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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
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BeitragVerfasst am: 05.04.2005, 22:00 Antworten mit ZitatNach oben


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MASSENHYSTERIE UND MEDIENINSZENIERUNG

Ladi Di und der Papst

Von Burkhard Schröder

DiDie Franzosen sind wieder die Einzigen, die etwas begriffen haben. Sie streiten darüber, ob es gut sei, wegen des Todes des Papstes öffentliche Gebäude zu beflaggen. In Deutschland beschwert sich niemand. Warum auch: Staat und Kirche sind nicht getrennt. Man ist devot gegenüber den Verehrern höherer Wesen und fördert im Chor die Volksverdummung.

Aber warum diese Hysterie der Massen, der die um die verschiedene Lady Di gleicht? Man sollte Elias Canetti dazu lesen: Masse und Macht. Ein Bulgare schreibt: "Nach dem Tode des Genseks Dimitroff im Jahre 1949 wurde seine Leiche einbalsamiert und als Reliquie in einem Mausoleum im Zentrum der Hauptstadt zur Schau gestellt, damit 'die breiten Massen' als Klagemeute ihn anbeten und ständig beweinen konnten." Warum also löste der Tod der englischen Prinzessin und löst der Tod des polnischen Papstes das Bedürfnis bei Millionen aus, sich in Haufen zu versammeln, auf eine Leiche zu starren und öffentlich und gemeinsam zu heulen, jammern und Zähneklappern?

Der öffentliche Tod ist in Mitteleuropa ein Tabu, nicht aber zum Beispiel in Indien. Das Tabu reizt zum Bruch - das kennt man von den wirkungslosen Verboten des Bösen. Die Angelegenheit funktioniert nach archaischen Reflexen. Den Begriff "Archetypus lassen wir weg: der stammt von C.G. Jung und ist somit esoterisches Gefasel. Archaisch ist der Drang, den mächtigen Toten zu sehen, weil man denkt, ein Teil seiner Macht strömte irgendwie umher und man könnte davon etwas erhaschen. Der tote Papst unterscheidet sich in Punkto Massenpsychologie kaum vom verpackten Reichstag. Man hätte das Ereignis noch toppen können, wenn man die Leiche ins Turiner Grabtuch gewickelt hätte. Das hat die PR-Abteilung im Vatikan, die mit den Details des Events betraut war, schlicht verschlafen.

Der Grundsatz "de mortuis nihil nisi bene" (über die Toten nur Gutes) gilt heute nicht mehr. Der Rummel um den toten Papst beweist zweierlei. Zum Einen: kaum jemand ist in der Lage, ein Wort der Kritik über den kollektiven Wahnsinn der Verehrer höherer Wesen zu verlieren oder gar auf die nicht ganz unerhebliche Tatsache hinzuweisen, dass ein nicht unerheblicher Teil des Volks das für es bestimmte Opium - gar nicht nimmt, sondern gegen diesen geistigen Defekt immun ist und jene für Quatsch hält. Und dass die Muslime den Papst so nett finden wie die ewig grinsende Bischöfin der Evangelen den Osama bin Laden. Die Juden mögen den Papst schon deshalb nicht, weil sie Pauljeden Sabbat in der Synagoge wieder merken, dass die Christen alles von ihnen abgeschrieben haben - inklusive der Fehler - also zum Beispiel die irrigen Thesen, es hätte einen Tempel Davids gegeben oder gar einen Auszug aus Ägypten. Sechs, setzen, Christen!

Zum Anderen: das Auftreten von Massenhysterie beweist, dass die Katholische Kirche das Individuum entmündigt hat. Und: Medien entmündigen auch, indem sie einen zum Abschalten zwingen - ein normaler Mensch wird irre an der Berichterstattung. Und deshalb pilgern Millionen nach Rom und nur wenige denkende Individuem verirren sich in dieses kleine Forum, das zwar genauso frauen- und familienfreundlich ist wie der Vatikan, aber leider Medienkompetenz und geistige Unabhängigkeit voraussetzt. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.

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