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Webmaster
Anmeldungsdatum: 07.10.2002
Beiträge: 6757
Wohnort: Berlin-Neukoelln
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Verfasst am:
15.06.2004, 13:14 |
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| MEDIEN | | Aktuell | 15. Juni 2004 |
| | | SPIGGEL.DE-DOSSIER I | | | Dossier: Diskussion über die provokanten Thesen eines DJV-Mitglieds aus Baden-Württemberg
Teil I: "Haben Journalisten-Gewerkschaften noch eine Zukunft?" (21.01.2004, Hans Werner Conen)
Teil II: "Solidarität ist eine Waffe - 12 Thesen für eine starke Gewerkschaft" (31.01.2004, Burkhard Schröder)
Teil III: "Konsens ist Nonsens - anything goes" (09.02.2004, Hans Werner Conen)
Teil IV. "Treu und fördernd" (10.02.2004, Thomas Schelberg)
Teil V. "Den neo-liberalen Teufel austreiben"
Teil VI. "Niedergang streng nach Vorschrift" (06.03.2004, Hans-Werner Conen) | |
| | | | DAS BILD DES TAGES | | Während der Revolution in Nicaragua 1979 | | |
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| BERATUNGSRESISTENTE WEBDESIGNER Zur optimalen Darstellung lassen Sie bitte die Hosen runter!Von Burkhard Schröder |
Gäbe es einen Verkehrsminister auf der Datenautobahn, würde bestimmt demnächst ein Schild aufgestellt: diese Autobahn wurde optimiert für Volkswagen und Mercedes. Bitte kaufen Sie ein entsprechendes Gefährt beim nächsten Autohändler Ihres Vertrauens. Ferner empfehlen wir die Installation des automatischen Speed Control-Plug-ins, das in den neuesten Autos bereits enthalten ist. Leider können Sie diese Straße nicht richtig befahren, da Ihr Auto keine Cookies akzeptiert. Mit Hilfe von Cookies können wir Ihr Fahrzeug besser an Ihre Bedürfnisse anpassen und Ihnen maximalen Bedienungskomfort bieten.
Ich dachte an nichts Böses. Ich versuchte nur, die E-Mail-Adressen deutscher Zeitungen herauszufinden. Bekanntlich haben Webdesigner zur Sicherheit ein Verhältnis wie Klaus Störtebeker zur Umsatzsteuer - sie scheren sich nicht darum. Ich war daher darauf gefasst, dass Kontaktadressen mit allen Mitteln vor den Surfern versteckt werden - in Grafiken verborgen, nur als pdf-Datei angeboten werden oder gar nicht vorhanden sind (wie bei "Spex"). Dilettantismus ist man gewohnt.
Der arglose Surfer vermutet, dass große deutsche Zeitungen Wert darauf legen, dass ihre Websites auch gelesen werden können. Das ist aber ein Irrtum. Die "Rheinpfalz" begrüßt die sicherheitsbewussten Besucher mit der Meldung: "Sie benötigen Sie einen Browser ab Version 4." Was, bitteschön, soll das heißen? Haben alle Browser identische Versionsnummern? Ich habe hier untern anderem Opera 7.2.3. Denkt man ernsthaft, jemand würde sich einen Browser nur deshalb installieren - womöglich per Modem-, nur um die unstrittig überaus wichtige und interessante Website der "Rheinpfalz" lesen zu können?
Nicht genug: wenn man sich dieser Mühe unterzogen hat, soll man auch noch die virtuellen Hosen herunterlassen. "Bitte JavaScript aktivieren!" Ich denke gar nicht daran, sondern an den Rat einer Behörde, die dem Innenministerium unterstellt ist: "Während Java oder ActiveX jedoch nur auf wenigen WWW-Servern Verwendung findet, sind viele WWW-Server heute ohne JavaScript nur noch eingeschränkt darstellbar; sicherheitsbewusste Internet-Nutzer werden so konsequent von deren Angeboten ausgesperrt."
Christoph Jüngling aus Kassel hat dazu das Nötige formuliert: "Auf keinen Fall sollte man sich von Webmastern erpressen lassen, die den Zugriff auf ihre Webseiten nur mit eingeschaltetem Javascript erlauben wollen. So etwas ist reine Schikane, es gibt keine technischen Gründe, warum Webseiten nur mit Javascript abrufbar sein sollten. Webmaster, die sogar den Abruf des gesetzlich vorgeschriebenen Impressums nur bei eingeschaltetem Javascript ermöglichen, begehen eine Ordnungswidrigkeit. Gemäß §6 TDG muß das Impressum für jedem, der die Webseite aufruft, unmittelbar (also ohne umständliches Einschalten von Javascript oder Download eines anderen Browsers) abrufbar sein. Verstöße dagegen sind eine Ordnungswidrigkeit und können mit bis zu 50.000,- Euro geahndet werden." Von den Sicherheitslücken ganz zu schweigen - wer's nicht glaubt, probiere, falls der IExplorer vorhanden, die Seite http://www.burks.de/javascript.html aus.
Der bei der "Rheinpfalz" Verantwortliche antwortet auf meine nörgelnde E-Mail: "....In der Tat ist es richtig, dass die von uns eingesetzte Skriptsprache Javascript und die ebenfalls eingesetzte Cookie-Technologie unter Umständen ein Herabsetzen der Sicherheitsstufe eines Browsers erfordern. Dies ist aus unserer Sicht aber nicht verwerflich, da es sich bei Javascript um eine im modernen Internet weitverbreitete Technologie handelt und es im übrigen heute z.B. kaum einen Online-Shop gibt, der keine Cookies für seine Warenkorbfunktionalitäten einsetzt."
Das ist selbstredend ein Schmarrn. "Weit verbreitet" ist ein Argument wie "Millionen Fliegen können nicht irren. "Auch Outlook und der IExplorer sind irgendwie "modern", modern war auch einmal ungeschützter Verkehr. Wer Cookies akzeptiert, weiß, worauf er sich einlässt. Ich kann ohnehin in den "Optionen" frei bestimmen, wie ich mit Cookies umgehe - ich hätte aber gern überhaupt eine Wahl, wenn ich Informationen im WWW suche.
Die "Rheinpfalz" befindet sich in "guter" Gesellschaft. Nicht nur sie diskriminiert Behinderte, weil sie keine barrierefreien Websites anbietet, sondern auch der Volkswagen-Konzern. Der sollte eigentlich Geld genug haben, um keine Dilettanten zu engagieren. Pustekuchen - meine Browser tauchen auf der Startseite gar nicht auf, bei Volkswagen kennt niemand Linux, geschweige denn Opera. Bei "hier gehts weiter" erscheint bei mir eine weiße, gähnend leere Seite. Die "Sitemap" enthält keinen Hinweis auf ein Impressum. Und wer im Quelltext wühlt und irgendwann, nur aus sportlichen Gründen, bei Kontakt" landet, liest: "Bei Fragen schreiben Sie uns einfach eine E-Mail an dialogcenter@volkswagen.de." Wie schön - nur kommt die Mail als unzustellbar zurück.
Mit den Webdesignern ist es wie in der Politik - es gilt das "Korken-Prinzip": aus Mangel an Gewicht nach oben geschwemmt.
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BURKS ONLINE 15.06.2004 Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit Genehmigung des BurksVEB.
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