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Die Nachgeborenen müssen nicht lange suchen, um alle Infos über Christian Klar zu erhalten ("Mutter Gymnasiumlehrerin, Vater Vizepräsident des Landesschulamts"). [Wikipedia] Die Junge Welt, das ehemalige Zentralorgan der FDJ, hat mehrfach über das Medienecho berichtet, jetzt wieder in Form einer Medien-Nachlese, das durch Klars Brief "Das geht anders" hervorgerufen wurde. Was soll man dazu sagen? Die üblichen Verdächtigen habe so reagiert, wie man es erwarten konnte - mit den sattsam bekannten Sprechblasen.

Ilse Schwipper wirft in der Jungen Welt denen, die sich über Klar aufregen, "Geschichtsfälschung" vor. "Kraushaar behauptet, die Stadtguerilla wäre, ideologisch und praktisch, antisemitisch gewesen. Und das greift um sich. Man scheut sich nun auch nicht mehr, die RAF direkt mit den Nazis zu vergleichen. In der taz zitiert ein Christian Schneider die frühere Forderung der 68er Bewegung 'Sagt, wer geschossen hat!', die sich gegen die NS-Täter wandte, und fordert nun das gleiche von den früheren RAF-Mitgliedern. Schneider schreibt, zu Beginn der 68er Jahre hätte gerade Ulrike Meinhof gefordert, Faschistentäter zu benennen und zu bestrafen, und das gleiche sei jetzt von den ehemaligen RAF-Tätern, unter anderem von Christian Klar, zu verlangen. Das ist keine primitive oder naive Debatte, sondern in meinen Augen eine reaktionäre Konterrevolution, die den Sinn haben soll, allen künftigen Generationen die Lust auf Freiheit und Revolution zu nehmen."

Das ist natürlich auch eine Geschichtsfälschung. Natürlich waren Teile der Stadtguerilla, zumindest die zweite Generation, antisemitisch. Ich sage nur: Entebbe. "Daß die Trennung der israelischen RAF

Passagiere von den Übrigen von vielen Beteiligten und von der israelischen Öffentlichkeit als 'Selektion'' wahrgenommen wurde, ist nachvollziehbar. Der Vorgang als solcher ist schlimm genug...". Mehr braucht man zu dem Thema nicht zu sagen.

Geradezu widerlich ist aber zu fordern, "Reue" müsse bei Christian Klar bedeuten, auf die Kritik des Kapitalismus, in dem wir unstrittig leben, zu verzichten. So klingt das bei den Reaktionären. Die bürgerliche Rechte lebt, wenn man Focus glauben wil, ideologisch noch in den siebziger Jahren.

Die Netzeitung schießt aber den Vogel ab: "Wegen seiner jüngsten kapitalismuskritischen Äußerungen soll seine Geisteshaltung nochmals überprüft werden." Das ist ja wie in der Sowjetunion: Wer die falsche "Geisteshaltung" hat, wird ärztlich untersucht und notfalls in die Psychiatrie zwangseingewiesen! Wo leben wir denn? Beckstein faselt laut FSZ von einem "agressiven Ton". Na und? Zum Glück sind juristische Entscheidungen und auch die über das Gnadengesuch nicht von "Tonfällen" und sujektiven Befindlichkeiten abhängig. Dagegen muss man die erstaunlich neutrale Berichterstattung der Augsburger Allgemeinen als vorbildlich hinstellen.

Das Neue Deutschland lobe ich ausdrücklich: Ja, die deutschen Medien erscheinen beim Umgang mit der "Botschaft" Klars aus dem Knast "freiwillig gleichgeschaltet". So hart muss man das sagen. "Der ehemalige Philosophiestudent Klar sieht vielmehr unter Rückgriff auf Theorieelemente der Frankfurter Schule den Kapitalismus als vergänglich an und ruft die Linke auf, den Kampfesmut nicht zu verlieren. "

Ein Lichtblick auch die taz, die sogar in Österreich ausführlich erwähnt wird. Der Standard berichtet: "Der Intendant des Berliner Ensembles, Claus Peymann, hat die umstrittenen kapitalismuskritischen Äußerungen des deutschen Ex-Terroristen Christian Klar verteidigt. 'Das sind auch meine Ansichten', sagte Peymann der Berliner Tageszeitung "taz". "

Im Interview meinte Peymann: "Es kann ja nicht sein, dass dieses kapitalistische System von Korruption und Verantwortungslosigkeit der Weisheit letzter Schluss ist. Wer einen halbwegs klaren Kopf hat, weiß doch, dass es nur eine Chance für die Zukunft gibt, wenn wir das System ändern. Das, was er sagt, ist die Wahrheit. Das amerikanisch-westeuropäische System unter Führung von George W. Bush kann nicht das Rezept für die Zukunft sein. Die westeuropäischen Demokratien haben zunehmend Probleme mit Korruption, Militarisierung und Gewaltbereitschaft

- das kann doch nicht gut gehen. Das System ist bis ins Mark faul. Das weiß jeder Klarsichtige - apropos Klar."

Alles klar? So sehe ich das übrigens auch. Um das zu erkennen, dazu braucht man jedoch weder Klar heißen noch seine politische Meinung zu billigen. Der CDU konnte natürlich nichts Besseres als Klar passieren - die braucht so einen dringend, um ihre Totalistarismus-Doktrin upzudaten. Rot gleich braun, Terror der Nazis - Terror der RAF. Die bösen gewaltbereiten Linken sind noch unter uns, der Schoß ist fruchtbar noch, Rechts- und Linksextremismus - alles dasselbe. Und das übliche Trallala.

Warum Christian Klar sich aber ausgerechnet an die Rosa-Luxemburg-Stiftung gewandt hat. ist mir nicht klar. Ich hätte mir gewünscht, dass er seine diversen Gruß- und sonstigen Botschaften auf dem berüchtigten Online-Magazin spiggel.de publiziert hätte. Wäre gut für die Zugriffszahlen.

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