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Verfasst am:
21.03.2005, 20:18 |
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| Nikolaus Federmann: Indianische Historia | | Hagenau 1557 | 21. März 2005 |
| | | DIE EROBERUNG VENEZUELAS Indianische Historia (23) - Die Weiber zu dienen ausgeteiltVon Nikolaus Federmann |
Von den kohlschwarzen, stolzen, frechen und bösen Völkern dieser Nation, was Drang, Trutz und Untreu sie den Christen bewiesen, auch sie zu schlagen betrüglich angegriffen; was ihnen aber zu grossem Nachteil geraten ist. Wie der Cacique oder Herr gefangen und nach langer peinlicher Frag (zu erfahren sein Betrug und heimlichen Anschlag über die Christen) erschossen worden, und nachmals vom versammelten Volk 500 erstochen. Item, wie ein Cacique eines andern Fleckens gefangen, in Ketten (um seines Betrugs willen) geschmiedet und mit andern hinweg geführt. Auch wie die Christen von dem dritten Cacique künstlich betrogen wurden, dadurch er mit den Seinen darvonkommen ist. (3)
Diesen Tag bis an die Nacht blieben wir allda, denn wir uns übers Wasser bei Tage nicht wagen durfen, besorgend des Überfalls der Caquetios, und darmit sie uns nicht zerteilt (so wir eins Teils übers Wasser schon gezogen wären) angriffen.
Als aber nun die Nacht anfiel, so dass wir uns des Überfalls nicht weiter besorgen durften, schwemmten wir die Ross über das Wasser und das Volk hinach, welches nicht schwimmen kundte, auf Flössen, die wir aus Tartschen gemacht hatten, sie mit Stricken von einem Gestade des Wassers zum anderen ziehend.
Am Morgen früh de andern Tags kam ich in den Pueblo oder Flecken Curahamara, daselbst ich niemand, sondern den Flecken öde fand, welches auch die Ursach war (wie vor angezeigt ist), dass die Christen, nämlich mein Volk, so ich allda gelassen, an das Wasser ihr Lager zu ändern gedrungen waren.
Also liess ich diesem Caciquen oder Herrn lang nachstellen, aber mocht ihn nicht überkommen. Derhalben zog ich fort vier Meilen von dannen in einen andern Flecken, den ich auch öde und despobliert fand, wie ich ihn auch am ersten Fürreisen funden und gelassen hatte. Deshalben bleib ich bis an den dritten Tad daselbst, schicket mittlerweil etlich Christen zu Ross und Fuss wieder zurück in den Pueblo oder Flecken Curahamara,; den sollten sie bei Nacht überfallen.
So geschah es. Darinnen funden sie den Caciquen oder Herrn mit allem seinem Volk. Der hatte sich allda zu hausen wieder getan vermeinend, wir wären schon fürzogen, und verhoffete, also vor uns sicher zu sein. Welches wir auch, eben wie er's angegriffen, beacht hatten und, sie darzu zu verursachen, aus seinem Pueblo oder Flecken abgereist waren. Also fingen wir den Caciquen oder Herrn und dreiundzwanzige Personen, Männer und Weiber, meist Principales oder Fürnehmste. Den liess ich zur Straf, dieweil er mir dreimal den Glauben gebrochen, in ein Ketten schmeiden und hab also ihn und auch die andeen, so mit ihm gefangen, bis Coro geführt und die Weiber den Christen zu dienen ausgeteilt.
In diesem Flecken stiess mich das Fieber (1) an, also dass ich eilend fortzureisen verhindert ward. Zog also gemach von einem Flecken in den andern, die wir alle öde und despobliert funden, bis in den Pueblo Cathary, da wir zuvor auch gewest, daselbst auch die Einwohner uns sehr wohl empfingen und uns die Freundschaft, die sie uns zuvor getan, wiederum leisteten. Bei denen blieben wir zwen Tag still liegen, uns des anderen Wegs, so durch die Nation Cuyones zu der Laguna oder See ginge, zu erinnern, welche wir, wie sie uns, wie sie uns anzeigeten, unverhindert erreichen möchten, falls wir anders immer nahe am Gebirge uns hielten, denn daselbst es nicht mossig [sumpfig] wäre.
