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 Indianische Historia (17) Die Nation Cuybas Nächstes Thema anzeigen
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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
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BeitragVerfasst am: 23.02.2005, 11:58 Antworten mit ZitatNach oben





Nikolaus Federmann:
Indianische Historia
Hagenau 155723. Februar 2005
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(8) - "Die Nation Xidehara" (Nikolaus Federmann)
(9) - "Die Nation Ayamanes" (Nikolaus Federmann)
(10) - "Von den verführerischen und teufelischen Ceremonien" (Nikolaus Federmann)
(11) - "Die Zwerge im Gebirg" (Nikolaus Federmann)
(12) - "Viel im Scharmützel erschlagen (Nikolaus Federmann)
(13) - "Die Nation Cayones (Nikolaus Federmann)
(14) - "Die Nation Xaguas (Nikolaus Federmann)
(15) - "Die Nation Caquetios" (Nikolaus Federmann)
(16) - "Zigeunern und Krüpplen gleich" (Nikolaus Federmann)
(17) - "Die Nation Cuybas" (Nikolaus Federmann)
(18) - "Der Zorn der Rosse" (Nikolaus Federmann)
(19) - "Gott würkt wider die Ungläubigen" (Nikolaus Federmann)
(20) - "Die Nation Cuyones" (Nikolaus Federmann)
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DIE EROBERUNG VENEZUELAS

Indianische Historia (17) - Die Nation Cuybas

Von Nikolaus Federmann

Schauplatz

Mit was Gefahr die Christen nach langem erlittenen Hunder den ersten Flecken dieser Nation, so der vergifteten Geschoss gegen ihre Feinde gebrauchen, mit Vorteil angriffen und durch ein hartes Scharmützel über sie obgesieget haben. Wie sie auch verursacht wurden, den zweiten Flecken anzurennen, in welchem sich die Einwohner aus Furcht des vergangenen Scharmützels in ein Haus eingeschlossen, etlich Kleinodter von Gold, auch Essensspeis heraus in den Weg fürgestellt, vermeinend sie damit zu vergnügen und abzuweisen. Dieweil solchs aber die Christen zum Abzug nicht überwand, wurden sie zuletzt mit freundlichen und treffenden Worten zur allgemeinen Freundschaft und Ergebung beredet, daraus die ganze Nation zum Gehorsam verursacht worden ist. (1)

Da wir nun reisten zwischen zweien Bergen in einem Tal an einem grossen Wasserfluss, Coaheri (1) geheissen, denselbigen Tag soviel wir mochten bis zu Abends und keinen Flecken oder Bewohnung der Indios kundten ersehen, ward uns Angst, besorgend den Gebrech an Speis, denn wir keinen Proviant hatten, da niemand vorhanden, der uns den trug.

Schicket also morgens frühe zwen zu Ross, jeden an einen sondern [andren] Ort auf das Gebirg, die sollten auf die Höhe desselben reiten, dem Lande und, wo Rauch und Poblation (2) wäre, nachzusehen, damit wir den nächsten Weg dahin nähmen und nicht etwan den Tag auch keinen Proviant erreichten, welchs uns mutlos gemacht und hinter und für sich zu kommen, uns Mühsamkeit würde verusacht haben.

Die Gesandten kamen aber bald und mit guter Botschaft. Deren einer hatte auf dem Gebirge eine grosse Ebne und das Ende desselbigen Gebirgs ersehen, also dass wir nit über ein Meil aus dem Tal auf die Ebne hätten, und wiewohl er weder Flecken noch Rauch gesehen, so war es doch zu hoffen, dass sie nicht fern von da wären und dass ein solches gut eben Land, dardurch nun solcher grosser Wasserfluss (an dem wir durch das Tal gereist) laufet, nicht unbewohnet und öde bleibet.

Da wir nun die Ebne erreichten, tat ich mich mit dem Volk auf eine Höhe, wo ich die Ebne und das Volk, so ich aussendete, übersehen kundt. Sendete also an vier Orte je zwen zu Ross. Die sollten den Strassen nachfolgen bis ungefährt ein Stund oder zwo, bis sie einige Pueblos oder Flecken und Feldbau funden, und folgends solches anzeigen. Denn wir hatten nit weniger Mangel an Proviant als Überfluss an Hunger.
Schauplatz
Als ich mich aber auf der Höhe aufhielt und auf die Gesandten wartete, sahen wir an viel Orten des umliegenden Gebirgs Rauch aufgehn; daran wir erkundten, dass wir von den Einwohnern ersehen wären und diese Feuerräuch von einem Flecken dem anderen zur Kreide (3) und Warnung gegeben wären. Und wiewohl wir uns ihrer Zusammenrottung hatten zu besorgen, so war uns doch lieb zu wissen, wo ihre Wohnungen wären, darmit, so die Gesandten keine Feldfrucht zu unserm Proviant funden, wir sie überfielen und also den Gebrech der Speis beheben möchten. Denn die Notdurft des Essens übertraf die Furcht vor den Feinden, und waren etliche meines Volks sehr unwillig, als ob sie verführet wären;(4) zudem so fehelten auch nicht Leut', wie dann gemeiniglich geschieht, die ihnen vorredeten, uns allein darum verlassen hätten, dass sie vielleicht gewusst hätten, dass das Land nicht bewohnet sei, und darmit sie nicht Hunger mit uns litten, sich also abgestohlen, um von uns mit Fug abzukommen und uns in Hungersnot, auch bis in den Tod zu stecken.

