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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
Beiträge: 6757
Wohnort: Berlin-Neukoelln

BeitragVerfasst am: 31.03.2003, 00:13 Antworten mit ZitatNach oben

Heute muss ich eine unangenehme Pflicht erfüllen. Ich muss jemanden in die Pfanne hauen. Besonders traurig stimmt mich meine Aufgabe deshalb, weil ich zudem dem besten aller guten Online-Magazine bescheinigen muss, groben Unfug publiziert zu haben. Es bestätigt sich wieder die Volksweisheit: gut gemeint ist fast ausnahmslos voll daneben. Wir reden über ein Buch mit dem Titel " Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg" und dessen Rezension in "Telepolis".

Es handele sich um "Aufklärung über rechtsradikale Propaganda". Jeder normale Mensch, der sich zu den Guten zählt, zappt jetzt weiter. Tun Sie es nicht: ich erzeuge kognitive Dissonanz. Wir ahnen schon schaudernd, was das Ziel eines Buches mit einem derart suggestiven Artikel ist: die Guten argumentativ zu wappnen, die bösen Vorurteile zu widerlegen. Aber das geht doch gar nicht, werden Sie rufen: Vorurteile sind gegen Argumente immun! Richtig, und deshalb verschwendet Aufklärung kostbare Lebenszeit.

Es kommt noch schlimmer. Gerald Jörns schreibt in "Telepolis" (www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/buch/14039/1.html):

Zitat:
Aber es gibt auch sonst wenige Argumentationshilfen, um das
Lügengebäude mit Sachinformationen zum Einsturz zu bringen.
Um eines höheren Wesens willen! Vorurteile sind keine Lügen. Natürlich nehmen die Immigranten den alteingesessenen Deutschen die Arbeitsplätze weg. Das ist auch gut so. Die indischen Eltern Sabrina Setlurs haben dadurch, dass sie ihre Tochter zeugten, einem anderen deutschen Superstar, womöglich einem Klon aus der Schwachköpfe-Fabrik Dieter Bohlens, einen Platz an der Sonne des Pophimmels weggenommen. Und natürlich nimmt Gerald Asamoah einem weißen Deutschen den Platz in der Fussball-Nationalmannschaft weg. So what?

Wir wollen nicht langweilen. Der "Ausländerdiskurs ist der zentrale Topos des rassistischen Diskurses", schrieb ich selbst in "Nazis sind Pop" (www.burks.de/nazipop/nazipop1.html). In "Telepolis" heisst es hingegen in schönstem Gutmenschen-Deutsch:
Zitat:
In der politischen Auseinandersetzung wird die Ausländerproblematik als Schreckgespinst für drohende sozial-wirtschaftliche Folgen und die angeblich hohe Verbrechensrate herangezogen.
Vermutlich haben wir weniger eine "Ausländerproblematik", sondern eher ein Rassisten-Problem. Wir haben auch immer noch zu viele Ausländer in Deutschland, weil viel zu wenige Einwanderer einen deutschen Pass besitzen. Wer sich auch nur mit einem Wort auf den "Ausländer"-Diskurs einlässt, hat schon verloren.

Fragen wir die Wissenschaft in Gestalt Susanne Lins (www.friedenspaedagogik.de/themen/vorurt/vor_00.htm):
Zitat:
Die Mischung aus Meinung (Stereotyp) und Gefühl (negative oder positive Bewertung) gegenüber sozialen Gruppen nennt man dann Vorurteil (Einstellung)...Dabei sind zwei Kennzeichen dieser Definition wichtig: einmal, daß die Theorien von einer Gemeinschaft von Individuen geteilt werden, und zum anderen, daß es Theorien über die Persönlichkeitseigenschaften einer ganzen Gruppe von Menschen sind.
Vorurteile kann man nicht individuell ändern, weil sie kollektiv gelernt werden. Wir nehmen jeweils Dinge anders wahr, je nachdem, ob wir allein anderen gegenüberstehen oder als Teil einer Gruppe - im Jargon der Wissenschaft: es geht um "interpersonales und intergruppales Verhalten."

Vorurteile versprechen etwas; wer sie hat, will noch oben auf Kosten anderer. Die Vorurteilsforschung sagt: Rassistische und Antisemitische Vorurteile ändern sich nicht durch bloße Kontakte. Sie müssen durch soziale Institutionen unterstützt werden. Wie sollen Vorurteile gegenüber Einwanderern sich ändern, wenn die Gesetze und die Umgangsformen, dieselben betreffend, selbst rassistisch sind? Solange es zum Beispiel doitsche Sitte und Gebrauch ist, Menschen, die den falschen Pass besitzen, einzusperren, kann man gut gemeinte Bücher lesen, bis das Gute, Schöne und Wahre einem aus dem Ohren quillt, ohne dass sich irgendetwas ändert.
Zitat:
Alle Mitglieder einer bestimmten Gruppe sollten den gleichen
Status besitzen bzw. zugesprochen bekommen;
sie sollten ein gemeinsames Ziel verfolgen;
und dabei sollte es möglich sein,
gemeinsame Interessen zu verfolgen.
schreibt Susanne Lin weiter. Das ist schön klar und deutlich, dass es auch der dümmste Ausländerfreund verstehen sollte.

Solange Ausländer Ausländer sind und keine Deutschen, sie also nicht denselben sozialen Status haben wie die Rassisten, kann man das aufklärende Gute, Schöne und Wahre in Buchform glatt vergessen. Was ist das gemeinsame Ziel von Deutschen und "Ausländern"? Keine Ahnung. Friede, Freude, Eierkuchen vielleicht? Ein Multikulti-Strassenfest in Permanenz, die Neger trommeln wie immer, und Saziki und Uso für alle?

Und noch eins, geschätzer Kollege Jörns:
Zitat:
Die deutsche Staatsbürgerschaft zu fordern, ist nur eine Alibidiskussion, um die Menschen ihrer letzten kulturellen Identität zu berauben.
Mit Verlaub, das völkische Gefasel von einer "kulturellen Identität" sollten wir schnellstmöglichst lassen. So was gibt es gar nicht. Die Einwanderer haben eine "Identität", die selbst schon wieder Ergebnis der Migration ist. Oder sollte man mit den armen Deutschkurden und Afrodeutschen Mitleid haben, dass man sie in der vierten Einwanderergeneration ihrer Folklore beraubt hat: kein Nevroz mehr und kein Baströckchen? Oder sollten wir ihnen das zwangweise wieder verordnen, weil man sonst die Deutschen und die "Ausländer" gar nicht mehr auseinanderhalten kann?

Ich begrüsse es, dass alle ihrer "Identität" beraubt werden. Ja, ich bin für Mischmasch, Tohuwabohu und dafür, dass die "Identitäten" kräftig durchgemischt werden. Und wenn dann die Karten neu verteilt werden, erkennt auch der dümmste Rechtsextremismus-Experte, dass es bei der "Problematik" eigentlich nur um das geht, was Lenin in die Kurzformel gepresst hat: "Wer wen?" Es geht um gesellschaftliche Macht, und wer wieviel davon abbekommt. Und von der Macht, die wir Eingeborenen hatten, nehmen uns die Immigranten was ab. Und das ist auch gut so.
31.03.2003
© BurkS
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