Man sagt, die geneigten Leserinnen und die wohlwollenden Leser von Produkten der medialen Art bevorzugten Fotos statt Texten. Bilder sind eben sinnlicher. Ich bin aber kein Fotograf, sondern knipse nur herum. Da ich aber innerhalb Berlins fast immer mit dem Fahrrad fahren - ich habe vier davon -, bekomme ich viel von der Stadt zu sehen.

Man muss den Lesern nicht alles erklären, schon gar nicht den medienkompetenten, die hier herumsurfen. In der Redaktion nennen wir das ein "Neger vor Hütte-Syndrom": Wenn auf einem Foto eine Frau vor einem Baum steht, sind viele versucht, das Bild zu betiteln mit "Frau vor Baum". Wer hätte das gedacht.

Ich musste also wieder nach Mobait - quer durch den sonnigen Tiergarten mit seinen unzähligen Grillfeuern der legalen und illegalen Art. Den Gerickesteig am Helgoländer Ufer in kannte ich jedoch noch nicht bzw. hatte ich noch nie betreten. Sehr fahrradfahrerfeindlich - man muss das Radl die Treppen hinauf- und wieder hinuntertragen. Die Erbauer hätten wenigstens eine Rinne lassen können. Ich käme im 21. Gang überall hinauf, auch wenn ich für eine Umdrehung des Rades eine Viertelstunde trampeln müsste.

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In der Neuen Nationalgalerie hat die Ausstellung "Melancholie. Genie und Wahnsinn in der Kunst" geöffnet. Gesetzt, dass sie mit Caspar David Friedrich Reklame machen. Der interessiert mich aber weniger als das Genie Albrecht Dürer - dessen Melancolia 1 würde ich gern im Original sehen. Aber mich stundenlang eine Schlange einreihen? Igitt. Leider sind die beiden Bilder Dürers, die mich als Kind am meisten beeindruckt haben, nicht so zu sehen - die Apokalyptischen Reiter und vor allem Ritter, Tod und Teufel. Aber die sind nicht melancholisch, sondern motivieren den Betrachter, das Visier herunterzuklappen, den Bihänder zu gürten, das Ross zu zäumen und der Welt da draußen zu zeigen, wo der Hammer hängt. Manchmal vermute ich sogar, dass dieser "Ritter" allein daran schuld ist, dass ich Altgermanistik studiert habe.

Ich bin aber nur im Atlantic in der Bergmannstrasse gelandet und habe der süßen Kellnerin dort schöne Augen gemacht und die Hand geküsst. Das kennt die schon von mir. Sie hat es gern, aber es nützt auch nichts.

BURKS ONLINE 07.05.2006
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