www.burks.de Foren-Übersicht www.burks.de
Burkhard Schr�ders [Burks] Forum - f�r Kosmopoliten und Kaltduscher
burks.de: Forum für Kosmopoliten und Kaltduscher
burksblog.de: ab 01.01.2008 geht es hier weiter!
privacyfoundation.de: German Privacy Foundation
 FAQ  •  Suchen  •  Mitgliederliste  •  Benutzergruppen   •  Registrieren  •  Profil  •  Einloggen, um private Nachrichten zu lesen  •  Login
 [Latinoblog 29: Bolivien 3] Der Kautschuksammler Nächstes Thema anzeigen
Vorheriges Thema anzeigen
Neues Thema eröffnenNeue Antwort erstellen
Autor Nachricht
burks
Webmaster
Webmaster


Anmeldungsdatum: 07.10.2002
Beiträge: 6757
Wohnort: Berlin-Neukoelln

BeitragVerfasst am: 11.05.2005, 20:11 Antworten mit ZitatNach oben





REISE
Aktuell10. Mai 2005
BURKS' FORUM
Über diesen Artikel diskutieren (nur für registrierte NutzerInnen des Forums)
ALLE LATINOBLOGS

Meine Reisen durch Lateinamerika
Bisher: Venezuela, Guyana, Nicaragua, Kolumbien, Brasilien, Peru, Bolivien
LATINOBLOG KOLUMBIEN

Latinoblog 20
Dschungelfieber
Latinoblog 21
Das Cucaracha-Massaker
Latinoblog 22
Die Mutter aller Flüsse
Latinoblog 23
Das Tal der Steindämonen
Latinoblog 24
In Mangroven-Sümpfen
LATINOBLOG BOLIVIEN
Latinoblog 27
In den Yungas
Latinoblog 28
Am Muttergottesfluss
LATINOBLOG PERU
Latinoblog 26
Die Straße der Inkas
LATINOBLOG BRASILIEN
Latinoblog 25
Am Amazonas
LATINOBLOG NICARAGUA
Latinoblog 14
Im Land der Miskito
Latinoblog 15
Die Küste der Schildkröten
Latinoblog 16
Die traurigen Mais-Inseln
Die Revolution in Nicaragua
[Fotostrecke]
LATINOBLOG GUYANA
Latinoblog 10
Das geheimnisvolle Land am Ende der Welt
Latinoblog 11
Die Rebellion der Rancher
Latinoblog 12
Country for Indiana-Jones-Types
Latinoblog 13
Visions of the Interior [Fotostrecke]
DAS BILD DES TAGES
Blick aus der Kantine im Rathaus Kreuzberg © BurkS
WETTER
Brasilia (Brasilien)
Cuzco (Peru)
Georgetown (Guyana)
Kairo (Ägypten)
Seattle (USA)
Melbourne (Australien)
Hongkong (China)
La Palma (Spanien)

LATINOBLOG 29: BOLIVIEN 3

Der Kautschuksammler

Von Burkhard Schröder

Karte BoliviensReisetagebuch, 23. Juni 1984.

"Chivé, im Pando-Dschungel, rund 50 Kilometer vor der peruanischen Grenze. Ich sitze auf einem Baumstamm hoch über dem Rio Madre de Dios. Wir hoffen immer noch oder schon wieder auf ein Schiff, das uns nach Puerto Maldonado bringt. Am Nachmittag wird alles still, der Fluss strömt träge dahin, im Wasser Kringel, als ob es Blasen würfe, leise Musikfetzen aus einem Radio. Sogar die Moskitos wirken schläfrig. Der Urwald gegenüber steht still, nur ab und zu Vogelzwitschern."

Ein Weg führt nach Norden, ein Tagesmarsch weit. Ein Kautschuk-Sammler lädt uns ein. Das zwiespältige Gefühl, zu zweit im Urwald zu sein, ringsum keine Menschenseele, und der Pfad übewuchert und machmal kaum zu finden. Nur zehn Meter weiter im undurchdringlichen Dickicht, und man wäre verloren und ohne Orientierung. Palmenwedel neigen sich herab, als wollten sie die Wanderer begrüßen. Ein Spinnennetz, groß wie ein Wagenrad und geformt wie ein Trichter, glitzert im Morgentau.

Die Familie des Kautschuksammlers, Ehefrau, Kinder, und ein "Mädchen" für alles, wohnen in drei Hütten am Fluss. Eine ist für uns und unsere Hängematten freigeräumt worden. Don Arturo zeigt uns stolz sein "Feld", auf dem alle tropichen Früchte wachsen, das aber das ungeübte Auge kaum vom Urwahl unterscheiden kann, nur dass die Bäume weniger engstehen.

