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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
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BeitragVerfasst am: 02.11.2005, 13:42 Antworten mit ZitatNach oben










MEDIEN
Aktuell02. November 2005
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DAS BILD DES TAGES
Friedhof in Granada, Nicaragua ©Burks
SPIGGEL.DE-DOSSIER: QUO VADIS DJV BERLIN?
[Dossier 1] - Morbus politicus marginalis (Burkhard Schröder, 25.10.2004)
[Dossier 2] - Der Fall Boehncke (Hans-Werner Conen, 13.12.2004)
[Dossier 3] - Tatort DJV Berlin (Burkhard Schröder, 15.12.2004)
[Dossier 4] - Presseball - die rechte Idee? (Burkhard Schröder, 19.12.2004)
[Dossier 5 - "Dringlicher Appell" (Ehrenmitglieder des DJV Berlin, 09.02.2005)
[Dossier 6] - "Auf ein offenes Wort" (Burkhard Schröder, 24.02.2005)
[Dossier 7] - "Der Wettbewerb um die Füße hat begonnen" (Burkhard Schröder, 02.03.2005)
[Dossier 8] - "Förmchenweitwerfen im Sandkasten - ein Sittengemälde" (Burkhard Schröder, 18.03.2005)
[Dossier 9] - "Operation Weißer Ritter" (Burkhard Schröder, 12.05.2005)

[Dossier 10] - "Antrag auf Ausschluss" (Dokumentation, 03.08.2005)
[Dossier 11] - "Pacta sunt servanda" (Burkhard Schröder, 03.08.2005)
[Dossiert 12] - "Presseball: Eine unendliche Geschichte" (Burkhard Schröder, 22.08.2005)
[Dossier 13] - "Witt-Sprachrohr?" (Hans-Werner Conen, 21.09.2005)
SPIGGEL.DE-DOSSIER: DJV IN DER KRISE
Teil 1: "Hyperventilierende Freizeit-Stalinisten" (Hans-Werner Conen, 26.06.2004)
Teil 2: "Fremdwort Solidarität" (Burkhard Schröder, 27.06.2004)
Teil 3: "Der moderne Herrenmensch liebt Versager" (Hans-Werner Conen, 13.07.2004)
Teil 4: "Kindergarten für Erwachsene" (Jörg Wachsmuth, 14.07.2004)
Teil 5: "Hornberger Schießen, reloaded" (Burkhard Schröder, 21.07.2004)
Teil 6: "Die wichtigsten Fragen und Antworten" (Burkhard Schröder, 01.08.2004)
Teil 7: "Unaufhaltsamer Aufstieg zum Arbeiterführer" (Hans-Werner Conen, 02.08.2004)
Teil 8: "Verein Berliner Journalisten auf der Siegerstraße" (Hans-Werner Conen, 07.08.2004)

Teil 9: "Ein trügerischer Friede" (Burkhard Schröder, 08.09.2004)
Teil 10: "Im Osten nichts Neues" (Ein Frontbericht von Hans-Werner Conen, 20.09.2004)
Teil 11: "Die Welt als Wille und Vorstellung" (Burkhard Schröder, 04.10.2004)
Teil 12: "Das Wünschen und Wollen und die Wirklichkeit" (Burkhard Schröder, 05.10.2004)
Teil 13: "Der DJV hadert mit Berliner Richtern" (Wolfgang Kiesel, 06.10.2004)
Teil 14: "Verbandstag in die Tonne - außer Spesen nichts gewesen" (Hans-Werner Conen, 07.10.2004)
Teil 15: "Avanti Dilettanti! Wie man jeden möglichen Fehler auch wirklich macht" (Hans-Werner Conen, 15.10.2004)
Teil 16: "Häufig nicht gestellte Fragen" (Burkhard Schröder, 03.11.2004)
Teil 17: "Eine nicht gehaltene Rede" (Hans-Werner Conen, 05.11.2004)
Teil 18: "Der DJV aus seuchenpolitischer Sicht" (Burkhard Schröder, 05.11.2004)
Teil 19: "Unter Indianern" (Burkhard Schröder, 05.11.2004)
Teil 20: "Eine Atempause, Geschichte nicht gemacht"
Teil 21: "Feste und Freie - sitzen sie wirklich in einem Boot?" (Hans-Werner Conen, 08.03.2005)
Teil 22: "Spaltet sich Bayern ab? (Burkhard Schröder, 30.03.2005)
Teil 23: "Eine Frage der Ehre?" (Burkhard Schröder, 19.04.2005)
Teil 24: "1. Parteitag des BJV/AO" (Burkhard Schröder, 02.05.2005)
Teil 25: "Anonyme Denunzianten" (Walther Bruckschen , 26.05.2005)