Wohl berichteten sie uns von einem grossen Wasserfluss, Temeri geheissen, welchen sie zwei Bogenschuss weit und sehr tief nannten; es wöäre aber, ihn zu überschiffen mit Flüssen oder in einem anderm Wege, wohl Mittel gewest.
Also kam ich den zehenden Februarii wieder in den Pueblo oder Flecken Hacarygua, da ich zuvor auch fünfzehn Tage gelegen war, fand die Einwohner in ruhiger Behausung und wie ich sie gelassen. Sie zeigten aber auch ob unserer Ankunft mehr Freude, dann Ungefallen. Also schenket ich dem Caciquen oder Herrn zwei schöne Weiber, Indias, so ich im Pueblo oder Flecken Curahamara gefangen, blieb auch in diesem Pueblo oder Flecken bis an den sechszehnten Tag verhoffend, daselbst meines Fiebers, welches ich Hitz und Kälte jegliches hatte, ledig zu werden und alsdann die Reis nach der Laguna oder dem See für den gemeldten Fluss Temeri fürzunehmen.
Ich schicket auch mittlerer Zeit der sechszehn Tag, die ich in Hacarygua still lag, etlichs Volk zu Ross und zu Fuss an das Gebirg der Cuyones samt etlichen Indios, so wir ihnen zuvor abgefangen hatten, dadurch Freundschaft bei ihnen zu erwerben. Erbot mich auch ihnen durch ihre eigne Leut, so meine Gefangenen waren, zu sagen, was und wieviel Volks wir zu Itabana und auf derselbigen Reis verderbt und erschlagen hätten, weil sie sich uns widersetzt und unsere Freundschaft veracht hätten. Dargegen auch, wie wir denen, so sich an uns ergeben, guten Glauben gehalten und sie wohl tractiert hätten.
Aber das alles wollte bei ihnen nicht anschiessen, noch den vergangnen erlittnen Schaden vergessen machen, und wieviel Wege wir mit ihnen, sie zu Freunde zu bringen, fürnahmen, das hatte ganz kein Ansehen; sie verliessen ihre Flecken und verhauseten sich bei Nacht auf die wildesten Gebirge, da man ihnen auf Katzen, geschweige auf Rossen nicht mochte beikommen, also dass wir uns ihrer Freundschaft begeben mussten, wie gern wir doch mit ihnen einig gewest wären, denn wir bis der Zeit durch ihr Land zu der Laguna oder dem See vorgemeldt zu reisen willens waren.
Als sich meine und viel der Meinen Krankheit continuierte oder wärete und bei der ungewöhnlichen Speis und bei Abgang allen Remedios <a href="#B"<(2) oder Hilf, so einem Kranken wieder aufzunehmen von Nöten, keine Besserung zu ersehen war, entschloss ich mich an die Costa oder Gestad des Meeres (doch nicht über das Gebirge) und den Weg, den wir kommen waren, zu reisen und von dann Zeitung [Nachricht] gen Coro zu geben, auch von dannen das, was uns not war, und eine Verstärkung durch frisches Volk zu erfordern und zu begehren.
Erhuben uns am 27. Februarii zu Hacarygua, fürreisten die Nation Cuybas, darfür wir erst einzogen waren, funden etliche Pueblos oder Flecken derselbigen bewohnet, auch etliche öde. Denn die, so sich verhauset hatten, besorgeten, dass wir ihnen auf dem ersten Zug nur aus Betrug Glauben gehalten hätten, aber itzt beim Wiederziehen sie fahen und für Esclavos oder für verkaufte Leut mit uns führen würden. Nun diese Flüchtigen aber aus der Furcht zu werfen oder darmit viel Zeit zu verlieren, dass wir ihnen nachstellten, daran war uns nicht gelegen noch not. Denn diese, so uns nicht getrauet und ihre Pueblos oder Flecken verlassen hatten, werden genug Exempel gehabt haben an dem, wie wir es mit denen, so in ihren Pueblos oder Flecken unser warteten, gehalten haben.
