Rauchen macht extrem abhängig, dumm und impotent. Also sollte man nicht damit anfangen. Und besonders selten wird man süchtig, wenn man eine Spritze sieht. So wird sich das der Eu-Kommissar David Byrne gedacht haben. Er hat eine Bildergalerie mit ekelhaften Motiven in Auftrag gegeben, die in Irland und Belgien auf Zigarettenschachteln abgedruckt werden.

Dieses kleine familienfreundliche Forum ist spezialisiert auf Medien-Metatheorie. Nach viel Sex und viel Neonazis sind jetzt also wieder die bösen Drogen an der Reihe. Was wollen uns die Künstler alias Werbefuzzies damit sagen? Es ist wie bei Martin Luther oder dem Wort zum Sonntag; wie kann man das dumme Volk dazu bringen, das Gute zu tun und das Böse zu lassen? Indem man ihm die Folgen zeigt. Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe: Krebsgeschwüre, leidende Kinder, schlaffe Schwänze im Ehebett. Schlimmer kann es kaum kommen.

Wäre ich ein Kind, wäre ich bockig und belehrungsresistent. Lieber Volksgesundheitskommissar: bitte erkläre mir doch, warum das Zeug, das sich Junkies in die Venen jagen, verboten ist? Und das Gras, das zwar auch grün ist, aber anders wirkt als der Stadionrasen bei Borussia Dortmund, nicht erlaubt? Entweder man verbietet das Schädliche und erlaubt das weniger Schädliche, oder man verbietet alles. Und warnt dann davor mit Schockbildern.

Die gut gemeinte Kampagne ist kognitiv dissonant, wie der humanistisch und sonstwie gebildete Zyniker gern anzumerken pflegt. Verlogen, heuchlerisch, dämlich. Also noch einmal: wenn Rauchen so gefährlich wäre, wie die hübschen Bilder andeuten, warum ist es dann erlaubt? Warum dürfen die Großdealer frei herumlaufen?

Lieber Volksgesundheitskommissar: seien Sie lieber radikal, konsequent, extremistisch ehrlich: Napalm und Gift auf die Tabakfelder in Kuba und auch andeswo! Bombardiert die Gebäude der Drogenhändler! Oder - und das ist nur hier in diesem kleinen frauen-, drogen- und familienfreundlichen Forum Konsens: verschonen Sie uns mit moral-
theologischen Appellen! Den Staat geht gar nichts an, was die Bürgerinnen und Bürger sich reinpfeifen. Nur im Kapitalismus kümmert sich die Obrigkeit darum, die Arbeitskraft der Untertanen per ordre de mufti zu erhalten. Die Askese, die sie predigen, ist nichts anderes als eine Version der protestantischen Arbeitsethik. Bleib gesund, treibe Sport, dusche kalt, lebe lang, zeuge viele Kinder, arbeite fleißig und pflichtbewusst, höre brav dem Pfarrer zu, mach bei allen Lichterketten mit und meide Sex, Drugs and Rockn' Roll.

Nicht mit uns. Drogen sind gesund! Haschisch macht cool, Kokain ist gut für den Sex, Raucher sind kaputter, aber auch interessanter. Legalize it!

BURKS ONLINE 27.10.2004
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