Teil 26: "Der Clan der Dejottvaulaner" (Burkhard Schröder, 15.06.2005)
König Pyrrhus lässt grüßen, Burkhard Schröder, 06.07.2005)
Teil 27: "König Pyrrhis lässt grüßen" (Burkhard Schröder, 27.07.2005)
Teil 28: "Wohin steuert der DJV?" (Update) (Burkhard Schröder, 06.10.2005)
Teil 29: "Presseausweis ganz nüchtern" (Hans-Werner Conen, 24.10.2005)
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DOSSIER DJV IN DER KRISE 30

Vorbemerkung: Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat auf seinem Verbandstag am 09.11.2004 die beiden Vereine "Berliner Journalisten" und Brandenburger Journalisten-Verband e.V. in den DJV aufgenommen - zusätzlich zu den schon existierenden Landesverbänden DJV Berlin und DJB Brandenburg. Letztere hatte der Bundesverband versucht auszuschließen, was juristisch kläglich scheiterte. Auf burks.de/ spiggel.de erscheinen zu diesem Thema in loser Folge Artikel mit konträren Positionen, wie gewohnt, nicht nur für Mitglieder des DJV mit verbandspolitischem Tunnelblick.

Krise? Welche Krise?

I.
Titel Journalist
Vorab: Ich bitte untertänigst um Verzeihung, liebe wohlwollende Stammleserin und verehrter geneigter Stammleser! Aber es hilft alles nichts: Ich muss noch einmal, jawohl, zum 30. Mal, ein Thema anschneiden, das nun wirklich niemanden interessiert, weder Medien-Journalisten noch andere politisch Gebildete. Aber gerade das ist der Grund, warum ich mir ächzend die Mühe mache, im Gedächnis zu kramen. Krise des DJV? Da war doch noch was? Welche Krise?

In der nächsten Woche ist der jährliche Verbandstag des DJV in Weimar. Und dort, das ist ziemlich gewiss und wird schon im Voraus ventiliert, werden alle, die in den letzten zwei Jahren Skandale aufgedeckt oder sich durch kritische Statements hervorgetan haben, abgestraft, abgewählt, gemobbt und vom Apparat kaltgestellt werden. Zumindest wird man es versuchen. Und: Man wird sich mit denjenigen, die die größte Krise in der Geschichte des Verbands verursacht haben, wieder versöhnen wollen. Nach dem Motto: "Ich bin's nicht gewesen, Adolf Hitler ist es gewesen."

Vor wenigen Tagen gab es Geheimverhandlungen zwischen dem Bundesvorstand und Vertretern des DJV Berlin. Und der Inhalt dieser Gespräche lässt genau das Obige erahnen. Ja, Sie hören richtig: "Geheimverhandlungen" - man habe sich gegenseitig zum Schweigen verdonnert. Das verlautbaren gewöhnlich gut informierte Kreise. Es dürfe nichts nach außen dringen. Der Mantel des Vergessens ist schon ausgebreitet. Die größten Schurken werden einen ehrenvollen Abgang bekommen, so planen einige der "Betroffenen". Der Kollateralschaden ist wurscht. Austritte von den wenigen Journalisten, die das Thema noch interessiert? Ganz egal. Schwamm drüber. Und wenn ein ganzer Landesverband über die Klinge springt? Auch egal - was sind schon rund 300 Kolleginnen und Kollegen? Sollen sie doch in einen anderen wechseln. Wir nennen uns Journalisten, und was kümmert uns unser Geschwätz von gestern? Wer aufmuckt, der wird mit Ausschlussverfahren überzogen, wie im Berlin, Bayern und Baden-Württemberg geschehen. Der Apparat gewinnt immer. Es ist eben wie bei Mayer-Vorfelders: Deutsche Vereinskultur.

