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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
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BeitragVerfasst am: 12.01.2005, 23:50 Antworten mit ZitatNach oben






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BRAUNES ECHO IM SAAR ECHO

Die Macht des Zentralrats

Von Andrea Livnat


Saar EchoManchmal lohnt es sich, auch in kleineren Zeitungen zu schmökern. Nicht nur, weil man dort Regionales erfährt, das für die großen Blätter nicht von Bedeutung ist, sondern auch, weil einem "Volkes Stimme" ungeschminkter entgegentönt. So beispielsweise auch im "Saar Echo", wobei der braune Widerhall dort so stark bläst, das einem die Haare zu Berge stehen.

In einem Kommentar äußert sich ein gewisser Ricardo Husch zu "De Müller-Pit, de Spiejel-Paul und de Kardinal". Ersterer ist Ministerpräsident von Saarland, wer das nicht weiß, und wird in Zusammenhang mit dem 25-jährigen Bestehen der Saarlandwelle erwähnt. Richtig zur Sache kommt Husch allerdings erst im zweiten Teil seines Kommentars, wo es mal wieder um die Macht des Zentralrats der Juden in Deutschland geht.

Ricardo Husch tut uns den Gefallen, alle antisemitischen Skandale der vergangenen Jahre kompakt und würzig zusammenzufassen. Da taucht die ganze Riege der "Opfer" des Zentralrats auf, alles aufrechte wackere Männchen, die endlich mal gesagt haben, was schon lange gesagt gehört. Und dafür bitter büßen mussten, denn der Zentralrat hat seine Augen und Ohren überall. Man weiß wirklich nicht, ob man lachen oder weinen soll, wenn man die geballte Paranoia von Herr Husch liest.

Zum Beispiel war da Jürgen Möllemann, der "was über die israelische Politik des Ariel Sharon im Nahen Osten gesagt und sich mit einem ehrenwerten Herrn Friedman angelegt hatte". Moment, wie war das? Er hat "was über die israelische Politik des Ariel Scharon" gesagt? Tja, das kann man so natürlich schon sagen, er hat was über Israel gesagt, treffender wäre aber wohl, dass er seinen Wahlkampf in Deutschland mit einem antisemitischen Flugblatt bestritt, das Ariel Scharon und Michel Friedman abbildete. Stellen wir uns mal vor, dass ein israelischer Politiker ein Flugblatt an Millionen Haushalte schickt, das den deutschen Bundeskanzler zeigt... Sie verstehen, was ich meine? Eigentlich sollte es überflüssig sein, die Sache nochmals auszugraben, schließlich waren damals sogar Möllemanns eigene Parteikollegen entsetzt. Ach, ich vergaß, Guido Westerwelle stand ja unter dem Einfluss des Mossad! Wahrscheinlich ist Ricardo Husch auch ein Anhänger dieses Möllemann-Märchens.

Anderes Beispiel von Husch, die Rede von Martin Walser in der Paulskirche: "Interpretationsprobleme offenbar". Für Interpretationen ließ Walsers Klage über Auschwitz als "Moralkeule" wohl wenig Möglichkeiten. Dann gibt es natürlich noch einen kleinen Ausflug zu Martin Hohmann, der ja nur gesagt habe, dass die Juden kein Tätervolk seien, genauso wenig wie auch die Deutschen. Allen dreien ist gemeinsam, dass sie etwas geäußert haben, was dem Zentralrat der Juden in Deutschland missfiel, so Husch. Und alle drei haben dafür ordentlich eine aufs Dach bekommen.
Hohmann
Anlass für diese kleine Nachhilfestunde des Herrn Husch sind die jüngsten Äußerungen des Kölner Kardinals Joachim Meisner, der in einer Predigt über Abtreibungen sprach:
"Zuerst Herodes, der die Kinder von Bethlehem umbringen läßt, dann unter anderen Hitler und Stalin, die Millionen Menschen vernichten ließen, und heute, in unserer Zeit, werden ungeborene Kinder millionenfach umgebracht." Der Kardinal, übrigens für seine scharfe Ablehnung von Abtreibungen und Homosexualität seit langem bekannt, löste damit in der vergangenen Woche wieder einmal eine Welle der Empörung aus.

Husch kann das alles nicht verstehen. Der Zentralrat habe die Aussage des Bischofs als "schlimmes Vergehen" bezeichnet, so Husch.

Soll man jetzt wirklich noch einmal erklären, warum die Aussage des Kardinals so falsch, beleidigend, verletzend ist? Wäre es denn das erste Mal, dass darauf hingewiesen wurde, dass Auschwitz sich zur Verurteilung von Abtreibungskliniken genauso wenig eignet wie zur Veranschaulichung der Zustände bei der Massenhaltung von Legehennen oder bei Schlachtviehtransporten.

