Wer regiert eigentlich in Berlin?

Von Burkhard Schröder

Die Welt titelt sehr schön: "In Berlin regiert die große Konfusion". Die politische Führungselite Deutschlands "steht vor einem Scherbenhaufen." Ach ja. Ist das jetzt gut oder schlecht? Und wer oder was ist warum die "Elite"? Das geht jetzt so: die so genannten "Rechten" in der SPD fordern, dass die so genannten "Linken" alle Ämter niederlegen. Und umgekehrt. Wie kann man nur abstimmen und jemandem eine Niederlage bereiten? Tztz. Wo kämen wir denn da hin. Meine Sympathie gilt - die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser werden es schon erraten - der Nahles. Eine Frau, die den Polit-Sandkasten kräftig durcheinanderschaufelt, dass die Fetzen fliegen.

Aber es ist wie überall: Nur die Stromlinienförmigen, die Kriecher, die Opportunisten sind wählbar, die mit Ecken und Kanten mag das dumme Volk nicht.

Auch Stoiber macht die Fliege. Hinter den sieben bayerischen Bergen ist es auch viel gemütlicher. Der Tagesspiegel schreibt genüsslich, "halb Berlin macht den Oskar". "Ob eine große Koalition überhaupt noch zustande kommt? 'Es ist zur Zeit offen.' Der CDU-Mann blickt sehr ernst." Har har. Spiegel online schreibt: "'Es ist ganz schlimm. Es ist derzeit offen, ob es die Große Koalition geben wird. Die SPD muss jetzt Klarheit schaffen', sagte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers heute im ARD-'Morgenmagazin'. Das Land sei in einer Krise und habe keine Zeit, sich mit Machtspielen in der SPD zu beschäftigen."

Wieso ist das Land in einer Krise? Eine Krise existiert nur in den Köpfern derjenigen PolitikerInnen, die sich mehr Gedanken daürber machen, mit wem sie alles nicht koalieren als über die Probleme, die es zu lösen gilt. Die Linkspartei wollte nicht mit der SPD, die nicht mit der Linkspartei, die Gelben nicht mit den Grünen, die Schwarzen nicht mit den Grünen. Und so fort. Die spinnen, die Politiker der "Elite".

Das Volk, der alte Lümmel, amüsiert sich. Schade, dass man bei Becksteins und Hubers jetzt nicht Mäuschen spielen darf. War wohl nichts mit dem Posten des Ministerpräsidenten. Stoiber is back und ante portas. Der kann jetzt nichts mehr werden, also müsst ihr warten, bis er tot ist. Er wird auf seinem bequemen Sessel festwachsen. Der geschätzte Kollege Malzahn schreibt ganz richtig: "Dass ein Konservativer, der Patriotismus stets als politische Triebfeder seines Handelns darstellte, sich angesichts wachsender Probleme aus dem Staub macht, anstatt sie anzupacken, ist eine kulturpolitische Zäsur ersten Ranges." Die deutsche Rechte ist nicht nur dumm, sondern auch noch feige und faul. Und das ist gut so. So wird das nie was mit den Bürgerlichen.

In den Reihen christdemokratischer Politiker wird schon gemunkelt, falls die große Koaliton überhaupt zustande komme, werde es bald wieder Neuwahlen geben. Au ja: Wir das Volk, wählen solange "unmögliche" Konstallationen, bis die da oben endlich kapieren, dass die Förmchenweitwerferei nichts bringt und dass alle Demokraten mit allen anderen koalieren können. Ob jemand regiert, ist doch wurscht.