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 Verbotene Worte für Berliner Journalisten Nächstes Thema anzeigen
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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
Beiträge: 6757
Wohnort: Berlin-Neukoelln

BeitragVerfasst am: 27.10.2005, 14:19 Antworten mit ZitatNach oben








MEDIEN
Dokumentation27. Oktober 2005
BURKS' FORUM
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DAS BILD DES TAGES
Burks auf einem Boot zwischen Bilwi/Puerto Cabezas und den Islas del Maiz, Miskito-Region, Atlantik-Küste Nicaraguas ©Burks
DOSSIER: QUO VADIS DJV BERLIN
Teil 1: "Morbus politicus marginalis" (Burkhard Schröder, 24.10.2004)
Teil 2: "Der Fall Boehncke" (Hans-Werner Conen, 14.12.2004)
Teil 3: "Tatort DJV Berlin" (Burkhard Schröder, 15.12.2004)
Teil 4: "Presseball: die rechte Idee?" (Burkhard Schröder, 19.12.2004)
Teil 5: "Dringlicher Appell" (Ehrenmitglieder des DJV Berlin, 09.02.2005)
Teil 6: "Auf ein offenes Wort" (Burkhard Schröder, 24.02.2004)
Teil 7: "Der Wettbewerb um die Füße hat begonnen" (Burkhard Schröder, 02.03.2004)
Teil 8: "Förmchenweitwerfen im Sandkasten - ein Sittengemälde" (Burkhard Schröder, 18.03.2004)
Teil 9: "Operation Weißer Ritter" (Burkhard Schröder, 10.05.2005)
Teil 10: "Antrag auf Ausschluss" (Burkhard Schröder, 03.08.2005)
Teil 11: "Pacta sunt servanda" (Burkhard Schröder, 03.08.2005)
DOSSIER: DJV IN DER KRISE
Teil 1: "Hyperventilierende Freizeit-Stalinisten" (Hans-Werner Conen, 26.06.2004)
Teil 2: "Fremdwort Solidarität" (Burkhard Schröder, 27.06.2004)
Teil 3: "Der moderne Herrenmensch liebt Versager" (Hans-Werner Conen, 13.07.2004)
Teil 4: "Kindergarten für Erwachsene" (Jörg Wachsmuth, 14.07.2004)
Teil 5: "Hornberger Schießen, reloaded" (Burkhard Schröder, 21.07.2004)
Teil 6: "Die wichtigsten Fragen und Antworten" (Burkhard Schröder, 01.08.2004)
Teil 7: "Unaufhaltsamer Aufstieg zum Arbeiterführer" (Hans-Werner Conen, 02.08.2004)
Teil 8: "Verein Berliner Journalisten auf der Siegerstraße" (Hans-Werner Conen, 07.08.2004)
Teil 9: "Ein trügerischer Friede" (Burkhard Schröder, 08.09.2004)
Teil 10: "Im Osten nichts Neues" (Ein Frontbericht von Hans-Werner Conen, 20.09.2004)
Teil 11: "Die Welt als Wille und Vorstellung" (Burkhard Schröder, 04.10.2004)
Teil 12: "Das Wünschen und Wollen und die Wirklichkeit" (Burkhard Schröder, 05.10.2004)
Teil 13: "Der DJV hadert mit Berliner Richtern" (Wolfgang Kiesel, 06.10.2004)
Teil 14: "Verbandstag in die Tonne - außer Spesen nichts gewesen" (Hans-Werner Conen, 07.10.2004)
Teil 15: "Avanti Dilettanti! Wie man jeden möglichen Fehler auch wirklich macht" (Hans-Werner Conen, 15.10.2004)
Teil 16: "Häufig nicht gestellte Fragen (FNAQs)" (Burkhard Schröder, 03.11.2004)
Teil 17: "Eine nicht gehaltene Rede" (Hans-Werner-Conen, 04.11.2004)
Teil 18: "Der DJV aus seuchenpolitischer Sicht" (Burkhard Schröder, 05.11.2004)
Teil 19: "Unter Indianern und anderen Journalisten" (Burkhard Schröder, 05.11.2004)
  • Teil 20 "Eine Atempause, Geschichte nicht gemacht", Burkhard Schröder, 13.01.2005
  • Teil 21 "Feste und Freie - sitzen sie wirklich in einem Boot?", Hans-Werner Conen, 05.11.2004
  • Teil 22 - "Spaltet sich Bayern ab?", Burkhard Schröder, 30.03.2005
  • Teil 22 - "Eine Frage der Ehre?", Burkhard Schröder, 19.04.2005
  • Teil 23 - "1. Parteitag des BJV/AO", Burkhard Schröder, 02.05.2005
  • Teil 24 - "Anonyme Denunzianten", Burkhard Schröder, 27.05.2005
  • Teil 25 - "Der Clan der Dejottvaulaner", Burkhard Schröder, 15.06.2005
  • Teil 26 - "König Pyrrhus lässt grüßen", Burkhard Schröder, 06.07.2005
    Teil 28 (update): "Wohin steuert der DJV?" (Burkhard Schröder, 06.10.2005)
    Teil 29: "Presseausweis ganz nüchtern" (Hans-Werner Conen, 24.10.2005)
  • DOSSIER: WARUM EINE JOURNALISTEN-GEWERKSCHAFT?
    Dossier: Diskussion über die provokanten Thesen eines DJV-Mitglieds aus Baden-Württemberg
    Teil I: "Haben Journalisten-Gewerkschaften noch eine Zukunft?" (21.01.2004, Hans Werner Conen)
    Teil II: "Solidarität ist eine Waffe - 12 Thesen für eine starke Gewerkschaft" (31.01.2004, Burkhard Schröder)
    Teil III: "Konsens ist Nonsens - anything goes" (09.02.2004, Hans Werner Conen)
    Teil IV. "Treu und fördernd" (10.02.2004, Thomas Schelberg)
    Teil V. "Den neo-liberalen Teufel austreiben"
    Teil VI. "Niedergang streng nach Vorschrift" (06.03.2004, Hans-Werner Conen)
    Teil VII. "Ausschluss eines "Arbeiterführers"? (23.05.2004, Hans Werner Conen)
    Teil VIII. "Maulheldentum älterer Herren" (18.06.2004, Offener Brief Hans Werner Conens an Michael Konken)
    Teil IX "Jüngschtes Gericht" (25.03.2005, Burkhard Schröder
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    Schrobenhausen (Deutschland)

