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Andere Leute lassen sich volllaufen oder ziehen sich bis zur Halskrause psychotrophe Substanzen rein. Beides mache ich bekanntlich eher selten.

Gestern war ich schlecht gelaunt (also ein Fall für eine Hausmitteilung), es ging mir bescheiden wie noch nie in diesem Jahr - aus unterschiedlichen Gründen, die hier unerwähnt bleiben sollen (nein, Frauen waren nicht im Spiel). Deshalb habe ich weder an meinem Roman gearbeitet noch einen pädagogisch wertvollen Artikel geschrieben noch abgewaschen noch das neueste Heft von Berliner Journalisten redigiert noch überhaupt etwas Sinnvolles gemacht. Ich hätte mich auch den ganzen Tag ins Bett legen können, war aber nicht müde.

In so einem Fall bieten sich Vermeidungshandlungen an. Der Internet- und computeraffine Mensch macht Ballerspiele, um die Zeit sinnlos totzuschlagen. Ich hatte hier schon auf das Privateer Remake für Linux hingewiesen: Retro-Feeling vom Feinsten, als wenn man einen Oldtimer führe. Die Grafik ist nicht entscheidend, sondern der Spielspaß. Und da unterscheidet sich das Spiel, das aus dem Jahr 1993 stammt, nicht von heutigen, wesentlich aufwändigeren Versionen. Ganz im Gegenteil: Es ist richtig knifflig, man kann Monate damit zubringen.

Ich habe mir für eine Handvoll Euro bei ebay eine Original-Anleitung ersteigert, die heute per Post eingetroffen ist (fünf Disketten, hihi, die brauche ich aber nicht). Dabei ist ein eigener "Installationsführer": Damals musste man stundenlang dröseln, bis man das Spiel zum Laufen bekam. ("Hinweis für DOS 6-Benutzer. Privateer benutzt die DoubleSpace-Diskettenkomprimierung. Wenn Sie Fragen zu Double Space haben, schlagen Sie bitte in Ihrem DOS-Handbuch nach.") Unter Ubuntu läuft das Remake einwandfrei.

Was ist zu sehen auf den Screenshots? Nur etwas für Leute, die das Gefühl zu würdigen wissen, wenn man als Söldner oder Kaufmann mit einem kleinen Raumschiff durch die unendlichen Weiten des Weltalls jagt, umgeben von Horden wütender Dralthi der Kirathi, Headhuntern in schnellen Jägern und durchgeknallten Retro-Sektierern, die auf alles schießen, was nach Raumschiff aussieht. Männersache eben. Ausnahmen bestätigen die Regeln. Lonesome cowboy in space.

Anflug auf Naval Base Perry. Approaching New Constantinople. Cargo to New Detroit. Beware of ambush at Blockade Point Alpha. Will sagen: Ich habe gestern ganz autistisch den ganzen Tag Privateer gespielt. Ich wollte nichts hören und sehen von der Welt und muss das einfach öffentlich beichten, weil es mein Gewissen beruhigt. Ich habe noch nicht genug Credits, um einen schnellen Centurion-Jäger zu kaufen oder gar ein noch besseres Schiff, aber immerhein reichte es schon zu einem Radar, das Freund und Feind auseinanderhalten kann. Mit zwei Feinden gleichzeitig nehme ich es schon auf, aber ich sollte wohl auf ein neues Raumschiff sparen, bevor ich größere Missionen in Angriff nehme. Die Kilrathi sind kaum zu schlagen, und ich weiß, dass man es später mit dreien oder vieren von denen aufnehmen muss.

Also, Folks, ich saufe und kiffe nicht, sondern ballere nur. Erzählt es euren lieben Kleinen nicht weiter, was Onkel Burks für einen pädagogisch nicht besonders wertvollen Unsinn macht.