Hie muss ich anzeigen einen Betrug, so uns in einem dieser Pueblos oder Flecken widerfahren ist. Nämlich als wir in einen Pueblo der Nation Cuybas, da wir zuvor nicht gewest, kamen und unsern Weg nicht auf Variquecemeto nehmen wollten, wo wir dann zuvor auch gewest, aber keinen Indio in diesem Flecken fanden, denselbigen jedoch nachstellten und zwo Indias, Weiber, auf den Strassen an den Wegen, da sie sich unser nicht versahen, gefangen wurden, schicket ich deren eine zu ihrem Caciquen oder Herrn mit etlichen Gaben, ihn darmit für mich zu bringen und zu Freundschaft zu ursachen, wie ihr dann habt gehört, dass ich es mit andern gleicher Gestalt oft getan haben.
Nun aber, die India kam wieder, bracht mit ein gülden Kleinot, das war ein teuflisches Bildnis, so sie zu ihrer Zier an der Brust tragen, sagt' mir darneben, ihr Cacique oder Herr wäre krank und kündte in eigener Person nicht kommen, bäte mich, ich sollte die Schenkung empfahen und ihm die zwei gefangnen Weiber wieder ledig geben. Als ich ihm aber wieder gebot, er sollte, obschon er krank wäre, sich zu mir in seinen Pueblo oder Flecken tragen lassen und auch die Seinen mit sich bringen und wieder ruhige Behausung annehmen (müsste er doch solches, nachdem ich hinweg wäre, tun) alsdann wollte ich ihm die gefangnen Weiber ledig geben.
Am andern Tag morgens kam ein Indio und etwan bei vierzig Personen mit ihm. Der liess sich, als ob er der Herr oder Cacique des Fleckens wäre , in einer Hamaca [Hängematte] tragen. Wir hielten ihn auch für den Caciquen oder Herrn. Ich liess mit ihm reden, er solle seine Behausung wieder einnehmen; gab ihm die gefangnen zwei Weiber wieder.
Nun aber diese Nacht, von uns unbemerkt, hub er sich mit allem seinem Volk darvon und liess die Hamaca, darin man ihn getragen, im Haus hangen, also dass wir morgens nicht einen Menschen funden. Darob wir entnehmen kundten, dass dieser nicht der Cacique oder Herr, sondern etwa nur ein schlechter Indio oder Sclavo und ein verkaufter Knecht gewest sein müsste und also von dem Caciquen oder Herrn zu uns gesandt, darmit er gegen uns die Gefahr bestünde, ob wir ihm Glauben hielten, die zwei gefangnen Weiber zu ledigen, deren freilich das eine des Caciquen Weib oder Verwandte gewest ist. Um dieselbige zu ledigen, solches alles angericht war. Denn wo es sonst schlechte Weiber gewest wären, hätte man uns die gelassen.
Also wurden wir von diesem Indio betrogen, dergleichen uns auf dieser Reis nicht begegnet ist, dabei ihre bösen und falschen Betrugsgelüste zu erkennen sind.
Nun wollen wir aber damit, diesem nachzustellen (wie gerne wir sie auch darum gestraft hätten), länger nicht Zeit verlieren. Und dieweil wir des Tags, den wir vor uns hatten, keinen Wegweise wussten, zogen wir auf die Provinz Variquecimeto; in denselbigen Pueblos oder Flecken funden wie die Einwohner, wie wir sie gelassen hatten. Daselbst wir unsere Nachtruhe nahmen und diesen Abend rasten blieben.
[Fortsetzung folgt]
Anmerkungen
(1) Vermutlich Malaria: "Die Symptome der Malaria sind hohes, wiederkehrendes bis periodisches Fieber, Schüttelfrost, gastrointestinale Beschwerden und Krämpfe." Federmann beschreibt seine Symptome:"...Fiebers, welches ich Hitz und Kälte jegliches hatte".
(2) Von span. remedio: Heilmittel, Abhilfe ------------------------------------------------------------------------------------BURKS ONLINE 21.03.2005 Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit Genehmigung des BurksVEB.
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