www.burks.de Foren-Übersicht www.burks.de
Burkhard Schr�ders [Burks] Forum - f�r Kosmopoliten und Kaltduscher
burks.de: Forum für Kosmopoliten und Kaltduscher
burksblog.de: ab 01.01.2008 geht es hier weiter!
privacyfoundation.de: German Privacy Foundation
 FAQ  •  Suchen  •  Mitgliederliste  •  Benutzergruppen   •  Registrieren  •  Profil  •  Einloggen, um private Nachrichten zu lesen  •  Login
 [Latinoblog 21 - Kolumbien 2] Das Cucaracha-Massaker Nächstes Thema anzeigen
Vorheriges Thema anzeigen
Neues Thema eröffnenNeue Antwort erstellen
Autor Nachricht
burks
Webmaster
Webmaster


Anmeldungsdatum: 07.10.2002
Beiträge: 6757
Wohnort: Berlin-Neukoelln

BeitragVerfasst am: 28.01.2004, 23:25 Antworten mit ZitatNach oben




REISE
Aktuell28. Januar 2004
BURKS' FORUM
Über diesen Artikel diskutieren (nur für registrierte NutzerInnen des Forums)

ALLE LATINOBLOGS

Meine Reisen durch Lateinamerika
Bisher: Venezuela, Guyana, Nicaragua
LATINOBLOG KOLUMBIEN

Latinoblog 20
Dschungelfieber
LATINOBLOG NICARAGUA
Latinoblog 14
Im Land der Miskito
Latinoblog 15
Die Küste der Schildkröten
Latinoblog 16
Die traurigen Mais-Inseln
Die Revolution in Nicaragua
[Fotostrecke]
LATINOBLOG GUYANA
Latinoblog 10
Das geheimnisvolle Land am Ende der Welt
Latinoblog 11
Die Rebellion der Rancher
Latinoblog 13
Visions of the Interior [Fotostrecke]
AKTUELLE KARTE
Kolumbien

In Originalgrösse nur für registrierte NutzerInnen

DAS BILD DES TAGES
Maler in Lethem, Guyana © BurkS
WETTER
Brasilia (Brasilien)
Cuzco (Peru)
Georgetown (Guyana)
Kairo (Ägypten)
Seattle (USA)
Melbourne (Australien)
Hongkong (China)
La Palma (Spanien)

LATINOBLOG 21 - Kolumbien 2

Das Cucaracha-Massaker

Von Burkhard Schröder

Fortsetzung von [Latinoblog 20 - Kolumbien 1]: Dschungelfieber

Kann man sich in einem Maisfeld verlaufen, das plötzlich mitten im Dschungel auftaucht? Ja, man kann. Vorausgesetzt, man ist nicht so groß wie ein Basketballspieler, der ganz besonders groß ist. Der könnte vielleicht sehen, wo die Sonne steht. Die wäre ein Punkt, an dem man sich orientieren könnte. Mais hat die unangenehme Eigenschaft, gern über zweieinhalb Meter hoch zu wachsen. Gut für die Bauern, schlecht für die Wanderer zwischendrin.


Kolumbien

Sierra de la Macarena, im Südosten Kolumbiens, Januar 1982.

In diesem Fall liefen wir eine halbe Stunde umher, weil sich der Pfad zwischen den Pflanzen verlor. Ich hätte das Grünzeug auch mit der Machete quadratmeterweise in Stücke hauen können, aber das hätte uns bei den Eigentümern der vereinzelten Fincas vermutlich sehr unbeliebt gemacht. [Bild o. 3.v.l.] Endlich fanden wir den Weg wieder. Und dort hockte ein Tier [Bild o. 2.v.l.], von dem ich bis heute nicht weiß, um welche Art es sich handelte. Es ähnelte einer Ratte, war aber größer und hatte eine Schnauze wie ein Igel. Es schien in einer Art Koma zu liegen, denn es machte nur zaghafte Anstalten zu fliehen. Als hätte es ein Schlangenbiss nur betäubt. Acht Stunden später, auf dem Rückweg, saß es immer noch da. Irgendwann wird es verendet sein.

Ameisen, Ameisen, Ameisen - die wahren Herren des Urwaldes. Vor allem die Blattschneiderameisen (Atta colombica): die lieben Tierchen verputzen die Blätter eines ganzen Baumes in kurzer Zeit. Futter für ihre Pilzzuchten. Kaum ein Blatt, das dem nicht Stücke fehlen, säuberlich herausgeschnitten. [Bild o.l.] Die strahlend schönen Orchideen und anderen Blumen lassen sie offenbar in Ruhe.
Kolumbien
Immer wieder Flussläufe, die die Eben durchziehen wie ein Spinnennetz. In der Regenzeit wäre vermutlich die gesamte Gegend für Fußgänger unpassierbar. [Bild u. 2.v.l.] Gegen Mittag: wieder eine Hütte. Eine Frau beäugt uns misstrauisch, als tauchte ein Otavaleno aus Ecuador im bayerischen Wald auf. Was wir denn in Gottes Namen suchten? Wasser zuallererst - es sind mindestens vierzig Grad im Schatten. Das ist eine einfach zu lösendes Problem: wir sollten zum baño gehen. Das "Bad" sei nicht weit entfernt. Sie zeigt mit der Hand den Weg entlang.

