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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
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BeitragVerfasst am: 16.03.2004, 19:31 Antworten mit ZitatNach oben



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SCHLAG GEGEN STRAFTÄTER IM INTERNET?

Kinderpornografie bei [bitte selbst ausfüllen]

Von Burkhard Schröder


Die Polizei hat Kunden kinderpornografischer Angebote im Internet ermittelt. Das wäre eine korrekte Meldung. Die Ermittler formulieren etwas umständlicher: "Bis heute sind in Deutschland Durchsuchungen in Wohnungen von insgesamt 210 Beschuldigten wegen des Besitzes bzw. des Verbreitens von kinderpornografischem Materials durchgeführt worden." Zwei Fragen drängen sich auf: wer und wo im "Internet"? Und - viel interessanter: was machen die Medien aus dieser Meldung? Man ahnt es schon: groben Unfug.

Chip schreibt: "Mit einer groß angelegten Razzia [Anmerkung: Razzien sind vermutlich nie "klein" angelegt.] ist die Polizei bundesweit gegen Kinderpornografie im Internet vorgegangen. [...] Ein in Hessen ansässiger Anbieter hatte Kunden unzensierten Zugang zu Newsgroups mit vorwiegend kinderpornografischen Inhalten vermittelt. Die eigens eingerichtete Ermittlungsgruppe "Nautilus" fahndete bundesweit nach Kunden, die sich solche Dateien aus dem Internet geladen hatten." Auch der Heise-Newsticker meldet: "Der Provider habe seinen Kunden unzensierten Zugang zu Newsgroups im Internet vermittelt."

Was, bitteschön, ist ein "unzensierter Zugang" zu Newsgroups? Die Fakten: jeder, der einen Zugang zu den Diensten des Internet hat, kann auf alle Newsgroups zugreifen, ob das seinem Provider passt oder nicht und ob der diese anbietet oder nicht. Beispiel (vgl. Abbildung oben): die Newsgroup alt.binaries.pictures.erotica, die die üblichen Pinups anbietet, jedoch keine illegalen Inhalte, ist auch für T-Online-Kunden (wie den Autor) erreichbar - über freie Newsserver - , obwohl sie nicht in der offiziellen Liste der angebotenen Newsgroups auftaucht.

Das ist eine Tatsache, die offenbar noch nicht einmal allen ermittelnden Behörden bewusst ist. Ein Anruf bei der Pressestelle des hessischen Landeskriminalamtes klärte das nicht: die Meldung sei so eingereicht worden, zu technischen Fragen könne man nichts sagen.

Was ist also das Thema? Am 15. März um 10.00 Uhr war beim LKA Hessen zu lesen, dass es sich um einen dort ansässigen Provider handele. Ein Update des Heise-Newstickers berichtet, dass der ISP (Internet Service Provider) in Bad Soden die Vorwürfe bestreite. "Der Provider hatte laut LKA mit dem freien Zugang zu einschlägigen Newsgroups geworben und sei bei Pädophilen sehr beliebt gewesen. Auf dem Server wurden mehrere Newsgroups gesperrt. Bei der Durchsuchung wurden zahlreiche Speichermedien sowie drei Schusswaffen sichergestellt. Nach Angaben der Polizei sperren seriöse Anbieter von vornherein derartige Internetangebote mit Kinder-Pornografie." Natürlich gilt die Unschuldsvermutung auch bei einem derart ekligen Thema.

In ungefähr 30 Sekunden findet man die Website des Providers, um den es hier geht. Die Firma bietet: "Anonymität und Sicherheit. Premium News respektiert Ihre Privatsphäre beim Lesen. Ihre IP Addresse wird beim einloggen nicht geprüft. Ihre Nutzungsdaten werden nicht gespeichert. Wir verkaufen niemals Ihre persönlichen Daten an Dritte." Auch eine Liste derjenigen Newsgroups ist online, die "Erotik" im weitesten Sinn zum Thema haben und Binaries, also Binärdateien - hier: Grafiken - enthalten.

Derartige Anbieter, die sich auf die mehr als 50000 Newsgroups im Internet spezialisert haben, findet man in der ganzen Welt. Es gibt Suchmaschinen, die nach speziellen Newsgroups und NNTP-Servern suchen. Die Anfrage "Usenet unzensiert" bei Google liefert schnell eindeutige Ergebnisse - auch in Deutschland. Im August 2000 erschien in Telepolis sogar ein Artikel, der die Grundlagen des Internet erklärte und just den Provider empfahl, dessen Geschäftsräume jetzt durchsucht worden sind.

Ein Beitrag im Heise-Forum weist zu Recht darauf hin, dass es vermutlich ausgereicht hätte, den Provider aufzufordern, bestimmte Newsgroups nicht mehr anzubieten: "Hat sich schon mal jemand von Euch die AGB angeschaut? Bin zwar kein Rechtsanwalt, aber das steht eindeutig drin, daß es dem Provider darum geht, die Privatsphäre der User zu schützen. Ausserdem steht ausdrücklich drin, daß man als User alle Gesetze einzuhalten hat! Insofern ist also jeder selbst verantwortlich dafür, was er oder sie runtergeladen oder gepostet hat."

Das Usenet wird übrigens für illegale Taten weitaus weniger genutzt als das Internet Relay Chat (IRC). Die Publikationen des Bundeskriminalamts sind da ganz eindeutig. Aber das interessiert offenbar kaum jemand. Vermutlich können die meisten, die zu diesem Thema die üblichen Textbausteine zusammenstellen, das WWW auch nicht vom Usenet unterscheiden, geschweige denn etwas mit IRC anfangen.

Rein juristisch gesehen wird die polizeiliche Aktion für das Unternehmen keine Konsequenzen haben. Wer sich mit Programmen ein wenig auskennt weiß, dass man jedem Newsreader, der professionellen Ansprüchen genügt [WERBEBLOCKwww.forteinc.com/WERBEBLOCK] beibringen kann, alle Newsgroups auf den heimischen Rechner zu laden. Oder man arbeitet mit Spezial-Software. Man kann so genannte freie Newsserver benutzen oder, wenn man unbedingt bezahlen will und keine Lust hat, sich mit technischen Details der Konfiguration zu beschäftigen, auf Provider wie den in Bad Soden zurückgreifen.

Was bleibt von der Presse-Meldung? Wer bei einem deutschen Provider Geld für digitale Schweinereien bezahlt, deren Besitz strafbar ist, sollte sich eben nicht wundern, wenn der Staatsanwalt irgendwann "guten Tag" sagt. Wer Kinderpornografie konsumiert, ist offenbar nicht nur pervers, sondern auch blöd. Und das ist vermutlich auch gut so.

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BURKS ONLINE 16.03.2004
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