Der Apparat hat eine Trumpfkarte, die so gut wie nicht zu stechen ist: Das Gedächnis von Verbandsjournalisten reicht nur selten länger als das von Eintagsfliegen. Selbst in den allerhöchsten Kreisen der DJV-"Macht" sind einige der Kader nicht mehr in der Lage, die Ereignisse der letzten zwei Jahre korrekt wiederzugeben. Diesem Missstand muss hier daher abgeholfen werden. Man könnte zwar kühn darauf verweisen, dass auf der berüchtigten Website recherchegruppe.tk alle Informationen vorhanden sind. Aber unter uns Medientheoretikern ist bekannt, dass Informationen schon vorhandene Vorurteile alias Meinungen nicht verändern, sondern nur bestärken. Jeder liest und rezipiert nur, was er oder sie will.

Genug der langen kulturpessimistischen Vorrede! Ich bekenne, dass ich zwei Mal ein Fahrrad war, das in Holland umgefallen ist. Und jetzt steht der ganze DJV in Flammen. Jedenfalls beinahe: Es ist nur ein gefühltes Feuer für die Insider. Die Masse der Karteileichen interessiert's eh nicht.

II.

Und das kam so: Im Herbst 2003 gab es Randale im DJV Berlin, dem Hauptstadtverband des DJV. Der zynische Berliner ist allerhand gewohnt und winkt bei vereinsinternen Bonsai-Skandälchen müde ab. So auch hier. Es ging um finanzielle Unregelmäßigkeiten bei der Vorbereitung des traditionsreichen Presseballs. Der Vorstand des Vereins flog auseinander, Rücktritte waren an der Tagesordnung. Das ist seitdem so geblieben: Mittlerweile ist selbst den Karteileichen klar, dass der Vorsitzende Alexander Kulpok nicht integrieren kann, sondern den Verband immer weiter auseinandertreibt und spaltet, von den permanenten Streitereien um die sach- und satzungsgemäßige Verwendung der Mitgliedsgelder ganz abgesehen. Man muss sich nur die lange Namensliste der Vorstandsmitglieder ansehen, die zwischen September 2003 und heute zurückgetreten sind - eine Fluktuation, die ihresgleichen sucht. Kein Wunder: Das handelnde Personal entstammt dem Intrigenstadl RBB oder ähnlichen Institutionen des alten West-Berlin. Dort kennt man sich mit internem Hauen und Stechen bestens aus. Der gegenwärtige Vorstand ist sogar so zerstritten, dass er zeitweilig bei Vorstandssitzungen nicht mehr beschlussfähig war. Soviel zu den Führungs"qualitäten" des Herrn K..

Der Bundesvorstand hatte sich für seinen Berliner Chaos-Verband, außer den gewohnten Höflichkeitsbesuchen bei Mitgliederversammlungen, früher Journalistkaum interessiert, ja, man unterstützte zunächst den Skandal-Vorsitzenden gegen die Opposition, die sich nach einem knapp gescheiterten Misstrauenvotum (das vom Autor dieser unmaßgeblichen Zeilen stammte) formierte. Im Sinne des Apparats war das folgerichtig: Der Status Quo sichert die Pfründe, Opposition oder gar Rebellion ist per definitionem schlecht - es könnte sich etwas verändern. Das beunruhigt mental zutiefst.

Doch dann überschlugen sich die Ereignisse. Die Details, mit denen hier nicht ermüdet werden soll, finden sich in meinem Artikel: "Operation Weißer Ritter". Mit Billigung des Vorsitzenden Kulpok wurden zahlreiche Mitglieder des Verbands Junger Journalisten (VJJ) in den DJV Berlin geschleust, zum Teil am Aufnahmeausschuss vorbei. Einige von denen sprechen sogar von einer "Schnuppermitgliedschaft" ohne Beiträge, die ihnen versprochen worden sei. Die Mitglieder des VJJ hatten zum Teil schon kurz vorher im DJV Brandenburg geputscht und erschienen dann bei der Mitgliederversammlung in Berlin.

Die Opposition im DJV Berlin, die unter dem Logo Recherchegruppe firmierte, hätte vermutlich die Wahlen gewonnen, aber die VJJler hielten den angeschlagenen Skandal-Vorsitzenden Kulpok an der Macht. Die geschlagene Frakton verließ - selten dämlich und die beleidigte Leberwurst gebend - den Saal, anstatt so viele Posten wie möglich zu ergattern.

Der heutige Rentner Kulpok klammerte sich in Mitleid erregender Weise an das Zipfelchen gesellschaftlichen Prestiges, das ihm im alten West-Berlin die Zuneigung Frau Mompers, Uwe Benneters und anderer Polit-und Society-Größen verhieß. Kulpok verkündete bei den folgenden Mitgliederversammlungen des DJV Berlin brav die Namen derjenigen, denen er zu Dank verpflichtet war - und die VJJ-Mitglieder wurden prompt gewählt.

