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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
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BeitragVerfasst am: 27.05.2004, 00:06 Antworten mit ZitatNach oben




MEDIEN
Aktuell27. Mai 2004
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Dossier: Diskussion über die provokanten Thesen eines DJV-Mitglieds aus Baden-Württemberg
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Teil III: "Konsens ist Nonsens - anything goes" (09.02.2004, Hans Werner Conen)
Teil IV. "Treu und fördernd" (10.02.2004, Thomas Schelberg)
Teil V. "Den neo-liberalen Teufel austreiben"
Teil VI. "Niedergang streng nach Vorschrift" (06.03.2004, Hans-Werner Conen)
SPIGGEL.DE-DOSSIER II
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- Dossier: Querelen im DJV - Landesverband Berlin.
Vgl. www.recherchegruppe.tk
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NEW YORK TIMES ENTSCHULDIGT SICH BEI DEN LESERN

"Wir bedauern die Falschinformationen"

Von den Herausgebern der "New York Times"


IrakDie New York Times hat am 26. Mai 2004 einen Artikel ihrer Herausgeber publiziert, in dem harsche Selbstkritik geübt wird. Die Berichterstattung des Blattes über den Irak-Krieg sei zum Teil fragwürdig gewesen und habe journalistische Standards nicht eingehalten. Die Zeitung entschuldigt sich bei ihren Lesern und gelobt Besserung. In deutschen Medien sucht man diese Haltung vergebens, obwohl dort die Propaganda-Lügen der US-Regierung und andere Falschinformationen genauso verbreitet wurden. Die Übersetzung des Artikels wurde nicht autorisiert.

"Im Laufe des letzten Jahres hat diese Zeitung [die New York Times, B.S.] die Gründe beleuchtet, die die Vereinigten Staaten in den Krieg im Irak führten. Wir haben die unzureichenden und falschen Informationen der alliierten Geheimdienste untersucht, insbesondere im Hinblick auf die irakischen Waffen und möglicher Verbindungen zum internationalen Terrorismus. Wir haben über die naiven offiziellen Verlautbarungen und die darin enthaltenen Übertreibungen recherchiert. Es ist an der Zeit, dass wir uns auch mit uns selbst beschäftigen.

Wir fanden Journalismus, auf den wir stolz sein können. Wir haben Hunderte von Artikeln über den Beginn des Krieges und die ersten Tage der Besetzung [des Irak] gelesen. In den meisten Fällen entsprach das, was wir berichtet haben, exakt dem Stand unseres Wissens. Vieles war mühsam aus Geheimdienst-Quellen geschöpft worden, die selbst über nur vage Kenntnisse verfügten. Und wenn diese Artikel unvollständige Informationen enthielten oder in eine falsche Richtung wiesen, wurden sie später mit besseren und härteren Fakten korrigiert und ergänzt. Genau so funktioniert das Nachrichtengeschäft in der Regel.

Aber wir fanden eine Anzahl von Beispielen, bei denen wir nicht so rigide und konsequent waren wie es hätte sein sollen. In eingen Fällen, in denen die Informationen umstritten waren und heute fragwürdig erscheinen, sind die Fakten nicht ausreichend überprüft worden und wurden später auch nicht richtiggestellt. Im Nachhinein wünschen wir uns, wir wären aggressiver gewesen beim Überprüfen der Quellen, als sich eine neue Faktenlage ergab - oder eben nicht.

Die problematischen Artikel behandelten unterschiedliche Themen und sind von unterschiedlichen Autoren verfasst worden, viele hatten aber gemeinsame Charakteristika. Sie fußten auf den Aussagen eines kleinen Kreises irakischer Informanten, Überläufern und Exilanten, die ein Interesse an einem Machtwechsel hatten - Personen, deren Glaubwürdigkeit in den letzten Wochen verstärkt diskutiert worden ist. (Der prominenteste Anti-Saddam-Lobbyist, Ahmad Chalabi, diente seit 1991 den Artikeln der New York Times und anderen Reportern als Quelle. Er war der Liebling der Hardliner in der Bush-Regierung und ein von iraktischen Exilanten bezahlter Händler mit Informationen. Seine Geldquellen wurden in der letzten Woche gekappt.) Erschwerend für Journalisten kam hinzu, dass die Behauptungen dieser Exil-Iraker oft später von den Offiziellen der US-Regierung bestätigt wurden, die davon überzeugt waren, dass eine Intervention im Irak notwendig sei. Heute bestätigen die Mitarbeiter der Regierung, dass sie machmal Opfer falscher Informationen seitens dieser Exilanten gewesen seien. Das gilt für viele Einrichtungen - auch die unsrige.
Irak
Die Kritik an unserer Berichterstattung während dieser Zeit richtete sich auch gegen einzelne Reporter. Unserer Untersuchungen haben ergeben, dass das Problem kompizierter war. Die Verantwortlichen auf mehreren Ebenen, deren Pflicht es gewesen wäre, die Reporter zu mehr Skepsis anzuleiten, waren eher darauf bedacht, scoops [exklusive Meldungen] in das Blatt zu bringen. Die Thesen irakischer Überläufer wurden nicht genug abgewogen gegenüber deren Interesse, Saddam Hussein möge vertrieben werden. Artikel mit übertriebenen schrecklichen ("dire") Behauptungen über den Irak wurden an prominenter Stelle abgedruckt, während Artikel, die das in Frage stellten, [im hinteren Teil der Zeitung] versteckt wurden. In einigen Fällen gab es gar keine Korrektur.

