Vor einigen Tagen habe ich den medienkompetenten Leserinnen und zukunftsorientierten Leserin ein Video empfohlen, das sich mit "Branding", also der Corporate Identity von Unternehmen in der Zukunft beschäftigte. Eine These war: Wenn eine Firma oder eine Marke es nicht schafft, virtuelle Loyalitäten, also soziale Netze im Web 2.0 herzustellen, geht der Focus der Aufmerksamkeit im Internet an ihr vorbei.
Ich habe es jetzt als potentieller Kunde von Dienstleistungen ausprobiert - und bin recht begeistert. Man sollte nicht übertreiben, aber ich meine, dass in fünf Jahren jeder größere Laden, der etwas verkaufen will, eine virtuelle Dependance à la SecondLife haben muss, wo Avatarinnen die (anonymen!) Kunden empfangen und ihnen die Produkte vorstellen. Persönliche Betreuung 2.0 sozusagen.
Klicken Sie auf ein Bild, um die Fotostrecke zu starten (10 Bilder). (In Originalgröße nur für registrierte Nutzer des Forums. Username und Passwort finden Sie - wie gewohnt - hier.) Gestern bin ich rein zufällig in eine Firma gestolpert, deren Geschäftsidee sich mir weder aus dem Namen noch aus dem Gebäude sofort erschloss. Der allgegenwärtige Claus Nemzow hat seine Finger im Spiel (bitte selbst weitergooglen!) Nachdem ich mich umgeschaut hatte, kam ein süßer Blondinen-Avatar auf mich zu und frage in Englisch, ob ich Hilfe benötige und was man mir zeigen könne. "PA Greeter Nympheas Nogah" - ich vermute, dass sich hinter dem Avatar wechselnde Personen verbergen, die nach Dienstplan in der virtuellen Firma Wache halten und sich um die Kunden kümmern.
Obwohl ich der einzige Kunde war, kam noch eine Brunette hinzu. Das Nympchen plauderte ein wenig, und schlug dann einen Rundgang vor. Ich folgte ihr - und war beeindruckt: Das Haus hatte eine biometrische Scanner-Imitation, alle gewohnten Möbel, die man virtuell benutzen konnte, sogar der Kühlschrank öffnete sich. Auf der Toilette hörte man die Spülung. Die Dame legte sich in die Wanne, weigerte sich aber, meiner Bitte, sich der Kleidung zu entledigen, Folge zu leisten. "No way, Sir!" Sogar die Teekanne war interaktiv.
So wird es sein: Gibt es eine unterhaltsamere Art, die eigenen Produkte zu präsentieren? Das ist wahrhaft interaktiv: Der Kunde muss mitmachen, er kann nicht einfach Videos oder gar Werbung in der Glotze konsumieren. Ich vermute, dass das Webn 2.0 dieser Art natürlich nur für eine bestimmte Zielgruppe interessant ist. Aber diese ist ein Multiplikator und hat vermutlich Zeit und Geld, um sich so zu informieren.
Ich sehe schon die Zeit kommen, dass die Unternehmen virtuelle Halunken anhauern, die per selbst programmiertem Bot die Niederlassungen der Konkurrenz plattmachen oder deren Kunden virtuell belästigen. Spannend ist das allemal. |