Das Runde im Stacheldraht und auf der Wiese

Von Burkhard Schröder

Der Radler an sich ist gegenüber dem Autofahrer im Vorteil: Er sieht mehr. Zum Beispiel am Reichpietschufer (Ja, Max Reichpietsch, ein Vorbild für die deutsche Jugend!) ein Schild, das einen sowjetischen Soldaten lobt, den Gardesergeanten Nikolaj Massalow. Schon wieder ein Vorbild. Potsdamer Platz, Baustelle des Lehrter Stadtbahnhofs. Sonntags früh, Frühstück bei der vom Spanien-Urlaub braun gebrannten und sehr lecker aussehenden Lieblingsfreundin. In Moabit, igitt. (Ja ja, eigentlich eine Hausmitteilung.)

Dann quer durch die Stadt in den Grundwald. Auf dem Weg: Ein Ball liegt oben auf der Mauer der Untersuchungshaftanstalt zwischen dem Stacheldraht. Wieso holt ihn dort niemand heraus? Weiter auf der angenehmen Uferstrecke zum Siemenssteg, Industrie-Architektur bewundern.

Schloss Charlottenburg. Das habe ich noch nie gemocht. Ich assoziiere Wilmersdorfer Witwen, viereckig geschnittene Büsche, Rasen betreten verboten, Verherrlichung des Obrigkeitsstaates, Kitsch. Die beiden nackten Kerle am Tor sind ganz lustig - hat die der Turnvater Jahn dort aufgestellt? Immerhin lesen dort ein paar hübsche Frauen, auf dem Rasen sitzend, in Büchern.

Liebe TaxifahrerInnen in Berlin! Wüssten Sie, wo die Rognitzstraße ist? Ich weiß es jetzt, ich bin mit dem Radl parallel zur Stadtautobahn gefahren. Dort steht auch das Haus aus Beton, das sich gut als Kulisse für einen Armageddon-Film eignete.

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Jetzt nur noch schöne, gute und vor allem wahre Fotos, beiläufig und ohne Anspruch geschossen. Ich habe einige sehr gute Freunde, die professionelle Fotografen sind - die würden mich auslachen. Und auch diese ganz entzückende kosmopolitische Kreuzberger Dame würde nur kichern, behauptete ich ihr gegenüber, ich könne fotografieren.

Die zwei dunkelhäutigen Herren, die über den Dresselstieg laufen, dienen uns für zwei Thesen: Es gibt Straßen in Berlin, die bei Google überhaupt keinen Treffer erzeugen. Und die adäquate Kleidung während der Hundstage für Männer sind wallende bunte Hemden, über der Hose getragen, und leichte Stoffkäppis.

Die letzten beiden Bilder zeigen die Liegewiese am Halensee. Und mehrere Damen, die die Körperteile appetitlich herzeigen, die wir Hetero-Männer an ihnen so lieben - außer dem Charakter und dem Intellekt natürlich.

BURKS ONLINE 04.09.2005
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