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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
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BeitragVerfasst am: 09.08.2005, 18:51 Antworten mit ZitatNach oben



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KEINE MACHT DER DROGEN-PARANOIA

Alle Drogen freigeben?

Von Burkhard Schröder

BrainNatürlich fordert keine Partei in Deutschland etwas, das die Wähler verschreckt. Die PDSWASG alias Linkspartei in Sachsen hat ihre Parteijugend wieder an die Kandare genommen. Keine Legalierung aller Drogen. Quod erat demonstrandum: Der Drogendiskurs in Deutschland wird bekanntlich nicht mit rationalen Argumenten geführt, sondern besteht ausschließlich aus calvinistisch geprägten moraltheologischen Textbausteinen. Und das schon seit dreißig Jahren. Wer hier etwas Sinnvolles fordert, erntet ein ähnliches Medienecho wie jemand, der die Abschaffung der Kirchensteuer will: Man ist automatisch eine marginalisierte Randgruppe.

Die Sächsische Zeitung schreibt: "Die PDS-Jugend hatte in vier Orten Diskussionen über Drogenkonsum und selbstbestimmtes Leben geplant. In einer Pressemitteilung dazu hieß es ausdrücklich, dass sich die drogenpolitischen Forderungen der Linkspartei.PDS-Jugend Sachsen keineswegs auf die Legalisierung von Cannabiskonsum reduzieren. 'Wir denken, dass jede und jeder für den Konsum von Drogen kompetent gemacht werden sollte“, hieß es. Die Entscheidungen für oder wider Drogenkonsum dürften nicht durch Staat oder Wirtschaft reguliert, sondern sollten in die Hände eines jeden selbst gelegt werden.'"

Diese Positionen ist klar, wahr, vernünftig und sollte jedem, der einen Rest gesunden Menschenverstands besitzt, sofort einleuchten. Aber wir sind in Deutschland. Der Pressesprecher der Linkspartei, Hendrik Thalheim, seines Zeichens ein Weichei, distanzierte sich sofort:
"Eine Freigabe harter Drogen entspricht nicht der Programmatik der Linkspartei.PDS."
Brain
Man könnte einfach vorschlagen: Wählt
APPD! Aber das gälte nicht als seriös. Deswegen müssen wir nachlegen. Auf der einschlägigen Website heißt es: "Während der illegalisierte Cannabiskonsum erwiesenermaßen nicht körperlich abhängig macht, sterben durch legale Drogen wie Nikotin oder Alkohol tausende von Menschen (laut Deutscher Hauptstelle für Suchtfragen jährlich 100 000 Tote durch den Konsum diverser Tabake und 42.000 Personen durch direkte bzw. indirekte Folgen des Alkoholkonsums)."

Zur Erheiterung sei auch die Position der kackbraunen Kameraden hier wiedergegeben, die in Gestalt von Holger Szymanski, dem Pressesprecher der NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag, verlautbart:

"Wir Nationaldemokraten werden weiterhin unsere konsequente Ablehnung einer Drogenlegalisierung deutlich machen und gleichzeitig auf die unverantwortliche Drogenpolitik der PDS hinweisen. Die Vergiftung unserer Jugend mit Heroin und anderen extrem gefährlichen Rauschmitteln muß gestoppt werden. Wer alle Drogen freigeben will, hat seinen Verstand verloren!"


Es ist müßig, die wohlwollende Leserin und den geneigten Leser darauf hinzuweisen, dass die Neonazi-Position zum Thema Die böhsen Drogenonkelz sich vom christsozialdemokratischen Standpunkt und dem des gesunden Volksempfindens überhaupt nicht unterscheidet.

Ich wiederhole mich ungern, weder hier noch beim DJV. Deshalb seien die letzten aller Drogenfragen anhand eines Zitates aus meinem Buch "Heroin - Sucht ohne Ausweg?" beantwortet - warum Drogen im protestantisch geprägten Spatkapitalismus verboten sind und warum "Sucht" etwas Böses und/oder eine Krankheit sei.

"Erst im 19. Jahrhundert beginnen einige Ärzte, von der Trunksucht als 'krankhaftem Zustand' zu sprechen, der nicht durch bloße moralische Ermahnungen zu heilen sei. Diese Vorstellung von 'Krankheit steht am Ende eines mehrere Jahrhunderte dauernden 'Prozesses der Zivilisation, den der Soziologe Norbert Elias beschrieben hat: Der Mensch im beginnenden bürgerlichen Zeitalter nimmt sein Leben selbst in die Hand, er wird nicht, wie noch im Mittelalter, vom Schicksal heimgesucht, das er nicht beeinflussen kann. 'Sucht', verstanden als Krankheit, beruht damit auf eigener Verantwortung, oder - diese Idee entwickelt sich parallel - es liegt an den Substanzen: Drogen an sich machen süchtig.