    DIE JOURNAILLE UND GUTES DEUTSCH

    Verbotene Worte für Berliner Journalisten

    von Burkhard Schröder

    verbotenLiebes Publikum, wenn ihr mich sehen könntet! Ich gucke vermutlich ziemlich quadratisch aus der Wäsche bzw. dem Bademantel. Wir haben heute Nacht von 20 Uhr bis heute früh um acht Uhr fünf (!) die neueste Ausgabe von Berliner Journalisten - Nr. vier - layoutet, Korrektur gelesen, und gleich geht das Magazin digital in die Druckerei. Wir erscheinen am 09. November mit dem Themenschwerpunkt Europa.

    Nicht zu vergessen: Unsere corporaty identity ist, wie gewohnt: Zur Hälfte journalistische Nestbeschmutzerei (einer muss es ja machen) - also ein nettes, kleines und vor allem unabhängiges Hetzblatt zu sein; und die zweite Hälfte besteht aus Service - was man wissen muss, wenn man auf dem freien Markt der Journaille bestehen will. Ich gebe die Garantie als Chefredakteur, dass zahlreiche Bedenkenträger und unsere zahllosen Feinde über der Lektüre einiger Artikel ebenso zahlreiche Tischkanten zerbeißen werden.

    Ich begrüße Sie zum zweiten Drittel des Weblogs und zum Thema. Warum muss man sich darum kümmern, wie man schreibt? Erste Regel: Der Rezipient sollte verstehen, was man ihm sagen will. Frei nach Karl Kraus: Man muss nicht nur nichts zu sagen haben, sondern auch unfähig sein, es auszudrücken - beziehungsweise umgekehrt.

