POLITIK | | Aktuell | 23. Februar 2005 |
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ZEHN FEHLER IM IM UMGANG MIT DER NPD, UPDATE Falsche Punks und echte SkinheadsVon Burkhard Schröder |
Jeder Autor schätzt sich glücklich, wenn die geneigten Leserinnen und die wohlwollenden Leser ihn anpöbeln. Das Pöbeln lehrt: Man ist rezipiert worden. Mal unter uns: nur das ist wichtig. Lange Leserbriefe jedoch, wie von dem verehrten User Klaus-Jürgen Wolf alias Cedilla müssen jedoch stante pede beantwortet werden. Was hiermit geschieht.
Cedilla schreibt: "Wer unnötig differenziert, erhält mit Punkt 2 eine Abfuhr: Skins und Nazis sind dasselbe." Mitnichten. Genau das Gegenteil habe ich behauptet. Aber wenn der Leser einen Autor missversteht, ist das ein Problem des Autors - er hat sich nicht volkstümlich genug ausgedrückt. "Neonazis sind keine Skinheads", heißt es dort. Skinheads sind Teil einer jugendlichen Subkultur und als solche politisch nicht näher definiert. Ihre Ikonografie wird jedoch geplündert, wie die jeder Subkultur: von den Schwulen, aber auch von den Neonazis. Damit werden die kackbraunen Kameraden aber nicht zu Skinheads, genausowenig wie die Irokesenfrisur der Prinzessin Gloria von Thurn und Taxis sie zu einem Punk machte.
Wenn das Konsens ist: warum schreiben die Medien penetrant von Skinheads, wenn Neonazis mit kurzen oder fehlenden Haaren gemeint sind? Meine Antwort: weil ein politische Problem sozialpädagogisiert werden und eben dasselbe als "Jugendproblem" erscheinen soll.
Cemilla bemängelt ironisch, dass es grundfalsch ist, die Problematik mit ihrem sozialen Background betrachten zu wollen. Was sind aber "soziale" Ursachen für rassistische und antisemitische Ideen? Ob jemand Arbeit hat oder nicht? Ob er oder sie "frustriert" ist oder nicht? Mitnichten. Und deshalb hilft der Blick auf die Individualpsychologie der Neonazis nicht weiter, ja führt sogar in die Irre.
Ich habe auch nicht behauptet, Neonazis seien keine Menschen, mit denen man diskutieren können. Hier geht es nicht um das persönliche Gespräch, sondern um den öffentlichen politischen Streit; es geht darum, wie die Medien mit Neoanzis und ähnlichen Gesellen umgehen. Die Vorurteilsforschung bestätigt es: Vorurteile sind gegen Argumente immun. Natürlich, ein Vorurteil will ja gerade - deshalb heißt es so - ein Urteil vermeiden und stellt willkürliche Annahmen vor rational begründetes Argumente. Der Rassismus ist das beste Beispiel: Es geht ausschließlich um die Frage, wer zum nationalen Zwangskollektiv gehört und wer nicht. Neonazis und andere Völkische rekurrieren auf fiktive Merkmale der Biologie oder der Kultur, um Grenzen zu setzen, was letztlich keinen Unterschied macht, weil beides Fiktionen und Willkür sind.
Der wohlwollende Nutzer Cemilla schreibt weiter, und hübsch sarkastisch: "Nazitum entsteht einfach so, es ist eine denkensmäßige, also bewußte, schuldhafte Verirrung. Keinesfalls ist es eine Reaktion auf irgendetwas. Auch dies ein integraler Punkt für das Selbstverständnis der Antifa: Man will sich auch nicht das Leben damit schwer machen, dass man sich Sorgen um das Schicksal des Feindes macht." Woher plötzlich die berühmt-berüchtigte Antifa kommt, erschließt sich dem geneigten Autor dieser unmaßgeblichen Zeilen nicht. Trotzdem eine Antwort: Rassismus und Antisemitismus entstehen nicht "einfach so". Solche Ideen erscheinen manchen Menschen vorteilhaft, und deshalb übernehmen sie sie. Die Option, jemand anderen auszugrenzen oder zu diskriminieren, um selbst davon etwas zu haben, wird es immer geben. Die Frage ist nur, ob die rassistische und antisemitische Karte von der Politik und anderen Multiplikatoren von Meinungen hoffähig gemacht wird. Und nur das ist das Problem.
Die Abbildungen zeigen eine falsche Punkerin und echte Punks, aber ausnahmslos echte Skinheads, also keine Neonazis. ------------------------------------------------------------------------------------
BURKS ONLINE 23.20.2005 Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit Genehmigung des BurksVEB.
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