Es gibt noch weitere unappetitliche Details, zum Beispiel einen Vertrag zwischen Kulpok und Torsten Witt, dem Spiritus rector der Operation Weißer Ritter, in dem es um größere Summen an Mitgliedsgeldern geht. Und unbestritten hat Alexander Kulpok die Öffentlichkeit und die Mitglieder über die Sache schamlos belogen. Seine Groupies im Vorstand kümmert das nicht. Vielleicht ist es auch eine Frage des Intelligenzquotienten oder der mangelnden Fähigkeit, zusammenhängende Texte zu lesen und zu verstehen. Ein Journalist, der ein "Amt" in einem Verband bekommt, verliert damit offenbar automatisch auch noch den kläglichsten Rest der Kritikfähigkeit.

III.

Der Bundesverband versuchte in den folgenden Monaten, seine beiden ungeliebten Landesverbände Berlin und Brandenburg loszuwerden. Wie das begründet wurde, steht in den Anträgen auf Ausschluss. Juristisch ging die Sache völlig daneben; die Gerichte schmetterten das Begehren ab. Man habe völlig überreagiert, der Hinauswurf der beiden Landesverbände sei weit überzogen gewesen.

Ein normaler Mensch würde in der nächsten Woche in Weimar, wenn die Funktionäre zusammensitzen, vermutlich naiv fragen: Wer trägt dafür die Verantwortung, dass alles in die Hose gegangen ist? Waren die Vorwürfe gegen die zeitweilig ausgeschlossenen Verbände korrekt? Wenn ja, warum fordert dann niemand den Berliner Vorsitzenden, den "lieben Alex", wie er jetzt von den Verbands-Wendehälsen wieder genannt wird, erneut zum Rücktritt auf? Wenn nein, macht der Gesamtvorstand business as usual? Müsste man dann nicht den Arzt holen?

Wenn man aber, wie jetzt im Vorfeld des Verbandstags und der Vorstandswahlen gemunkelt wird, nur "falsch informiert" gewesen sei, was die Ereignisse im DJV Berlin angeht: Wer verantwortet den zeitweiligen Hinauswurf von rund 5 000 JournalistInnen in Berlin und die damit verbundenen Kosten? Niemand? Sie haben's erraten. Hätte man nicht vorher recherchieren und sich informieren können? Recherchieren? Wie buchstabiert man das? wird die Antwort sein.

Apropos Recherche: Die Geschichte nahm noch eine eigentümliche politische Wendung, an der der Autor dieser unmaßgeblichen Zeilen nicht unbeteiligt war. Am 12.06.2004 erschien in Telepolis ein Artikel mit der Überschrift:
"Kein Platz für Rechtsextremisten" beim Deutschen Journalisten-Verband?" Nur zur Erinnerung: "Es haben sich die Titel JournalistVertreter unterschiedlicher Milieus zusammengefunden, die kaum etwas eint außer der Wille, sich finanzielle und politische Pfründe zu sichern: die Kinder des alten West-Berlin, in dem Günstlingswirtschaft, Korruption und Intrigen zur Leitkultur gehörten, unbedarfte Nachwuchsjournalisten der Spaßgesellschaft, denen die Karriere wichtiger ist als politische Diskussionen. Und ultrarechte Kader, derer sie sich bedienen und deren politische Duftmarke sie billigend in Kauf nehmen, bekommen sie doch im Gegenzug für deren Wissen, wie man informelle Netze organisiert, medienpolitischen Einfluss." Der DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken forderte am 5. Juni verzweifelt den Rücktritt des neuen stellvertretenden DJV-Vorsitzenden in Brandenburg, Torsten Witt Im Deutschen Journalisten-Verband sei "kein Platz für Rechtsextremisten". Witt ist schon seit vielen Jahren Mitglied des Verbandes; jetzt, nach diversen Presseberichten, meint man gemerkt zu haben, dass es sich bei ihm um einen Rechten handele, der außerhalb des demokratischen Spektrums stehe."

