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Es gibt Demonstrationen, die sind sowohl gut als auch schlecht: Gut, weil dort nur die Guten sind, die das eindeutig Gute fordern, und schlecht, weil die, die angesprochen sind und die Gaffer überhaupt nicht verstehen, worum es eigentlich geht. Man kommt sich vor, als verkünde man den nahenden Weltuntergang, von dem die Rezipienten der Botschaft aber nichts hören wollen.

Heute war ich bei exakt so einer Demonstration. Lange nicht mehr demonstriert - weil ich mein Soll eigentlich schon in den 80ern erfüllt habe. "Freiheit statt Sicherheitswahn" hieß das Motto. Langfassung:

1. Weniger Überwachung
Wir fordern
* keine Totalprotokollierung von Telefon, Handy und Internet (Vorratsdatenspeicherung),
* Stopp der Videoüberwachung des öffentlichen Raums,
* Stopp von Biometrie und RFID-Chips in Ausweisen und Pässen,
* Stopp der Massenübermittlung von Fluggastdaten,
* kein automatischer Kfz-Kennzeichenabgleich auf öffentlichen Straßen.
2. Bestehende Überwachungsgesetze auf den Prüfstand stellen
Wir fordern eine unabhängige Überprüfung aller seit 1968 beschlossenen Überwachungsgesetze auf ihre Wirksamkeit und schädlichen Nebenwirkungen.
3. Stopp für neue Überwachungsgesetze
Nach der inneren Aufrüstung der letzten Jahre fordern wir einen sofortigen Stopp neuer Gesetzesvorhaben.

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"Bestehende Überwachungsgesetze auf den Prüfstand stellen" - so etwas kann man nicht rhythmisch brüllen und skandieren. Mir gefiel auch "Freiheit statt Sicherheitswahn" nicht, da "Freiheit" so vage ist, dass jeder sich etwas anderes darunter vorstellt. Und es hört sich wie ein Textbaustein aus dem Guidomobil an. Das finde ich auch zum Kotzen. "Free Speech! Democracy! Free Speech! Privacy!" wäre schön, aber um das Recht der freien Meinungsäußerung ging es nur peripher.

Problematisch ist auch, dass es dem deutschen Gaffer und Untertan völlig egal ist, ob die Obrigkeit ihm eine Webcam über das Bett hängt. Deutsche Journalisten sind in dieser Hinsicht ebenfalls so begriffsstutzig und ignorant wie der gewöhnliche DAU. Also kann man auch keine vernünftige Berichterstattung in den Medien erwarten. Wer seine Mails nicht verschlüsselt, braucht keine Sprüche über Bürgerrechte und das Recht auf Privatsphäre absondern - ich höre da erst gar nicht hin.

Es war also eine Art Familientreffen der üblichen Verdächtigen: Der obligatorische padeluun, den ich jetzt auch schon über zehn Jahre kenne, mein Provider, Gumix, einer der Moderatoren dieses kleinen Familienforums, einige CCCler, Markus Beckedahl - aber ich höre jetzt auf, sonst wird das hier noch eine vereinsmeierische Mitteilung.

Es waren überraschend viele Leute da, zwischen 300 und 400. Übrigens: kennt jemand die Frau mit dem blauen T-Shirt, dem blonden Rasta-Dutt und dem Fahrrad (3. Reihe links, 5. Reihe Mitte)? Der würde ich gern mal eine verschlüsselte E-Mail schreiben...

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