 Treffer. Man sieht den Schweiß von den Stirnen tropfen. Jetzt weiß ich endlich, woher die vielen Zugriffe auf meine Linksammlung burks.de/nazis.html kommen! Und warum die Jugendschützer genausowenig etwas von der virtuellen Realität mitkriegen wie die Schlapphüte.

Wir wollen daher jetzt unsere eigene, ganz private Gesinnung hier in diesem kleinen Familienforum enthemmt ausleben. Der VS verschenkt ein total doofes, langweiliges Buch von Rainer Fromm und Barbara Kernbach: "Rechtsextremismus im Internet. Die neue Gefahr" (www.im.nrw.de/sch/97.htm). Zum Glück für uns, weil sonst jemand von "Missgunst" sprechen könnte, hat die alte Tante ZEIT das Werk in die Pfanne gehauen alias total verrissen - in Gestalt Claus Leggewies (www.zeit.de/2001/04/Media/200104_p-internet.html). Genauso schwachsinnig wie das Buch ist auch die Rezension auf www.klick-nach-rechts.de/gegen-rechts/2001/02/internet.htm, die mit dem grauenhaften Satz schliesst: "...ein empfehlenswertes Buch, auch für Menschen, die sich gegen Nazis engagieren wollen." Engagiiiieren. Gut meinen. Betroffen sein. Man schüttelt sich.

Auch der Kollege Pfeiffer, da wir beim enthemmt ausleben und fies und gemein sein sind, bespricht in wohlgeformten Sätzen ("hätte man auch eine etwas schärfere Begrifflichkeit erwarten können" ([url]nibis.ni.schule.de/haus/dez4/gegenrechts/fromm.html[/url]) die neue Gefahr. Zwischen den Zeilen tropft ebenso eine bräsige political correctness hervor, die verhindert, grottenschlechte Bücher mit irrigen Thesen nicht in Grund und Boden zu verdammen, weil sie es gut meinen. Was bei diesem Werk noch zu bezweifeln wäre, da es, wie Leggewie anmerkt, einer gehörigen intellektuellen Anstrengung bedarf, den Betreiber dieser Website aus einem Literaturverzeichnis zum Thema "Rechtsextremismus" herauszueskamotieren. Wer wen nicht zitiert, sagt allemal mehr aus als ellenlange Literaturlisten von allem, was in der Branche kreucht und fleucht.

Des Rätsels Lösung. Der Verfassungsschutz wollte dem Kollegen Rainer Fromm etwas Gutes tun. Der recherchiert nämlich immer so: zuerst fragt er die bösen Nazis, ob sie wirklich böse sind und was sie demnächst Böses vorhaben. Und dann lässt er irgendeine Knalltüte vom Verfassungsschutz bestätigen, dass die Bösen wirklich böse sind. Immer dieselbe Leier. Mahnen und warnen. Und - der geneigte Leser und die wohlwollende Leserin mögen mir eine gewissen Häme unterstellen - kein Schwein braucht Bücher über das Internet, geschweige denn Bücher über "Rechtsextremismus im Internet". Wenn die Autoren noch in Gästebücher schmökern, ist die Realität schon in nationalen Foren angekommen. Und weil Fromm immer so lieb und nett zum VS ist und die Skandalbehörde in Permanenz immer wieder für seriöse Medien hoffähig macht, wird er belohnt. Kein Mensch kauft den Ladenhüter. Da muss der Verfassungsschutz ein wenig Steuergelder verschwenden. Das ist immer noch unauffälliger, als den journalistischen Liebling der Behörde ganz direkt zu alimentieren.
04.04.2003
© BurkS
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