Die Tageszeitung titelte am 08.06.2004:
"Journalistenchef dank rechter Truppe - Wahl des Berliner DJV-Landesvorsitzenden wurde durch Übertritte aus rechtsradikalem Umfeld gesichert." Und: "Am Wochenende hatte der Bundesvorsitzende des DJV, Michael Konken, Witt aufgefordert, sein Amt niederzulegen: 'Im Deutschen Journalisten-Verband ist kein Platz für Rechtsextremisten', so Konken unter Bezug auf Vorwürfe, Witt halte auch nach einer gemeinsamen Demonstration mit dem heutigen NPD-Anwalt Horst Mahler im Jahr 1999 immer noch Kontakte zur rechtsextremistischen Szene aufrecht." Die Meldung ist eine Ente. Von einem "rechtsradikalen Umfeld" kann nicht die Rede sein, Beweise existieren nicht und wurden auch nie vorgelegt. Die Tageszeitung hat schlicht ein unbewiesenes Gerücht als Tatsache verbreitet. Wurde jemand aus der "rechten Truppe" gefragt, wie es sich gehört hätte? Und welches "Umfeld" ist gemeint? Und was war "feindlich" an der Übernahme?

Wie konnte es dazu kommen? Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Der Autor dieser und auch anderer unmaßgeblicher Zeilen hat den gescholtenen Torsten Witt in keinem Artikel einen "Rechtsextremisten" genannt. "Ultrarechts" ist auch Michael Glos von der CSU. Die Wahl der Begriffe hatte Gründe: Der Begriff "(Rechts)Extremist" stammt aus der Mottenkiste der Totalitarismus-Doktrin ("Rot gleich Braun") und sagt nichts, aber auch gar nichts Konkretes aus. Wer ihn benutzt, um jemanden zu denunzieren, outet sich als unkritischer Nachplapperer dessen, was die Skandaltruppe Verfassungsschutz und deren weltanschauliche Epigonen als Agitprop unter die Leute streuen. Aus juristischer Sicht darf jemand - wenn es sich um eine Tatsachenbehauptung handelt - nur so genannt werden, der in einem der Verfassungsschutzberichte auftaucht. Als Meinung jedoch und im Zuge eines scharfen politischen Streits ist der Begriff zulässig. Deshalb durfte auch der Bundesvorsitzende Michael Konken Witt so nennen, zumal der sich kaum mit Argumenten gewehrt hatte.

Dennoch scheint Witt, der mittlerweile Vorsitzender des DJV Brandenburg ist, zum Hauptfeind der Funktionäre geworden zu sein. Warum, wird öffentlich nicht ventiliert. Für Alexander Kulpok hat der braune Mohr seine Schuldigkeit getan: Witt hat ihm seine "Macht" gesichert, und jetzt will man nichts mehr mit ihm zu tun haben. Ist immer noch "Gefahr im Verzuge?"

Die in Wahrheit interessante Frage will niemand diskutieren oder gar beantworten: Welche politischen Meinungen, welche politische Biografie ist im DJV erwünscht - und welche nicht? Wer macht den Gesinnungs-Check? Und wen kann man, ob seiner falschen Meinung, wieder aus dem Journalisten-Verband werfen? Muss man warten, bis sich jemand selbst als ehemaliges SS-Mitglied outet, wie Franz Schönhuber, der zum Vorsitzenden des bayrischen Landesverbands gewählt wurde und dessen politische Meinung nie unangenehm auffiel?

Witt taucht nicht im Verfassungsschutz-Bericht auf, er war nie Mitglied in einer verbotenen Organisation, er ist nicht strafrechtlich auffällig geworden, er hat - soweit bekannt - nie etwas publiziert, das ihn etwa in die ideologische Nähe der NPD rückte. Witt ist nicht rechter als ein rechter Burschenschaftler oder ein Sympathisant der weltanschaulich manchmal sehr braun gebrannten Jungen Freiheit. Würde der DJV deren Redakteure als Mitglieder dulden? Wenn ja, warum nicht auch Witt? Wenn nein, warum nicht?

Schuld an der verworrenen Gemengelage ist der hysterische Diskurs, der immer dann geführt wird, wenn es um "Rechtsextremismus" geht. Der Mainstream will und darf nicht zugeben, dass Rassismus und Antisemitismus Teil der Gesellschaft sind und aus ihrer Mitte immer wiedergeboren werden. Man möchte eine klare Grenze - "extrem" oder nicht, um sich selbst sakrosankt zu sprechen. Man fände sicher zahlreiche Mitglieder und auch Funktionäre im DJV, deren politische Meinung noch "rechter" sind als die Witts. Das gibt aber niemand zu. Pikant wird es jedoch, wenn die bayerischen DJV-Kader den Autor, der im Zweifel immer mindestens linksextrem ist, "einmütig" mit Witt zusammen eintüten - aus Dummheit, Ignoranz oder kleinkariertem Nachtreten (1). Man kann nur laut rufen: Herr, lass' Hirn vom bayerischen Himmel regnen!

