Pussi sucht Tina

Von Burkhard Schröder

Warum soll ich eigentlich hier Texte verfassen? Sprechen Bilder nicht für sich? Auf jeden Fall braucht ein Zettel nicht weiter kommentiert zu werden, der in Sichtnähe meines Hauses an einer Laterne klebt: Tina (WG Yorckstraße) haben uns im "Nemo" nett über Hiddensee unterhalten. Leider falsche Tel.-Nr. gegeben. Bitte melde Dich unter [...]. Pussi. Wenn das keine Sehnsucht ist! Wenn Frauen zu sehr lieben? Süchtig nach Hiddensee? Wir werden es nicht erfahren. Aber ich habe heute ein gutes Werk getan und zwei Menschen, die sich näher kommen wollen, einander näher gebracht. Jedenfalls theoretisch. Wo findet man das im Spätkapitalismus heute noch?

Und nun zu etwas ganz anderem. Warum und zu welchem Ende knipsen wir und Touristen das so genannte Europa-Center? 1983 war man noch stolz, ein kleines Hochhaus zu bauen. Ein hässliches und langweiliges Gebäude. Aber einmal im Jahr fällt die Sonne schön darauf, und ich fahre zufällig daran vorbei und kann das fotografieren.

Dann haben wir da noch die Trebbiner Straße am Gleisdreck. Dort gibt es eine Straße (oder einen Weg), den man mit einem geländegängigen Fahrrad befahren kann, vorbei an unzähligen Bögen unter der U-Bahn, in denen früher Werkstätten waren. Wer einen Sinn für Industriekultur hat, findet so etwas romantisch.

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Wieder zurück zum Schönen, Sanften, Harmonischen. Nein, nicht zu den Frauen, sondern zu den Kreuzberger Wiesen, Auen, Bergen und Parks, zum Viktoriapark. Dort liegt man herum, falls es sonnig ist, beobachtet die Leute und macht irgendetwas Sinnfreies. Man kann auch sinnfrei mit dem Radl vorbeifahren und sinnfrei die Liegewiese fotografieren.

Heute habe ich noch keinen müden Euro verdient, aber schon ein paar ausgegeben. Das ist traurig. Aber Pussi, die Tina sucht, rettet den Tag.

BURKS ONLINE 30.08.2005
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