Wer meint dies läge nur daran, dass die "Juden immer so empfindlich" seien, wird auch mit der mittlerweile erfolgten Entschuldigung des Kardinals nicht viel anfangen können. Laut Husch wird ihm die "nach langer Erfahrung eh nicht reichen". Husch skizziert stattdessen satirisch, was dem "völlig überrumpelten" Kardinal nun blühen wird. Zur Kreuzigung wird es wohl kommen, der Vatikan wird den Juden zu Hilfe eilen, man wird die Geschichte der Bibel überprüfen und bald wird sich auch das Weiße Haus in Washington dazu äußern.

Die Macht der Juden ist unermesslich. Wenn erst die "amerikanischen Juden", die "Ostküste" den Finger erhebt, erzittert so mancher morsche Knochen. Ja, man hat es schwer in Deutschland, man kann hier nichts "über den Holocaust oder einfach nur über Juden" sagen, ohne "gleichzeitig mit Reaktionen des Zentralrats rechnen zu müssen." Das Leben kann so hart sein.

Hohmann hat sich natürlich auch gleich wieder eingemischt, er fühlt sich wohl offenbar dazu berufen, jedem mit Antisemitismus bedachtem Deutschen zur Seite zu springen. Der Kardinal werde zu Unrecht angegangen, denn:
"Mit weltweit 60 Millionen Abtreibungsopfern pro Jahr werden die Opferzahlen der historischen Massenmörder Stalin und Hitler bei weitem übertroffen" und: "Solange der gegenwärtige Menschheitsskandal der Abtreibung nicht auf die gleiche Verurteilung wie die vor 60 Jahren geschehene Hitlersche Judenvernichtung stößt, hat jeder Christ und erst recht jeder Kardinal nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, dieses heutige Unrecht zu beklagen". Bloß schade, dass man gegen Hohmann nichts mehr machen kann, der ist ja schon abgesägt, nicht wahr Herr Husch?

Otto Schily und den Innenministern der Länder rät Kommentator Husch übrigens, sich
"schon mal warm an(zu)ziehen", denn der Zentralrat hat herausgefunden, "daß nicht mehr alle Juden für alle Zeiten aus dem Osten nach Lust und Laune Deutschland besiedeln dürfen". Gemeint ist damit die Debatte um eine Neuregelung zur jüdischen Zuwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion. Wirklich frech diese Juden, nach Lust und Laune einfach deutsche Lande zu besiedeln!

Neulich hat mir ein deutscher Pfarrer geschrieben, es ging mal wieder um Hohmann: Warum wir, also "die Juden", immer nachtreten müssen? Er sei ja ein großer Israelfreund, aber wenn wir immer nur "nachtreten", dann wird man sich von uns abwenden. Zu gut deutsch also, wenn wir schön brav sind und das Maul halten, dann hat man uns auch ein bisschen lieb. Oh weh!! Welch großer Verlust droht uns da!!

Am erstaunlichsten finde ich immer, dass Herr Husch und Konsorten offenbar der Meinung sind, dass es Juden in Deutschland Spaß macht, auf antisemitischen Ausfällen, Verleumdungen und Geschichtsverdrehungen herumzureiten. Das ist ganz und gar nicht der Fall, im Gegenteil! Das ist EURE Aufgabe, es wäre die Aufgabe der nichtjüdischen Deutschen, derartige Tendenzen sofort zu kritisieren, analysieren und für deren Einstellung zu sorgen. Das passiert nur leider nicht. Ignatz Bubis war der Einzige, der Walsers Keulen-Gemurmele nicht beklatschte, Hohmanns antisemitische Nationalfeiertagsrede musste von einem jüdischen Internetdienst, nämlich haGalil, publik gemacht werden. Die deutsche Presse hat das ganze dann zwar zur Machenschaft anonym-jüdischer US-Kreise umgedeutet, da nimmt man es dann nicht so genau, denn Jude ist doch gleich Jude, und je weiter weg um so besser.
Meisner
Dies hat nichts damit zu tun, dass Juden unter Verfolgungswahn leiden, zu empfindlich sind oder keine Kritik wegstecken können. Das hat ausschließlich damit zu tun, dass die Mehrheit der deutschen Gesellschaft, in deren Mitte antisemitische Stimmungen weit hinein reichen, noch immer fast reflexartig mit Wegschauen, Verschweigen, Verharmlosen reagiert.

Weggeschaut hat offensichtlich auch die Redaktion des Saar-Echos, wie ist ansonsten ein derartiger Kommentar erklärbar, der die "Junge Freiheit" von weit rechts überholt? Ach ja übrigens, zahlreiche Fans hat der Artikel gleich gefunden, in Internetforen und auf NS-Seiten wurde er nachgedruckt. Herzlichen Glückwunsch an das Saar-Echo und Ricardo Husch! Das ist gute Gesellschaft für jemanden, der der Meinung ist, "daß sich in Deutschland langsam aber sicher das Gefühl ausbreitet, nicht mehr Herr im eigenen Haus zu sein."

Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Autorin.


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