Im neuzeitlichen Mitteleuropa ist der Konsum von Drogen nicht, wie im Orient, in das soziale Leben integriert, er wird vom herrschenden Tugendkanon als abschreckendes Beispiel definiert, wie man es nicht machen soll. Selbstkontrolle und -disziplin gelten als unabdingbar für die Stabilität der sozialen Ordnung. Wer sich gehenläßt und dem Rausch frönt, kann seine Arbeitskraft nicht mehr eigenverantwortlich auf dem Arbeitsmarkt verkaufen. Der französische Philosoph Michel Foucault hat die These aufgestellt, die Irrenanstalten - Vorläufer der heutigen psychiatrischen und Nervenkliniken -, die es erst in der modernen Gesellschaft gibt, hätten zur Wiederherstellung der 'kollektiven Selbstdisziplin' gedient. Die Gesellschaft erklärt einige Verhaltensweisen für 'normal' und 'nützlich', andere für verwerflich und krank. Vor diesen muss man sich schützen, indem man die Betreffenden, die sich uneinsichtig verweigern, wegsperrt.
Brain
Diese Ideen waren doppelt sinnvoll: Zum einen entlasteten sie die 'Süchtigen'. Die Alkohol- und später die Morphin-Konsumenten konnten ihr von der etablierten Norm abweichendes Verhalten als 'Zwang' erklären, der irgendwo in ihrem Inneren hauste und den sie nicht ohne fremde Hilfe zu bekämpfen in der Lage waren. Der Ausschluss aus der Gesellschaft als 'Süchtiger' bedeutete gleichzeitig die Wiedereingliederung 'als Kranker', um den man sich zu kümmern und den man zu rehabilitieren hatte. Zum anderen war die Idee einer 'Sucht' eine Erklärung für diejenigen Schichten der Bevölkerung, die ihr abweichendes und unerwünschtes Begehren ständig in Schach halten mußten: Wenn man die soziale Sicherung nicht schaffte, lag das an 'dunklen Trieben', die man noch nicht unter Kontrolle gebracht hatte, am 'krankhaften' Verlangen, das soziale Elend mit Drogen zu betäuben.

Philanthropen und bürgerliche Abstinenzapostel erklären Kriminalität und Verelendung als Folge der moralischen Zerrüttung durch den Rauschgiftkonsum und die 'Sucht'. Nicht der kontrollierte Umgang wird gefordert, sondern der Verzicht. Gerade in Deutschland und in den puritanisch geprägten USA fällt diese Idee auf fruchtbaren Boden. Da das Leben ohnehin ein Jammertal ist, wäre der Rausch, der zumindest zeitweilig 'Abhilfe' schafft, geradezu eine Verhöhnung der sittlichen Grundlagen. Jegliche Erinnerung an mögliche mentale Erfahrungen, die den mühsam erarbeiteten eigenen Verhaltenskodex in Frage stellen, soll getilgt werden. Nicht zufällig wettern heute ehemalige Theologen, die durch politische Wirrungen in verantwortliche Posten in der Drogenpolitik katapultiert wurden, gegen den 'Hedonismus', der drohe, wenn man im Krieg gegen die Drogen nur ein wenig nachlasse.

Diese Vorstellung von Sucht hat fatale Folgen. Ihre Definition beruht letztlich auf ethischen und moralischen Leitsätzen, die in einer bestimmten Gesellschaft — und nur in einer — relativ sinnvoll sind. Niemand weiß, warum Wasserbüffel manchmal Mohnkapseln schlucken und danach orientierungslos herumtorkeln, warum Elefanten alkoholisch vergorene Früchte verzehren und regelrecht 'ausflippen', warum Katzen wild auf Katzenminze sind, Schafe sich vorsätzlich mit Narrenkraut bedröhnen oder Rhesusaffen, wenn sie die Auswahl haben, Kokain bevorzugen und Heroin verschmähen. Die Sucht, der exzessive Konsum von Rauschdrogen, soll beim Menschen jedoch eine Krankheit sein. Man verweigert ihm die Droge, und ist das nicht konsequent möglich, wird er selbst so isoliert, daß er nicht an sie herankommt. Nicht der mögliche Schaden für das Individuum ist relevant, sondern der 'Schaden' für die Gesellschaft. Der besteht darin, daß die zwar nie reale, aber dafür um so mehr befürchtete massenhafte Verweigerung der 'nützlichen' Tätigkeiten, eben der Arbeit, das System als solches in Frage stellen könnte. Das ist aber ein politisches, kein medizinisches Problem.
Brain
Sucht als Phänomen, das sowohl repressive staatliche Maßnahmen nach sich ziehen muß als auch nach therapeutischem Bemühen verlangt, taucht erst dann auf, wenn sich die Süchtigen als soziale Randgruppe und/oder als subversive Subkultur im Bild der Öffentlichkeit etabliert haben. Das hat mit der Realität wenig zu tun, sondern dient den jeweiligen Interessen, das Verhältnis des Bürgers zum Staat zu definieren. Die Vorstellung von 'Sucht' als Krankheit ist untrennbar verbunden mit der Unterdrückung von unerwünschtem Verhalten und von Minderheiten."

Und da die Linkspartei von der PDS abstammt, die wiederum von der SED, die wiederum die Erziehungsdiktatur und den Obrigkeitsstaat verkörperte, die wiederum exessiv deutsch sind, dass Kaiser Wilhelm seine wahre Freude daran gehabt hätte, wundert uns gar nicht, dass rationale Argumente keine Chance haben.

Ceterum censeo (auch als Nichtraucher): Gebt das Hanf frei!.

Abbildungen: Sven Geier.


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