Das ward aber mit diesem, als wir die Feuerräuch gesehen, als eine Anzeigung, dass Leut allda wohneten, abgestellet. Ich liess auch diese, die solchs und auch Kleinmütigkeit und aufrührerische Vorstellungen dem Volk fürtrugen, nicht ungestraft. Denn ich mich nit wenig Gefahr von meinen eignen Mitgenossen, die mir doch als ihrem Haupt gehorchen und schuldig Pflicht leisten sollten, zu besorgen hatte, wenn sich das Remedio (5) oder Abhilfe nur einen Tag hätte verzogen.

Als aber nicht über lang der Ausgesandten zwen kamen, die etliche Häuser und umher etliche Getreideäcker ersehen und erfahren hatten, aber den Flecken öde und unbewohnet funden, so zogen wir denen zu und taten uns daselbst nieder; es waren nur sechs Häuser nahe bei einem Bache und in einer schönen Ebne, weshalb wir weit um uns das Land mochten übersehen. Und wiewohl das Getreid dieser umliegenden Äcker nit zeitig, so war es doch zu dieser Zeit der Notdurft mehr als reif! Denn ihm der Hunger und dem sehr frischen Wasser der Durst bessern Geschmack gaben, als wenn es zu überflüssiger Zeit der beste Wein und Rebhühner gewest wären.
Konquistadoren
Diesen Abend schicket ich einen Hauptmann mit dreissig Mann zu Fuss, um der Flecken einen, darbei wir des Tags den Rauch gesehen, zu überfallen und, was sie von den Einwohnern fingen, für mich zu bringen, und mit ihnen, wie mit andern vor auch geschehen, Fried zu machen. Als aber die Gesandten einen der Pueblo oder Flecken bei Nacht nahe gewest, also dass sie sie Einwohner desselbigen bei ihren Feuern, so sie zu Kriegszeiten pflegen machen, bei guter Wacht und Wehr sahen und ausspäheten, fanden sie sich diese zu überfallen nit genügsam, kamen also ohne Ausrichten wieder. Aber mich mehreren Volks zu entblössen, fand ich nicht richtig zu tun. Denn da der Kranken viel waren, so hatte ich nicht genug Volk, das den gesagten Pueblo oder Flecken zu überfallen genügsam war; mussten auch etliche bei den Kranken und zu derselbigen Hut bleiben. Denn der Flecken war am Gebirge und an Orten, da mit den Rossen nichts zu schaffen und zu handlen war. Deshalb wir der Naturales oder Indios und, den Pueblo oder Flecken zu überfallen, nicht so mächtig waren, wie wenn wir die Hilfe der Ross gehabt hätten. Denn bei ihnen richtet einer zu Ross an Orten, da sie zu gebrauchen sind, mehr aus, wird auch mehr gefürchtet denn fünfzig zu Fuss.

Dieweil war mir aber nicht so eilend zu verreisen. Denn an diesem Ort, da ich mich niedergetan (welches freilich etwa eines umsitzenden Cacique oder Herren Meierhof war, denn daselbst allein sechs Häuser waren, die wie ich achtete, allein zur Zeit, da sie die umliegenden Feldfrücht eintun, gebraucht und bewohnet werden) hatten wir ein gut und sicher Lager, drumher ganz eben, und wir konnten unsere Feinde, so uns die überfallen hätten wollen, von fern sehen und uns auch der Ross, welche unser meiste Wehr, Herz und Behelf waren, daselbst wohl gebrauchen; es gebrach uns auch nicht Wasser und Mais (das ist ihr Korn), auch nicht Hirschen-Wildpret, dessen wir täglich unsre Notdurft im Lager hatten. Denn daselbst deren viel sind und nicht schnell laufen, von wegen dass die Tier von den Indios, die weder Ross noch Hund haben, nicht vergrämt sind, auch derhalben zu Ross wohl gestochen worden. (6)

Als wir nun bei fünf Tagen allda gerastet, vermeinend die Kranken sollten sich allda etwas erquicken und erholen (das doch nicht geschah), sandte ich zehn zu Ross und fünfunddreissig zu Fuss, sie sollten auf der Ebne am Wasser hinauf suchen, ob sie einen Pueblo oder Flecken fänden, und so es an Orten wäre, da sie der Einwohner mächtig wären und diese sich gütlich für mich zu kommen nicht bereden wollten lassen, sie darzu zu dringen und, was sie fahen möchten, für mich zu bringen, doch, soviel es sich leiden wollte, ihrer zu schonen, darmit es nicht, so sie grossen Schaden erlitten und ihres Volks viel umkäme, eine Ursache würde, sie desto schwerer oder gar nicht zu Freunden bringen.

