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Heute saß ich nichtsahnend beim Frühstück, in freudiger Stimmung, da sich für übermorgen eine überaus reizende junge Dame angekündigt hat, die nicht nur den Tisch mit mir teilen will, da schlug es mir wie eine faule Makrele vor die Stirn: Auf Seite drei des Tagesspiegel peitscht dem erschrockenen Leser die Idee der Volksgemeinschaft entgegen, dass der braune Quark aus allen Poren quillt. "Eine Vision wird wahr", heißt der Artikel, der offenbar von einem ideologisch zwangskollektivierten und nicht sehr vorbildlichen Schreiberkollektiv verfasst wurde.
Nur einige Passagen: "Ein Kollektiv der Euphorie. Es sind Momente, in denen Identitäten geschaffen werden. Für den Moment, ganz sicher. Vielleicht für lange Zeit." Das möchte ich mir verbitten, mit Verlaub. Was zum Teufel ist eine "Identität", gar der Plural derselben? Wer ist mit wem oder was identisch? Womöglich die deutsche Leitkultur in Gestalt des Döner Kebab mit sich selbst? "Wir sind wieder wer"? Ja, and don't mention the war.
In schönstem Asthma-Stil geht es weiter - der Verfasser weiß nicht, wie er schwungvoll formulieren soll, daher lässt er mal das Prädikat, mal das Subjekt weg, damit es lyrischer klingt: "Ein Land feiert. Hört nicht auf zu feiern. Feiert seine Jungs. Feiert sich selbst. Ist wieder wer. Feiert Jürgen Klinsmann. Feiert Jens Lehmann. Glaubt an diese Mannschaft. Glaubt an sich."
So ein zynischer Schmarrn: Vom Glauben ist noch niemand satt geworden. Aber Religion und ähnliche abergläubischen Denkformen des weltanschaulichen Regenzaubers suggieren, es komme nicht auf das Sein, sondern nur auf das Bewusstsein an - wie der bevorzugte Lieblingstextbaustein der Scientologen: "Wir nutzen nur 10% unseres geistigen Potentials". "Glauben an die Machbarkeit einer Idee." Glaube an Deutschland! Kann mal jemand nachsehen, von wem der Satz stammt: Von Goebbels direkt oder aus Leni Reifenstahls Reichsparteitagsfilm? Ja, liebe Armen! Glaubt an euch und an die Idee! Dann upgradet sich Hartz IV ganz von selbst auf Hartz V oder VI.
"Deutschland-einig-Jubel-Land. Niemand kann sich entziehen." Doch, man kann, geschätzter Kollege, so sehr sie sich offenbar wünschen, dass das nicht so sei. Ein höheres Wesen bewahre uns davor, dass wir uns wieder einmal dem kollektiven Taumel nicht entziehen können. Ich kann das sehr gut Und jede Schülerin und jeder Schuler, denen ich bei meinen Vorträgen und Lesungen begegne, versuche ich gegen Leute, die wie eine "Welle" funktionieren, zu imprägnieren. Nein, es sind nicht die "paar verständnislos dreinblickende(n) Birkenstockträger", die sich dem Wahn entziehen, sondern diejenigen, die Gruppenzwang immer misstrauisch beäugen und sich einen Rest kühlen Verstandes bewahrt haben.
Woher der Wind im Tagesspiegel-Artikel weht, kann man zwischen den Zeilen über Hamburg lesen: "Die Fußball-Party steigt im alten Flak-Bunker, den nicht mal Bomber-Harris mit seiner Operation Gomorrha, der grausamsten Luftschlacht des Zweiten Weltkrieges, ernsthaft beschädigt hat. 1952 hat der NDR hier den Sendebetrieb aufgenommen. Vom Geländer des Bunkers sieht Roth gemeinsam mit Roger Willemsen hinunter auf 70 000 Menschen mit schwarz-rot-goldenen Fahnen..." Ja, die Schlachten waren schon grausam, vor allem die Schlacht in Auschwitz und Dora-Mittelbau. Schön, dass es vorbei ist und wir darüber geredet haben. Aber jetzt: Die Fahne hoch, die Reihen fest geschlossen und Kopf ab zur Nationalhymne! Das ist kein Journalismus, dass ist deutschchristlich.
"Am Freitag wollen sie alle Deutschland sein, auch links der Mitte." Nein, Kollege Axel Vornbäumen, und wenn Sie den Kisch-Preis gleich mehrfach gewonnen hätten und sich nur noch zuarbeiten lassen müssten: Den völkischen Gruß, der mir hier aufgezwungen werden soll - den mache ich nicht mit. Deutsch bleibt eben deutsch, da helfen keine Pillen. Quod erat demonstrandum. | ------------------------------------------------------------ BURKS ONLINE 01.07.2006 Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit Genehmigung des BurksVEB.
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