IV.

Was lehrt uns das? Lauschen wir den wohltemperierten Worten des obersten DJV-Funktionärs:
"Die Pressefreiheit wird täglich bedroht", sagte DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken, "da bedarf es einer starken Organisation wie des DJV, um für dieses zentrale Grundrecht der Demokratie zu streiten." Er werde die 297 Delegierten in Weimar auffordern, Flagge für den kritischen und unabhängigen Journalismus zu zeigen."

Der Deutsche streitet gern symolisch, weil das bequem und erfreulich folgenlos ist: Er zeigt Tücher her, Symbole, und wenn er sich recht erregt, auch sein Gesicht und Lichterketten. Man kann jetzt schon dessen gewiss sein, dass die Delegierten sich ungern an den außerordentlichen Verbandstag in Frankfurt vor einem Jahr erinnern, trotz des flammenden Aufrufs, kritisch zu sein:
"§ 2 Abs. 2 c der Satzung normiert, dass der Verein sich als besondere Aufgabe gestellt hat, das Ansehen des journalistischen Berufs zu wahren. Wenn durch das Verhalten eines Landesverbandes in kurzer Zeit umfangreiche widersprüchliche Medienberichterstattung erfolgt, die sowohl in der Bevölkerung, als auch in den Bereichen und Partnern, mit denen der Verein zu tun hat, den Eindruck erweckt, dass es bei Wahlen von Vorständen einzelner Mitgliederverbände zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist, die durch den Dachverband nicht aufgeklärt oder ausgeräumt werden können und überdies der Eindruck entsteht, dass sowohl einzelne Landesverbände als auch der Gesamtverband erhebliche innere Schwierigkeiten haben, so schadet dies dem Ansehen des journalistischen Berufsstandes. Diesen Interessen des Vereins haben die DJV-Landesverbände Berlin und Brandenburg nach der Überzeugung des Gesamtvorstandes zuwider gehandelt, so dass ein Ausschluss gerechtfertigt ist. "

An der Situation hat sich nichts geändert: Der Skandal-Vorsitzende Kulpok ist in Berlin immer noch im Amt, umgeben von treuen Vasallen wie der "Reisejournalistin" Nicole Borkenhagen oder seinen Wadenbeißern aus dem RBB, die ihm vermutlich auch dann folgen würden, wenn "der liebe Alex" von Mitgliedsgeldern einen Angriffskrieg gegen Liechtenstein anzettelte oder noch einmal Mitglieder des Verbands fahrlässig und verbandsöffentlich wegen Verbreitung äusserst schmutziger Dinge denunzierte. Für den Vorsitzenden des DJV Berlin gilt das, was angeblich Mayer-Vorfelder gesagt haben soll: "Wenn ihr mich loswerden wollt, müßt ihr mich schon erschießen." Jawohl, ganz kritisch und so von Mitgliedsgelder unabhängig wie der "Journalist".

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(1) Aus dem Protokoll der konstituierenden Vorstandssitzung des Bayerischen Journalisten-Verbands vom 16.06.2005, TOP 1, Bericht des Vorsitzenden: "Des Weiteren berichtet er, dass der BJV Gastgeber des geselligen Abends am 20.08. in Würzburg ist. Zu dieser Abendveranstaltung wird er die Herren Conen, Witt und Burkhardt [sic] Schröder ausdrücklich nicht einladen. Dies fand einmütige Zustimmung."

Abbildungen: Titelblatt "Journalist" 8/2004: Weder von einem Auschluss noch vom einem Aufbruch kann heute die Rede sein (oben.) Bild Mitte: Auch der vorgeblich "letzte Auftritt" Kulpoks war kein solcher: Und ewig grüßt das alte West-Berlin. 3. Bild v.o.: Es sei "Gefahr im Verzuge" gewesen, so der baden-württemberische Vorsitzende Karl Geibel. Welche Gefahr und wo die heute hin ist, darüber wird sich beim Verbandstag kaum jemand öffentlich äußern wollen. Foto unten: Die Kumpane Alexander Kulpok (DJV Berlin) und Torsten Witt (DJV Brandenburg) während des DJV-Verbandstages in Hannover. Foto: Bernd Lammel.

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BURKS ONLINE 02.11.2005
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