    Es gibt Regeln, an die sich niemand halten muss, die aber das Leben und Lesen geschriebener Texte erleichtern. Und nur darum geht es für Journalisten. Ich habe soeben welche erlassen und einigen unserer Autoren verkündet. Selbstredend ist der Sprachpapst alias Wolf Schneider das Maß aller Worte und Dinge. Und wenn eine Autorin oder ein Autor diese Regeln missachtet, schreibe ich ihren oder seinen Artikel gnadenlos um. Hier einige Beispiele, in zufälliger Reihenfolge.

    Kein Satz beginnt mit "dass" und kein Satz beginnt mit "denn". Letzteres ist Asthma-Deutsch, wie man beim Stern zu formulieren pflegt. Er trug einen Hut. Denn es war kalt. Und er ging hinaus. Nein! Dieser Stil ist aus offenbar aus der Not geboren, keiner normalen Stze formulieren zu können, gleichzeitig aber zu wissen, dass der normaler Leser nicht mehr als zwölf Worte nacheinander versteht. Ja, Sie haben richtig gelesen und gehört! Ein Satz, der mehr als ein Dutzend Worte aneinanderreiht, gerät in Gefahr, beim Rezipienten nicht korrekt anzukommen. Bei der Mutter aller Boulevard-Zeitungen haben mehr als die Hälfte aller Sätze nicht mehr als vier oder fünf Worte. Nachteil: Thomas Mann würde sich gruselnd abwenden. Vorteil: Jeder versteht's, was man von Thomas Mann nicht unbedingt behaupten kann. By the way: Mit "denn" beginnt nur ein Nebensatz, der vom Hauptsatz durch ein Komma getrennt ist.

    Wichtigste Regel, insbesondere für Ossis: Kein Wort endet auf -ung oder -keit oder auf -ion. Im Zweifel: kein Wort. Beispiel aus einem Text, der hier hereinflatterte: "Ihre Forderungen, so die Wettbewerbswächter, stellten nicht die grundsätzliche Möglichkeit zur Gebührenfinanzierung öffentlich-rechtlicher Sender in Frage." Meine Tischkanten sind aus Stahl, und ich bin voll verkront. In der Hoffnung auf Erlösung vom Nominalstil. Oder: "Über übergeordnete Interessen der Öffentlichkeit und journalistische Verantwortung." Ich weigere mich, so etwas zu lesen oder gar abdrucken zu lassen.
    Apostophitis
    Ich wette eine Kiste Bier, dass man jeden Text, der auch nur ein UNG enthält, so umschreiben kann, dass er a) von jedem verstanden und b) gleichzeitig auch kürzer wird. Ausgenommen sind Substantive, die eben (Füllwort) so heißen wie "Zeitung".

    Schlechter Stil ist auch - und vom Spiegel hoffähig gemacht -, Zitate durch Einschübe kurz nach dem Anfang auseinanderzureißen. "Schlecht", sagte er, "geht es mir nach dem Lesen des Textes." Hier haben wir gleich eine weitere Unsitte: Journalisten streben danach, den Teil des Satzes, den sie für wichtig halten, an den Anfang zu stellen, ganz gleich, ob die Grammatik dabei vergewaltigt wird. "Perspektiven verschieben musste die Redaktion von..." Nein. Die Redaktion musste irgendetwas verschieben. Vermutlich glaubt man - und schließt von sich auf andere, dass der Leserin und Leser sich nur eine Nanosekunde konzentrieren könnten und deshalb müsste ein irgendein Reizwort, ob es Sinn macht oder nicht, ganz vorn stehen. "Getötet wurde der Soldat" und dergleichen.

    Wir schreiben auch konsequent Werbesprech um. Im Text werden Firmennamen mit dem Anfangsbuchstaben groß geschrieben - und der Rest klein, wie es sich im Deutschen gehört. Also Geo statt GEO, Verdi statt ver.di, Stern statt stern, Agitmedia statt agitMEdia, Freelens statt FreeLens. Was die dazu sagen, ist mir wurscht. Für die Werbefuzzys eben dumm gelaufen, und immer an die Leser denken. Nieder mit der "Fachsprache", nieder mit dem Jargon.