Am 26. Oktober und am 8. November 2001 zum Beispiel erschien auf der ersten Seite ein Artikel, der irakische Überläufer zitierte, die ein geheimes irakisches Lager beschrieben, in dem Terroristen trainiert und biologishe Waffen produziert würden. Diese Quellen wurden nie von unabhängiger Stelle verifiziert.

Am 20. Dezember 2001 begann ein anderer Leitartikel mit den Worten: "Ein irakischer Überläufer, der sich selbst als Ingenieur bezeichnete, berichtete, dass er persönlich in geheimen Farbiken für biologische, chemische und nukleare Waffen gearbeitet habe, die noch vor einem Jahr in unteridischen Höhlensystemen, in privaten Häusern und unter dem "Saddam Hussein-Hospital" in Bagdad gewesen seien. Knight Ridder Newspapers berichtete in der letzten Woche, dass US-Offizielle diesen Überläufer - sein Name ist Adnan Ihsan Saeed al-Haideri - mit zu den Orten im Irak nahmen, an denen er gearbeitet haben wollte - und man fand keinen Beweise für die Waffensysteme, die dort angeblich existierten. Es ist immer noch möglich, dass es unentdeckte chemische oder biologische Waffen im Irak gibt. Aber in diesem Fall sieht es so aus, als seien sowohl wir als auch die US-Regierung belogen worden. Und wir haben es versäumt, unsere Leser darüber zu informieren.

Der Leitartikel des Blattes [der New York Times] am 8. September 2002 hatte die Schlagzeile: "US-Offizielle behaupten, Hussein suche intensiv nach Bauteilen für eine Atombombe." ("U.S. Says Hussein Intensified Quest for A-Bomb Parts.") Dieser Bericht handelte von den Aluminium-Röhren, die die Regierung [des Irak] dringend als Komponenten für Uran-Anreicherung brauchte. Diese Behauptung stammte nicht von [irakischen] Überläufern, sondern aus den besten Geheimdienst-Quellen, die zu der Zeit verfügbar waren. Dennoch hätte die Meldung vorsichtiger präsentiert werden sollen. Es gab Indizien dafür, dass die These, die Röhren seien für den Bau von Atombomben bestimmt, nicht sicher bewiesen werden konnte. Aber die Zweifel wurden tief vergraben - 1700 Worte in einem Artikel von 3600 Worten. Offiziellen der Regierung wurde erlaubt, sich ausführlich dazu zu verbreiten, warum es notwendig sei, wegen der eindeutigen Absicht des Irak Atomwaffen zu bauen, Saddam Hussein zu entmachten. Das erste Anzeichen einer "smoking gun", arumentierten sie, könne ein Atompilz sein.

Fünf Tage später mussten die Reporter der "New York Times" lernen, dass die Röhren ein Streitobjekt zwischen Geheimdiensten war. Unsere Bedenken erschienen versteckt in einem Artikel auf Seite 13 - unter einer Überschrift, die nicht darauf schließen ließ, dass wir unsere frühere Ansicht revidiert hatten. ("White House Lists Iraq Steps to Build Banned Weapons"). Die "New York Times" ließ am 9. Januar Skeptiker zu Wort kommen, als der schlüssige Beweis [für die Zweifel] von der International Atomic Energy Agency geliefert wurde. Das wurde auf Seite 10 berichtet, hätte aber auf die erste Seite gehört.
Kiregsgräuel
Am 21. April 2003, als die amerikanischen Waffeninspekteure zusammen mit den US-Truppen auf dem Weg in den Irak waren, veröffentlichten wir einen anderen
Leitartikel: "Illicit Arms Kept Till Eve of War, an Iraqi Scientist Is Said to Assert" [Irakischer Wissenschaftler: "Illegale Waffen bleiben bis zum Kriegsausbruch versteckt.") Der Artikel begann so: "Ein Wissenschaftler, der behauptet, über zehn Jahre im irakischen Programm zur Herstellung chemischer Waffen mitgearbeitet zu haben, hat einem amerikanischem Militärteam erzählt, dass die Iraker ihre Ausrüstung zur chemischen und biologischen Kriegsführung nur wenige Tage vor Kriegsausbruch vernichtet hätten. Das berichteten Mitgliedes des Teams." Der Informant behauptete auch, dass der Irak Atomwaffen nach Syrien verschickt und mit Al Qaeda zusammengearbeitet habe. Zwei Thesen, die damals strittig waren - und noch heute strittig sind. Aber der Tonfall unseres Artikels suggerierte, dass der Wissenschaftler, der in einem späteren Artikel sich selbst als Mitarbeiter des militärischen Geheimdienstes ausgab, die Rechtfertigung geliefert hätte, die die Amerikaner für die Invasion gesucht hatten. Die "New York Times" hat die Quelle nie überprüft und auch nichts unternommen, um das zu tun.

Ein Beispiel für die Berichterstattung, inklusive der hier erwähnten Artikel, ist online. Die Leser werden dort auch einen ausführlichen Artikel über die Aluminium-Röhren finden, der im letzten Monat von Michael Gorden, dem Militär-Korrespondent der "New York Times", für "The New York Review of Books" geschrieben wurde. Er entgegnet der Kritik an der Irak-Berichterstattung. Sein Statement kann als Einstieg in das komplexe Thema der Berichterstattung über die Verlautbarungen von Geheimdiensten dienen.

Wir bedauern unsere Artikel über die irakischen "Massenvernichtungswaffen", wir bedauern die Falschinformationen, wir bedauern, dass wir unseren Job unvollständig gemacht haben. Wir versichern mit Nachdruck, dass wir unsere rückhaltlose Recherche fortsetzen und dafür hohe Maßstäbe anlegen werden."


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BURKS ONLINE 27.05.2004
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