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Verfasst am:
26.07.2004, 21:51 |
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| SEX, DUGS AND PAINTING Immendorff hat nicht inhaliertVon Burkhard Schröder |
Am Anfang war der "szenische Einstieg". Die Hure lacht, das Koks zerstaubt, der Künstler senkt jetzt schnell das Haupt. Wir sind bei Immendorff und maßen uns nicht an, die trefflichen Worte der Mutter aller deutschen Boulevardzeitungen toppen zu wollen: "Die neun weiblichen Gäste und ihr Gönner in der feinen Hotelsuite kichern. Musik wummert aus den Lautsprechern. Auf dem Tisch liegt weißes Pulver. Da fliegen die Türen krachend auf: Polizei, Razzia!"
Zuerst das Langweilige. Das hier selten, aber dafür um so erfreuter zitierte Bocholter Volksblatt bietet zum Thema einen gut geschriebenen Artikel mit dem hübschen Fazit:" Kaum ein Klischee, das der Malerfürst ausgelassen hätte. Ein schwer kranker Prominenter wird in einem Nobelhotel bei einer Sex-Party mit Prostituierten ertappt, die Mode-Droge Kokain spielt dabei ebenso eine prominente Rolle wie später die junge Ehefrau, die trotz der Affäre zu ihrem Mann hält."
Die WAZ quält sich mit den Details: "27 Fälle von Kokainkonsum wirft die Staatsanwaltschaft ihm vor, in 27 Nächten im Steigenberger-Hotel an der Kö zwischen Februar 2001 und August 2003. Wo Alkohol floss, wechselnde Gruppen von Huren bestellt waren und Pornofilme liefen." Zuletzt wieder Bild online mit der Schlagzeile: "Schöne Ehefrau flieht vor Sex-Professor Immendorff".
Nun das Nörgeln. Wenn schon schöne Frau, dann bitte mehr davon. Immendorfs Gattin ist so jung und hübsch, wie er alt und reich ist und muss an Männern daher das Innerste interessant finden. Wie gesagt, kein Klischee fehlt. Oda Jaune in der Brigitte: "Ich will hinter die Fassade in die Seele der Menschen sehen und das, was ich sehe, weitergeben. Und da gibt es eben nicht nur Schönes, sondern auch Gewalt und Bedrohung, ob wir das nun wollen oder nicht." Erfreulich: Oda versteht sich nicht als private Pflegeversicherung ihres Malers, sondern versucht sich in demselben Metier - sie malt Bilder.
Die eigentlich spannende Frage aber verbirgt sich hinter theatralischem Fachjargon. N-TV referiert: "Es handelte sich um eine erotische Inszenierung, ohne dass es zum Geschlechtsverkehr gekommen ist", sagte Immendorffs Anwalt Rüdiger Spormann." Als wenn das eine Rolle spielte! Immendorf hat also nicht pene...äh...inhaliert. Der Maler leidet an Amotrypher Lateralsklerose (ALS) und kann nicht nur seine Malhand nicht mehr bewegen. Lange hat er nicht mehr zu leben. Da verzeiht man vieles. Und der justitiable Vorwurf, psychotrophe Substanzen zu konsumieren, gehört zwar zur Leitkultur, ist aber trotzdem Unfug. Jeder soll über seine Nasenschleimhäute selbst bestimmen dürfen.
Sehr schön resumiert "Kulturzeit": "Der Fall Immendorf zeigt, dass Kreativität in Deutschland rein statistisch gesehen häufig mit Koks und Prostitution einhergeht - was sicher nicht alle Kreativen freut, denn manche sind ja auch naturstoned."
Wir insistieren trotzdem: Was können neun Huren mehr als zwei oder drei? Eine lesbische Massenorgie simulieren? Sodom und Gomorrha live im Steigenberger? Und warum verpulvert Immendorff im wörtlichen Sinn 40.000 Euro für eine Hotelsuite und dann noch 500 Euro je Dame? Ist das eine Art Potlatch, nur nicht im Indianerzelt, sondern in Düsseldorf? Auch die Antwort "Lebensgier" befriedigt nicht: Sieht so das Leben aus, wenn man reich und berühmt ist und daheim eine äusserst attraktive Frau und ein Kind hat?
Der Autor bleibt ratlos vor dem Monitor sitzen und kann sich nur mit einer attraktiven Bebilderung des kleinen Artikels helfen. Vielleicht sollte man das Thema unter einem ganz anderen Gesichtspunkt betrachten, wie ein Leserbrief-Schreiber an BILD es formuliert: "Der eigentliche Skandal ist: Immendorff hatte elf Prostituierte zu sich bestellt, und nur neun waren gekommen. Service-Wüste Deutschland!"
Die Abbildungen zeigen natürlich nicht die Original-Party Immendorffs, sondern beweisen, dass auch Frauen "erotische Inszenierungen" mögen.
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