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Alle schreiben darüber: Der Landrat in Halberstadt hat ein Konzert Konstantin Weckers abgesagt. Warum - darüber streiten die Gelehrten. Wir schauen also etwas genauer in den etwas hystrischen Wust des moralisch Empörten und gut Gemeinten. Lat.de (eine Art Musik- und Event-Portal) verkündet: "NPD verhindert Antifa-Konzert". Die FAZ schreibt: "Die Veranstaltung hatte unter dem Motto 'Nazis raus aus dieser Stadt' stehen sollen. Nachdem der Landkreis darum bat, auf den Begriff 'Antifa' zu verzichten, erklärte Wecker sich dazu nicht bereit und sagte gegenüber Spiegel Online: 'Wenn Antifa nicht mehr als normales Wort in dieser Demokratie durchgeht, dann muß ich fragen: Wo sind wir denn?'"

Sehr sachlich berichten die Berliner Zeitung und der MDR. Jenseits alles Aufregung die Fakten: "Rühe sagte, eigentlich dürften in Schulen des Landkreises keine Veranstaltungen stattfinden, bei denen Eintrittsgelder erhoben werden. Er habe zugesagt, damit der Veranstalter, das Soziokulturelle Zentrum Zora, die Gelder einnehmen könne und damit eine indirekte Förderung erhalte. Nachdem die NPD in einem Brief damit gedroht habe, eigene Veranstaltungen in Schulen einzuklagen, habe er Anfang Februar einvernehmlich mit Zora entschieden, den Termin abzusagen."

Eintrittsgeld für "Antifa"-Konzerte. Wenn man mich fragt: Es gibt nur schlechte Musik und gute Musik. Die politische Aussage muss ohnehin nicht noch gesondert draufgepappt zu werden. Man sollte das Gute, Schöne und Wahre Wecker

auch nicht nur denen verkünden, die eh schon die Guten sind. Das ist langweilig. Get up and stand up and fight for your rights - das wirkt, auch wenn man nicht zusätzlich verkündet: Bitte verschaffen Sie sich eine politische Meinung an und verteidigen Sie sie anschließend! Dann gibt es noch die "Soli"-Konzerte: Die Künstler musizieren für lau. War hier aber nicht wirklich so.

Der Landrat argumentiert logisch: Konzerte für Geld dürfen in Schulen nicht stattfinden. Es war ein Fehler, eines zu genehmigen. Wenn die Eintrittsgelder an das "Soziokulturelle Zentrum" (was auch immer soziokulturell bedeutet) flössen, könnten die kackbraunen Kameraden es juristisch erzwingen, dass für sie gleiche Bedingungen herrschten. Das ist Demokratie: Gleiches Recht für alle, auch wenn es schmerzt. Es gibt gar keinen Grund, sich aufzuregen. Und wenn Wecker seine Musik nur verkauft, wenn "Antifa" drauf steht, sollte er vielleicht mal was anderes komponieren. (Ich bin nur genervt, wenn bei jemandem das Gute offentlich so aus den Ohren quillt, das es kaum auszuhalten ist.)

In Spiegel online steht die Passage: "Der örtliche Landrat Henning Rühe hat sich allerdings noch sehr bemüht, einen Ausweichort für das Konzert zu finden. Im Theater wollten wir allerdings nicht spielen, dort hätten wir zu viel Eintritt nehmen müssen. Das wäre dem Sinn dieser Tournee zuwider gelaufen. SPIEGEL ONLINE: Gab es nicht auch Vorwürfe der NPD, das Konzert sei eine kommerzielle Veranstaltung? Wecker: Das stimmt, aber dieser Vorwurf ist absurd. Unsere Einnahmen decken lediglich die technischen Kosten."

Wie es in Deutschland wirklich aussieht und wo "Antifa" dringend nötig wäre, lesen wir in der Kölnischen Rundschau: "Die Polizei sowie Mitarbeiter der Ausländerbehörde waren am frühen Morgen unangekündigt in die Dachgeschoss-Wohnung eingedrungen, Wecker

um die Familie mit ihren drei Kindern im Alter von drei, fünf und 18 Jahren abzuholen."

Das "Abholen" hat bekanntlich in Deutschland eine gewisse Tradition. "Der 18-jährige Sohn wurde noch am Donnerstag nach Istanbul ausgeflogen. Seine beiden jüngeren Geschwister werden von Verwandten in Ahlen betreut." Welchen Sinn hat das Ganze? Wer gewinnt dabei was? Vielleicht kann Wecker ein Lied dazu komponieren und das vor der Ausländerbehörde in Ahlen singen.

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