Beleidigte alte Müntemänner

Von Burkhard Schröder

Hören wir auf die neutralen Schweizer: "Paukenschlag bei der deutschen SPD: Parteichef Franz Müntefering kündigte überraschend seinen Rücktritt an und löste damit eine Krise bei den Sozialdemokraten aus. Auch die Bildung einer grossen Koalition ist nun in Gefahr."

Die wohlwollenden und medienkompetenten Stammleserinnen und die geneigten gebildeten Stammleser sind selbstredend News-Junkies und wissen schon längst Bescheid. Hier noch einmal in Kurzform: "Münteferings Rückzug ist die Folge einer SPD-internen Abstimmungsniederlage. Der Parteivorstand hatte am Nachmittag mit 23 zu 14 Stimmen die junge Linke Andrea Nahles als Generalsekretärin nominiert - und nicht Münteferings engen Vertrauten Kajo Wasserhövel."

Mit den alten Männern ist das so: Sie können nicht verwinden, die Macht zu verlieren. Eben wie im Wolfsrudel. Wenn die Jungen sich plötzlich zusammentun und in die Waden beißen und es gar Frauen sind, dann sind die Alten beleidigt. Es ist natürlich grober Unfug, wegen einer Abstimmungsniederlage das Handtuch zu werfen. Aber bei Protestantens - und allein das knarrende R Müntes spricht dafür - geht es immer um große und theatralische Symbolik. Wäre Münte auch noch Japaner, hätte er vermutlich feierlich Harakiri begangen.

Die Nahles
ist natürlich nicht besser oder schlechter als andere oder gar der von Müntefering favorisierte Ex-Stamokap Kajo Wasserhövel. "Seit Mitte der 1990er Jahre ist er einer der engsten Mitarbeiter Franz Münteferings, dessen politische Karrierestationen er durchgehend begleitete."

Aha. Da muss man ja die beleidigte Leberwurst spielen, wenn so einer nicht durchkommt. Nicht die demokratische Mehrheit zählt, sondern der Wunsch des Vorsitzenden. Denkste. Und das Schönste kommt noch: Wir hatten hier schon einmal beiläufig an zwei Dinge erinnert: Das Merkel ist noch nicht Kanzlerin. Vamos a ver, wie der Spanier sagt. Und in der Tagesschau berichtet jemand von einem Gerücht, das aus dem Inner Circle der CDU käme: Man bereite sich auf Neuwahlen im Frühjahr vor. Endlich italienische Verhältnisse! Wir haben keine Regierung - und keiner merkt(el)t es!

Wir empfehlen Münte Entspannung, Abkehr vom Parteistress. Zum Beispiel einen Nachtspaziergang durch die "Parks" von Berlin. Oder wie wäre es, sich an den Rechner zu setzen und herumzusurfen, etwa auf burks.de, spiggel.de oder sich die hübschen Fotos auf Flickr anzuschauen?