    Kein Genitiv wird mit "von" gebildet. Das versteht sich von selbst, ist aber vielen Journalisten offenbar unbekannt. Der Hut von Vater. Die Pistole von Degowski. Nein, und noch einmal nein. Vaters Hut - und wehe, jemand erdreistet sich, den sächsischen Genitiv zu benutzen! Degowskis Pistole. Burks' Weblog. Nur so und nicht anders.

    Ganz nebenbei: Füllwörter sind in 99 Prozent aller Fälle überflüssig: Schon, ziemlich, doch, ja, immerhin, durchaus, nämlich. Im Weblog geht's, aber nicht in der Zeitung.

    Man beginnt in der Regel nicht mit dem Nebensatz, sondern mit dem
    Hauptsatz.
    "Den Broterwerb mit Lust und mit Freude zu verbinden, das
    macht für Herrn xy den Reiz seines Berufes aus." Neeeiiiiin. Was macht wer? In dieser Reihenfolge! Auf einer Lichtung im Wald im hintersten Sibirien, wo es kalt ist und wo die Eisbären den Pinguinen, die nicht frieren gaute Nacht sagen, steht die Startrampe für eine Rakete, die hoch fliegt. Neeeiiiiin.

    Das Wort "kreativ" ist definitiv verboten. Das ist Volkshochschul-Deutsch, heißt "schöpferisch" und ist sinnfrei, also überflüssig. Zum Erbrechen: Kreatives Schreiben.

    Ein beliebter Fehler: Man wechselt möglichst nicht innerhalb eines Satzes oder im Nebensatz das Subjekt. Das ist schwer zu verstehen. "Herr Müller trug Vaters Hut, der doof war und herabfiel, weil es windig war." Herr Müller, der Vater - oder der Hut?

    Ganz eklig sind auch falsche (Rück-)Übersetzungen aus dem Englischen. Halt! Übersetzung? Also: Schlechtes Deutsch schreibt, wer deutsche Worte ins Englische übersetzt - und die englische Version zu einem deutschen Wort erklärt. Sehr beliebt: Netzwerk und Administration. "Netz" heißt englisch: network. Schluss, aus, Ende. Wieso jemand jetzt auf die abwegige Idee kommt, das englische network einzudeutschen und daraus Netzwerk zu machen, wird mir auf ewig verborgen bleiben. Das Netz Hintertupfinger Journalisten. Basta.

    Es gibt keinen Unterschied zwischen Netz und network, und auch keinen zwischen Schule und dem Bläh- und Furzwort schulischer Bereich. Oder zwischen Tagung und Fachtagung oder zwischen Referat oder Fachreferat oder zwischen Experte und renommierter Experte. Alles sehr helle weiße Schimmel. Nur bei Administration lasse ich, falls ich gut gelaunt bin, mit mir reden: Das deutsche Verwaltung ist zwar kürzer, meint dasselbe, aber hat ein ung. Und das ist ebenso schlecht wie ein Wort, das mit ion endet.
    verboten
    Nur damit ihr's wisst, liebe potentiellen Autorinnen und Autoren des Medienmagazins Berliner Journalisten: Ich hasse szenische Einstiege! Auch wenn man das in "kreativen Schreibwerkstätten" und auf Journalistenschulen lernt: Diese Pseudo-Authentizität ist einfach (Füllwort!) albern. Müller popelt in der Nase. Er ist missmutig. Denn seine Frau hat ihn verlassen. Und dann kommt ein Theorie-schwangerer Artikel über die einsamen Großstädter (um "die Einsamkeit" zu vermeiden).

    Er hat die Vermutung, dass seine Traurigkeit sich in Hoffnung wandeln könnte. Die Durchführung der Ausführungsbestimmungen der Vergesellschaftung der Umstrukturierung der Globalisierung ist eine Zumutung. In diesem Sinne wünsche ich einen guten Morgen. Es ist jetzt 14 Uhr und siebenundfünfzig Sekunden.


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    BURKS ONLINE 27.10.2005
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