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Jetzt kommen die Überwacher, Spitzel, Kontrolleure, Block- und Jugendschutzwarte wieder aus ihren Löchern: Wir kennen keine Deutschen mehr, wir kennen nur noch den Terror. Alle zusammenrücken, Kopf ab zum Gebet und das Böse, insbesondere das Internet, ganz schnell an die Kandare nehmen. Textbausteine: Rechtsextremismus ("immer öfter, immer bö(h)ser"), Kinderpornografie ("immer öfter, immer mehr") und Terror ("immer öfter, immer gefährlicher").

Ein typisch deutscher und deshalb sinnfreier Satz, den hysterischen Medienhype einzuläuten, steht in Spiegel online: "Das Internet gilt als beliebtes Forum von Extremisten, die im virtuellen Raum Anleitungen zum Bombenbau austauschen und auf Hetzpropaganda zugreifen können." Der Unsinn stammt von Nachrichtenagenturen. Das macht ihn nicht besser: Bei wem gilt das Internet als ein solches? Ein Gerücht besagt, das sagte mein Taxifahrer auf dem Weg zur Redaktion, deutsche Journalisten gälten immer öfter als doof. Wer so etwas verfasst, sollte, wenn es nach mir ginge, gleich die Lizenz zum Schreiben verlieren.

Das Stöckchen, über das alle springen, heißt: Schäuble will das Internet schärfer kontrollieren. Das finden fast alle gut. Die FAZ zum Beispiel wägt ab und hin und her, dann entfahren dem Autor aber dann Sätze wie: "Begründet wird dieser Wunsch mit der Erkenntnis, daß sich gewaltbereite Muslime (wie übrigens auch Rechtsextremisten) seit Jahren über das Internet austauschen und auf entsprechenden Seiten des Computernetzes beispielsweise detaillierte Bastelanleitungen für Sprengsätze zu finden sind. Allerdings werden bei den Verfassungsschutzbehörden der Länder und den Landeskriminalämtern seit langem solche Seiten beobachtet". Wo bleiben die Kinderpornografen? Die hat man doch glatt vergessen!

Welche Beweise gibt es für die These, die Dauerskandalbehörde Verfassungsschutz würde Websites "beobachten"? Und wie sieht das aus? Ich beobachte auch täglich zahlreiche

Websites, darunter sogar meine eigene. So what? Und wo ist nun das Beispiel für das "beispielsweise"? Hat irgendjemand danach recherechiert? Natürlich nicht, und wenn man etwas gefunden hätte, dann würde man es dem Publikum vermutlich aus pädagogisch wertvollen Gründen nicht verraten. Deutscher Online-Journalismus ist meistens: Wir wissen mehr als ihr, das müsst ihr uns glauben, aber wir sagen es euch nicht.

Spiegel online schreibt unter dem Titel "Dummenfang im Netz": "Der Innenminister denkt dabei offenbar vor allem an Fachleute, die dauerhaft Foren von Extremisten beobachten und so mögliche Anschlagsplanungen frühzeitig erkennen." Das denkt Schäuble garantiert nicht, wenn er überhaupt darüber nachdenkt: Glaubt jemand ernsthaft, "Anschlagspläne" würden im Klartext in "Foren", was auch immer das sein soll, verbreitet? Sehr lustig übrigens hierzu ein Textbaustein, der seit rund 15 Jahren von "Internet-Experten" zum Besten gegeben wird, hier vom GdP-Vorsitzenden Konrad Freiberg laut Heise-Newsticker: "Das Internet bekommt eine immer zentralere Bedeutung für die Kommunikation." Bruhaha. Wer hätte das gedacht? Und auch die Schlapphüte betreiben laut Telepolis die gewohnte Lobbyarbeit: "Zudem forderte der Innenminister den Ausbau der 'präventiven Beobachtung' durch den Verfassungsschutz." "Präventiv" - das ist wie Drogenprophylaxe: Die tun was. Mit unserem Geld. Was auch immer. Ich sage es Ihnen, verehrte Leserin und geschätzter Leser: Mehr Geld für Überwachung, mehr Geld, um die Privatsphäre auszuhöhlen, mehr Geld für den Ausbau des totalitären Staates.

Eine ganz überraschende Erkenntnis hat die Netzeitung parat: "Extremistische Seiten stehen in der Regel nicht unter der Adresse www.bombenanschlag.de im Netz". Ja, wo stehen sie denn? Und was war noch gleich "extremistisch"? Ach ja: rafinfo.de sowie baader-meinhof.info! Vorsicht! Gaaaanz böse!

Was mich ganz besonders ärgert, sind doofe Fragen. Die Zeit online hat eine gestellt: "Derzeit ist Kryptographie-Software frei im Netz verfügbar. Sollte man dies einschränken oder sogar verbieten?" Ich kann mich noch an die alten Zeiten erinnert, als der Ex-Innenminister Kanther ("jüdische Vermächtnisse") Kryptographie verbieten wollte. Damals lernten einige Politiker mühsam das Wort Steganografie auswendig, um sich damit als Internet-Experten zu outen.

Übrigens, eine kleine Meldung sollte den hysterischen Überwachungsterroristen nicht vorenthalten bleiben. Sie steht heute auf computerpartner.de: "PGP-Guru Phil Zimmermann entwickelt abhörsichere Internet-Telefonie". Frei im Netz aller Netze, wie das deutsche Journalisten formulieren. Freut Euch: auch burks.de ist immer noch frei im Netz. Sollte man dies einschränken oder sogar verbieten? Das beantworten sicher die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser dieses kleinen familien-, frauen - und puddingbombenbaufreundlichen Forums.

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