HAUSMITTEILUNG Der Bauer schlägt die Fliegen totVon Burkhard Schröder Wer vorgestern in der Nähe des Grunewaldturms den Berliner Wannsee befahren hat, wird sich über ein knallgelbes Gummiboot gewundert haben, das gefährlich nahe an der Fahrrinne herumschwomm. Darin saßen ein 12-jähriger Junge und zwei um ein Jahr ältere Mädchen. Und alle drei schrieen aus Leibeskräften, dass es am Ufer deutlich zu hören war. Aber nicht um Hilfe, sondern Lieder, meist selbst gedichtet, mit Texten wie: "Der Bauer schlägt die Fliegen tot und bäckt daraus Rosinenbrot." Und andere, ähnlich sinnreiche Refrains, die sich alle irgendwie auf "Gummiboot" reimten. Und alles mindestens eine Stunde lang, mit einer Ausdauer, die einem Kirchenchor zur Ehre gereicht hätte. Dabei plantschten sie mit ihren Paddeln, dass es eine wahre Freude war.
Die drei kehrten irgendwann an den Strand zurück, wo ich sie streng und mit Nachdruck ermahnen musste, dass in der Fahrrinne Schiffe verkehren, die gern kleine Wasserfahrzeuge in Grund und Boden rammen und anschließend die Passagiere kleiner gelber Gummiboote mit ihren Schrauben in kleine Stückchen hacken. Und zudem würde auch die böhse Wasserschutzpolizei kommen und ungehorsame Kinder, die sich zu weit auf den Wannsee hinauswagen, verhaften und streng bestrafen. Und wenn sie das noch einmal täten, dann würde ich als Erziehungsberechtigter das Boot konfiszieren. Und dabei musste ich sehr pädagogisch wertvoll dreinschauen, mir aber innerlich das Lachen verbeißen.
Man soll bekanntlich den lieben Kleinen, wenn gar heftig pubertierend, ganz klar die Grenzen zeigen, da sie gern dazu neigen, dieselben austesten, zumal wenn sie erfreulich aufgeweckt sind. Ich hätte es an ihrer Stelle nicht anders gemacht.
Zu Ihrer Information, liebe Stammleserin und geneigter Stammleser: Ich war zwei Tage auf einem Campingplatz im Berliner Bezirk Spandau, am westlichen Ufer der Havel, am so genannten Breitehorn. Selbstredend stilsicher mit Zelt und einem Benzinofen, der schon auf knapp 4000 Metern in den Anden und im tiefsten Amazonas- und Orinoco-Dschungel getestet worden ist und somit auch am Wannsee funktioniert.
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Wenn man zwei Jahre kreuz und quer auf eigene Faust durch Südamerika gereist ist, mit Rucksack und Hängematte und very basic, dann sind deutsche Campingplätze nicht unbedingt das, was man gewohnt ist, zudem man die Mentalität eines Blockwarts benötigt, um alle die Regeln freudig zu beachten. Melden, durchführen, verbieten. Fahrrad fahren verboten. Laute, gar komische Lieder grölende Kinder verboten. Platzwart - das klingt fast so schlimm wie Jugendschutzwart. Alles, was nicht ausdrücklich erlaubt ist, ist auch verboten. Was nicht verboten ist: Jeder mit einem Rasen größer als einen Quadratmeter besitzt einen Rasenmäher mit Motor. Und mäht jeden Tag.
Um es kurz zu machen: Es war anstrengend, zumal ich von Kreuzberg mit dem Fahrrad nach Hohengatow gefahren bin - über die ewig lange Heerstraße. Aber lustig und sogar erholend. Daher muss ich mich mental erst wieder auf das hiesige Bloggen einstellen.... | |