Vorsicht, Vollmeise!

Von Burkhard Schröder

Mit Christoph Kastius ist es wie mit dem berühmten Schild "Ignore this sign!": Man kommt einfach nicht an ihm vorbei. Der gute Mann hat zwar eine Vollmeise, schreibt aber das ganze Internet voll. Ich habe mich zur Vorgeschichte hier hier schon ausführlich geäußert und die passenden Links gepostet. Die geneigte Leserin und der wohlwollende Leser mögen bitte dort nachschauen, um mich nicht zu langweiligen Wiederholungen zu zwingen. Torsten Kleinz hat dankenswerterweise eine Dokumentation zusammengestellt: Kastius hat offenbar Ambitionen, es dem berühmt-berüchtigten Dampfplauderer Kimble gleich zu tun, nur auf einem wesentlich niedrigeren Niveau.

Zur Zeit schreibt Kastius den Wikipedia-Eintrag über mich ständig um. Vor einiger Zeit hatten das Groupies von Markus Rabanus alias inidia.de das auch exzessiv versucht - oder Rabanus selbst. Im Sommer betrieb Kastius den Kanzlersturz, wie immer erfolglos. Dann tauchte er mit einem Amt in der Wahlalternative Berlin Tempelhof-Schöneberg auf: "Mein Name ist Christoph Kastius und ich bin Mitglied bei der
Wahlalternative WASG und Delegierter zum Landesparteitag. Mir
steht es zwar nicht zu, für die WASG Pressestatements abzugeben,
was aber nicht bedeutet, das ich hier und heute meine persönliche
Meinung über gewisse Missstände in Politik und Wirtschaft abgeben darf."

Ja, darf er. Damit wir alle was zum Lachen haben über die gewissen Missstände im Oberstübchen. Bei der Linkspartei ist man auf das Problem schon aufmerksam geworden und will ihn schnellstens wieder loswerden. Aber ein Irrer findet immer andere Irre, die ihn unterstützen. Man kann sich nur wundern, mit welchem intellektuellen Niveau man bei Ortsgruppen der WASG reussiert.

Auch scheint er jetzt andere Gleichgesinnte zu suchen, die wie er in der Kindheit lange Zeit in der Psychiatrie verbracht haben. Über mich hat er sogar eine eigene Website gebaut, natürlich ohne korrektem Whois-Eintrag.

Irgendwie hat das was. Wer traut sich schon, seinen eigenen Selbstmord vorzutäuschen und damit in die Medien zu kommen? Man weiß nicht, über wen man sich mehr totlachen soll: Über Kastius oder die zahlreichen Zeitungen und Sender, insbesondere in Berlin, die auf ihn schon reingefallen sind. Sogar die Frankfurter Allgemeine Zeitung gab Kastius' Märchen unrecherchiert als Wahrheit aus: "K. war es auch, der kürzlich die vermeintliche Homepage des Erfurt-Attentäters Robert Steinhäuser als Fake entlarvte und die Seite sperrte - eine lobenswerte Tat, für die der 'Hacker mit Ethik' auch mit dem einen oder anderen Interview belohnt wurde." Die Geschichte hat nur einen Haken: Diese Tat hat nie stattgefunden.

Mittlerweile hat Kastius passende Gesinnungsgenossen gefunden: Er ist jetzt ein neuer "Reichsbürger" mit Reichspersonenausweis und in einem so genannten "Reichsforum" aktiv.

Man sollte Mitleid haben. Strafanzeigen nützen nichts: Wenn der Betreffende aufgefordert wird zu zahlen, wird er glaubwürdig versichern, nichts zu haben - und dann bleibt man auf den Anwaltskosten sitzen. Was tun? Kastius selbst fragte im Usenet angesichts seiner eigenen Biografie: "Habt Ihr eine Idee was man da machen kann?" Ja, haben wir. "Einfach gar nicht ignorieren", sagte schon Karl Valentin. Armes Schwein.