Der Pando, obzwar Urwald, war früher dichter besiedelt. Alle Welt suchte und brauchte Kautschuk. Während des Kautschuk-Boom Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der kostbare Saft des Kautschuk-Baums (Hevea brasiliensis) gewonnen und das Rohgummi nach Manaus in Brasilien verschifft. Als die Planze auch in Südostasien angebaut wurde, verflog der Reichtum des Pando in wenigen Jahren. Der berühmteste Kautschuksammler der letzten Jahrzehnte war Chico Mendes.

Alle Siedlungen im Umkreis gehören einem Großgundbesitzer. Die Bewohner der Dörfer wie Chivé dürfen nichts selbst anbauen, sondern müssen alle Kautschuksammler
Lebensmittel in den wenigen Läden kaufen - die gehören auch dem Grundherrn. Um überhaupt am Rio Madre de Dios leben zu dürfen, sind die Siedler - sie stammen meistens aus dem bolivianischen Hochland - gezwungen, sich hoch zu verschulden. Drei Monate sammeln sie Paranüsse, drei Monate dauert die Saison für das wenige Kautschuk, das hier noch gesammelt wird. Nur eine particulares, unabhängige Sammler wie Don Arturo, haben es durchgesetzt, dass sie auf eigene Rechnung arbeiten.

Am zweiten Tag hat Don Arturo ein Tier geschossen, ein Festmahl kündigt sich an. Ein Affe hängt an einem Haken in der Freiluft-"Küche". Mir ist, als müsse ich ein Kind verspeisen. Aber es wäre vermutlich äusserst unhöflich, die Gastgeber zu beleidigen und nichts zu essen. Die Kinder ernten Maniok und buddeln Yucca-Wurzeln aus dem Boden, die für die "Sättigungsbeilage" gedacht sind. Das Affen-Geschnetzelte schmeckt wie Wildschwein.

Am Rio Madre de DiosAm Rio Madre de DiosKautschukbaum
KautschukbaumAm Rio Madre de DiosYucca
Rio Madre de DiosChiveChive

Don Arturo führt uns zu den Bautschuk-Bäumen. Es sind Dutzende, die er alle wiederfindet. Es dauert einen ganzen Tag, bis er alle abgegangen ist - wie ein Fallensteller seine Fallen. An jedem Baum ist ein kleines Gefäß in die Rinde gesteckt. Mit einem speziellen Messer ritzt der Kautschuksammler die Rinde alle drei Tage so schräg an, dass das Harz - eben der Rohstoff für Kautschuk - in das Gefäß tropft. An einigen Bäumen, erklärt Don Arturo, kann man noch die Kerben sehen, die vor mehr als 100 Jahren eingechnitten wurden.

In seinem Arbeitsschuppen liegen zahllose Scheite einer besonderen Holzart, die mit Seife eingefettet werden. Auch das Feuer darf nur von unten geschürt werden, dazu gehört ein bestimmte Frucht, die, wenn sie verbrennt, genau den Rauch erzeugt, der den weißen Rohgummisaft härtet. Die Angelegenheit sieht ein wenig aus wie ein Bonsai-Meiler. Pando
Der Kautschuksammler hält während der Prozedur einen starken Stock über das Feuer und träufelt den Saft vorsichtig darüber, bis das Rohgummi sich wie ein fettes Schwein ohne Glieder über dem Feuer dreht. Die fertigen Rollen wiegen so viel, dass sie ein einzelner Mann kaum heben kann. Sie werden mit Schiffen nach Riberalta geschafft.

Aus dem Reisetagebuch: Die aufgehende Sonne, deren Strahlen durch die Bäume auf den Fluss fallen, ein toter Flussarm mit braunem Wasser, den Hunderte von Wurzeln überspannen, umrahmt von gewundenen Lianen, Bäume, die von Schlingpflanzen so eingepresst werden, dass sie Knoten bilden, um wachsen zu können. Der dunkelblaue und wolkenlose Himmel. Die Kautschuk-Hütte und der beißende Rauch, der aus ihr quillt, dahinter die dunkle Wand des Dschungels. Die Grillen, die abends an den Wänden sitzen und zirpen, was das Zeug hält, die zahllosen unbekannten Vogelstimmen, das ferne Gekreische von Affen. Schwärme blutdürstiger Moskitos. Und überall Ameisen, die wahren Herren des Urwalds.

Bitte die Bilder anklicken, um sie in Originalgrösse zu sehen! (Nur für registrierte Nutzer des Forums. Username und Passwort finden Sie - wie gewohnt - hier.)
-----------------------------------------------------------------

BURKS ONLINE 10.05.2005
Alle Rechte vorbehalten.
Vervielfältigung nur mit Genehmigung des BurksVEB.

Benutzer-Profile anzeigenPrivate Nachricht sendenE-Mail sendenWebsite dieses Benutzers besuchen
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:      
Neues Thema eröffnenNeue Antwort erstellen


 Gehe zu:   



Nächstes Thema anzeigen
Vorheriges Thema anzeigen
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.


Powered by phpBB © 2001, 2002 phpBB Group :: FI Theme :: Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde