Gestern war ich in Dräsden oder wie das heißt. Dort sprechen die Eingeborenen guttural. Trotzdem ist es schön, allerdings ein wenig Disneyland-mäßig. Die Dame meines Herzens packte gestern ihre Koffer, um nach Berlin zu ziehen. Ich musste aber nicht schwitzen, da das Umzugsunternehmen einen Kran dabei hatte, der tonneweise Kisten und anderen Krempel der edeln, aber auch überflüssigen Art gefällig zum Boden schweben ließ.

Ich treibe mich meistens, wenn es um Freizeit und Nachtleben geht, in der Louisenstrasse und Alaunstrasse in der Neustadt herum. Dort wimmelt es von netten Kneipen und den dazu passenden Leuten. Sogar Punks gibt es (das sind die mit den räudigen Tölen). Gestern habe ich auch mehrere Dinge und Plätze entdeckt, die fernab der Touristenströme sind. Zum Beispiel ein Hausmodell, das der Maler Friedensreich Hundertwasser gebaut hat. "Schon das Bei-sich-tragen einer geraden Linie müsste, zumindest moralisch, verboten werden".

Die Dresdner, gerade der Platte ein wenig entwöhnt, wollten sich den genialen Österreicher nicht wirklich antun. Wo kämen wir denn da hin. Das hat es ja noch nie gegeben. So in der Art. Die Firma, die den Bau plante, ich schon längst pleite. Das Modell dämmert herrenlos in einem fast leeren Gebäude vor sich. Wunderschön!

Am Tag des Abschieds aus einer Stadt geht man gern noch einmal durch die dunklen Gassen, möglichst dort, wo der nicht existierende Gexchmack des realen Sozialismus ("Sättigungsbeilagen") nicht alles plattgemacht hat. natürlich gewfällt mir auch nicht, dass die herrschende Klasse sich überall, insbesondere als Reiterstandbild, verewigt hat. Halb unter der Augustusbrücke sieht man zum Ausgleich auch ein wenig Volk, in Stein gemeißelt. Das wiederum muss man dem Sozialismus zugute halten.

Und manchmal trifft man auch im Beitrittsgebiet auf Zeichen, die vermuten lassen, dass dort nicht nur obrigkeitshörige Dumpfbacken wohnen, sondern dass sich sogar im Tal der Ahnungslosen Spuren von Vernunft und Zivilcourage ausgebreitet haben (vgl. Bild links). Das lässt hoffen.

BURKS ONLINE 25.08.2006
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