DIE LINKEN SIND ÜBERHAUPT AN ALLEM SCHULD Die Sozis bringen kleine Kinder umVon Burkhard Schröder
Man muss alles wie ein Zen-Mönch von einer höheren Warte aus sehen. Der Berlin Tagesspiegel hat ein Interview mit dem brandenburgischen Innenminister Jörg Schönbohm abgedruckt. Der Mann mit den luziferischen Augenbrauen sagte: "Aber ich glaube, dass die von der SED erzwungene Proletarisierung eine der wesentlichen Ursachen ist für Verwahrlosung und Gewaltbereitschaft."
Darüber regen sich nun alle mehr oder minder künstlich auf. Wir erinnern uns, liebe wohlwollende Stammleserin und lieber geneigter Stammleser: In Deutschland redet man nicht über Inhalte, sondern darüber, ob jemand etwa sagen darf. Beim Tagesspiegel reibt man sich die Hände: Wer ein Thema in die Medien drückt, hat gewonnen - alle anderen müssen jetzt abschreiben. (Nicht verlinken: Deutsche JournalistInnen wissen nicht, wie das geht. Und wenn doch, lässt es ihr Redaktionssystem nicht zu. Und überhaupt sind Links sittlich gefährdend.)
Schönbohm hat Zeit seines Lebens gedient (Panzer! Bumm! Bumm!), hat im Alleingang die NVA der DDR besiegt, war literarisch tätig, lobt bei den Salonfaschisten das Nationale und das Völkische, drohte 1998 den Einwanderern, "die Zeit der Gastfreundschaft" gehe zu Ende und macht sich wenig aus den dauernden Skandalen seiner Schlapphüte.
Ja Herrschaftszeiten: Was erwartet ihr denn von einem solchen in der politischen Wolle gefärbten Rechten? Nun ist Schönbohm unzweifelhaft Demokrat und auch kein Antisemit. Außerdem ist er kein Langweiler wie sei Gesinnungsgenosse Beckstein, sondern redet angenehm unterhaltsam-populistisch, übt seine Funktion also professionell aus.
Man muss das nur konsequent zu Ende denken. Dafür ist spiggel.de da. "Mit der Kollektivierung der Landwirtschaft durch die SED sei die Verantwortung für Eigentum wie auch für das Schaffen von Werten verloren gegangen," fasst die Zeit einige Kernsätze zusammen. Auch die Märkische und die FAZ reihen eine hysterische Missfallensbekundung an die andere. Der unvermeidliche Hans-Joachim "Wir sind alle betroffen" Maatz darf in der Welt wie gewohnt auf der Kollektivpsyche der Ossis herumtrampeln.
Das kleinparzellige Bauerntum an sich, Blut, Boden und die Scholle schützen also laut Schönbohm vor Kindstötungen. Dazu gibt es übrigens die passende Fachliteratur. Richard Walter Darré: "Das Bauerntum als Lebensquelle der nordischen Rasse". Oder die kernige Weisheit Herbert Böhmes: "Gesundes Bauerntum ist die Wurzel lebensnotwendiger Volkskraft". Das Bauerntum entwickelte schon immer ein Gemeinschaftsgefühl, das beugt der Verwahrlosung vor. Unter dem Führer hätte es Morde wie in Brieskow-Finkenheerd vermutlich nicht gegeben. Oder so ähnlich.
Was will uns Schönbohm eigentlich sagen? Man könnte naiv denken, ein Kollektiv sei in der Lage, besser auf das Individuum aufpassen. Das war auch die Leitidee der Kibbuzim. Leider ist der brandenburgische Innenminister dazu nicht befragt worden. Vermutlich gerieren sich die Israelis deshalb wie böhse Onkels zu den palästinensischen Vertriebenenverbänden, weil viele Juden in den proletarisierten Kollektiven der israelischen Landwirtschaft aufgewachsen sind. Kein Wunder, dass dann die Kinder umgebracht werden. (Vorsicht! Ironie!)
"Der ganze Fall hat ja fast eine biblische Dimension. Das erinnert an die Ermordung der Neugeborenen in Bethlehem, die im Matthäus-Evangelium beschrieben wird," sagt Schönbohm im Interview. Natürlich: beim Thema Kindermord fallen einem deutschen Rechten selbstredend zuerst die Juden ein.
Aber ich schrieb es schon: Natürlich ist Schönbohm kein Nazi, sondern ein Demokrat. Solange sein Unterbewusstsein dort bleibt, wo es hingehört: In dem Loch, aus dem das kroch. |