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Heute Nacht war ich, in angenehmer weiblicher Begleitung, im Freiluftkino Hasenheide. Es gab "Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche". Wie soll man diesen Film nur beschreiben? Am besten appelliert man an das Gehör und die Phantasie der wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser: Stellen sie sich vor, Sie sitzen am Tresen einer Bar, weit nach Mitternacht. Neben Ihnen sitzt ein völlig besoffenes Skelett. Das legt den Knochenarm um ihre Schulter, lallt etwas und fällt dann hinter Ihnen rückwärts vom Stuhl. Das Geräusch beschreibt den Film. Ich habe mich gekringelt.

Wikipedia schreibt: "Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche ist ein Stop-Motion-Film von Tim Burton und Mike Johnson aus dem Jahre 2005. Der Film beruht auf einer alten, russischen Sage: Ein junger Mann übt für seine Hochzeit und verspricht hierbei aus Versehen einer Leichenbraut die Ehe. Tim Burton inszeniert und kontrastiert zwei Welten: ein trauriges Diesseits der Lebenden und ein frohes Jenseits der Toten."
Corpse Bride

Erstaunlicherweise habe ich nur wenige Rezensionen gefunden, auf Bayern 3 und in der FAZ - letztere schreibt: "Die ganze Kunst des Puppentricks erweist sich schon in der Art, wie Burton es schafft, diesem nachtschattenblauen Wesen, dessen Bein der Verwesung anheimgefallen ist und dessen Augapfel in den unpassendsten Augenblicken herausfällt, tatsächlich so etwas wie erotische Anziehungskraft und verzweifelte Zärtlichkeit abzugewinnen."

Ein außergewöhnlicher Film - ich empfehle ihn! Ich hätte nie gedacht, dass man C-Movies wie "Die Nacht der lebenden Leichen" et al mit einer Mischung und Zeichentrick und Puppenspiel persiflieren kann. Dabei handelt sich nicht um Klamauk, sondern um große Gefühle. Wie bei Karikaturen sind die Emotionen undifferenziert, die Bösen sind nur Böse, die Guten nur gut. Aber dennoch wird man mitgerissen und hofft, dass sich Held und Heldin kriegen.
Corpse Bride

Sehr hübsch sind auch die vielen Anspielungen auf die Filmgeschichte, den Bibliothekar aus "Der Name der Rose", der hier aber eine gute Rolle spielt, und die schon satirisch überzeichnete Moral verarmter Adliger, die in Wahrheit die sozialer Aufsteiger ist - Erinnerungen an die Dialoge in "Titanic" sind vermutlich kein Zufall. Vernunftehe und Geldheirat versus Liebe - und natürlich gewinnt die Liebe, wie wir es alle wollen, wie es aber in der Realität nicht geschieht. Hach, war das schön.

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