Denselbigen Tag, und etwan drei Meilen (7) von dem Flecken, wo ich lag, erreichten sie einen Pueblo oder Flecken, darinnen grosse Summa Indios bei ihrer Wehr und zur Gegenwehr in Übung waren. Als aber zwen zu Ross etwan ein Armbrustschuss von denselbigen Flecken, solchen und auch ihrern Vorteil zu besichtigen, kommen waren und den Flecken mit Gräben umgeben fanden, sahen sie dass es ihnen nicht möglich sei in den Pueblo und Flecken zu kommen, da sie ungeschädigt von ihnen, am Anlauf oder Gräben, nit hätten abkommen mögen.

Also gebot der Hauptmann denen zu Ross sich nicht zu nähern; allein die zu Fuss gingen mit ihm, also dass die Einwohner allein die zwei ersten Pferd (so den Pueblo oder Flecken, wie gesagt, besichtigt und erspähet Schauplatzhatten) ersehen kundten; aber die andern acht Ross wurden von einem Getreideacker (welche so hoch sind, dass einer zu Pferd nicht mag gesehen werden) verborgen.

Und als die Christen sich naheten, meist mit ihrem Vorteil, so sie kundten, und der Hauptmann sich zurückfliehend erzeigte, empfingen die Feinde ein Herz darob und gaben sich aus ihrem Vorteil, den Fliehenden (als sie vermeinten) nachzueilen. (8) Ihrer waren ob fünfhundert. Die wurden von denen zu Ross, so sich nun im Getreideacker verborgen hatten, hinterzogen und von denen, so sich fliehend erzeigt, also hinten und vorne angegriffen und achtundvierzig erstochen, der Rest in die Flucht gejagt. Aber der Christen wurden nur vier, und doch nicht tödlich verwundet, auch ein Ross erschossen. Dieses war der erste Pueblo oder Flecken, darinnen wir die vergifteten Geschoss fanden, welcher Art ich auch hernach anzeige.

[Fortsetzung folgt]


Abbildungen
Die Karte oben zeigt den Schauplatz der obigen Passage: die von Federmann so genannten Cuybas siedelten südlich von Barquisimeto und nordwestlich von Acarigua. Die zweite Karte (Ausschnitt) stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist eines der ältesten Exemplare, die den Norden Venezuelas zeigen. Der Titel: VENEZUELA, Provincia in America Occidentali. Quam olim Dni. Velseri Patricij Augustani polsidebant a CAROLO V. Imperatore ipsis consignata.(...die Provinz, die den Patriziern der Welser von Kaiser Karl V. persönlich übereignet wurde.) Links unten auf der Karte: Prov.[incia] de Cuycas.[sic] Die Karte unten ist aus dem Jahr 1840. Quelle: David Rumsey Map Collection: "Mapa politico de Venezuela, antes 1810, 1840" von Augustin Codazzi (1793-1859). Der Rio Cojede(s) und der Pass durch die Berge südöstlich von Barquisimeto sind deutlich zu erkennen.

Anmerkungen
(1) Der heutige Rio Cojedes. Die Konquistadores reisten von Barquisimeto in Richtung Osten, entlang des Rio Cojedes zum heutigen Acarigua im venezolanischen Bundesstaat Portuguesa.
(2) Von span. "poblacíon": Ortschaft, Bevölkerung.
(3) Kreide stammt von mitteldochdeutsch krîde bzw. krîe und bedeutet "Schlachtruf", "Parole" oder "Losung". Im niederrheinischem Dialekt heisst krîden "schreien."
(4) Meint: es drohte eine Meuterei.
(5) Span. remedio: Heilmittel, Abhilfe
(6) Mit "Hirschen" meint Federmann das südamerikanische Rotwild und Antilopen, die Pferde als natürliche Feinde nicht kannten, also vor Reitern nicht flüchteten.
(7) Drei Meilen sind gut 20 Kilometer.
(8) Meint: der Hauptmann zog sich scheinbar zurück, um die Indios zu provozieren, ihn zu verfolgen, damit sie in den gelegten Hinterhalt gerieten.


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