Zuerst hören, dann sehen wir den Wasserfall. Er stürzt sich rund fünfzig Meter in die Tiefe, quer über das Tal. Ein sehr schönes Badezimmer haben die Leute hier. Man kann nur sitzen und staunen und sich erfrischen. Das Rauschen übertönt die Stimmen. Ein Paradies mitten im Dschungel. Eine Art Badezimmertür gibt es auch - ein umgestürzter Baumriese versperrt den Weg. Man muss klettern oder sich unten hindurchquetschen. Ein ungutes Gefühl ist garantiert: wenn der Stamm plötzlich verrutschte, wäre jeder platt wie eine Flunder.

Wovon die Siedler leben, ist unklar. In der Sierra de la Macarena sind Drogenlabore versteckt. Und die Herren narcotraficantes stören Gesetze ökologischer Art wenig. Robet Mykle schreibt: "Why is the Sierra de la Macarena so important? The Macarena is the convergence point of six major ecological and geological forces, each exerting its own unique pressure on the local flora and fauna. The end result is a high rate of mutation. The Sierra de la Macarena has Kolumbienbeen called a biological hothouse. And this biological hothouse is on fire. The Sierra de la Macarena is in danger of being burnt away. This singular world with a huge warehouse of biodiversity waiting to be unlocked is about to be lost forever." Auf einer kolumbianischen Website habe ich übrigens die einzige Luftaufnahme der Sierra gefunden...

Zeit für den Rückmarsch - wieder ein Nacht in dem kleinen Weiler aus drei Häusern. Er kommt uns schon vertraut vor. Am Morgen, kurz vor Sonnenaufgang, versagt der Coleman-Ofen seinen Dienst. Das ist ungewöhnlich. Schwarzer Rauch quillt aus der Brennkammer, und es brutzelt, als läge ein Ei in der Pfanne. Also zerlegen. Frühstück im Urwald ohne Kaffee geht einfach nicht. Oder ist das Benzin zu schlecht? Der Ofen kam schon einmal an die Grenzen seiner Möglichkeiten, als er im Hochland von Peru, auf ca. 5000 Meter Höhe, Benzin verbrennen sollte, das eine so niedrige Oktanzahl hatte, dass kein europäisches Auto auch nur einen Meter damit gefahren wäre. Das Gerät spotzte und röchelte damals, als litte es an Asthma. Aber die Suppe wurde heiß.

Schweizer Messer, Schraubenzieher - und da haben wir die Bescherung. Ein paar Dutzend geröstete Cucarachas, die gemeine (im moralischen Sinn) Schabe der kolumbianischen Urwaldart. Das kommt davon, wenn man im Dunkeln ein warmes Plätzchen sucht, nachdem man den Gringos das letzte Brot angeknabbert hat, und sich dazu ausgerechnet die Brennkammer eines Benzinofens aussucht. Schaben passen überall hinein. Aber Feuer halten sie nicht gut aus, weil es die Beinchen und Fühlerchen wegbrennt und den Chitin-Panzer ankokelt. Vielleicht spüren die geneigten Leserinnen und wohlwollenden Leser eine gewisse Schadenfreude des Autors, während er das Cucaracha-Massaker beschreibt.... Wobei anzumerken wäre, dass der Autor auch bekennender VerganerInnen-Hasser ist.
Kolumbien
Am Nachmittag des dritten Tages verbreitert sich der Weg wieder [Bild u. 3.v.l.] - wir nähern uns der "Zivilisation". Die ersten Maultiere samt Treibern tauchen auf. Eines der armen Geschöpfe, die Lasten tragen, ist auf dem Weg zusammenge-
brochen. Der Mensch entfacht ein Feuer unter seiner Nase, und es stemmt sich stöhend wieder in die Höhe...Mit Schlägen gibt man sich hier gar nicht erst ab. Die sind Mensch und Tier vermutlich gewöhnt.

Die Furt im Fluss - "unser" Dorf ist schon in Sichtweite. Jetzt wieder ein "romantisches" Ritual: Nach drei Tagen im Dschungel schnallt der Mann von Welt seine Machete natürlich nicht ab, sondern stiefelt in die Dorfkneipe, schiebt den "Stetson" in den Nacken, der hier nur ein Strohhut ist, den alle Männer tragen, und sagt ganz cool: Caballero, seria tan amable de servirme una cervecita, por favor! Seien sie doch so liebenswürdig und schieben Sie mir ein Bierchen rüber!



Bitte die Bilder anklicken, um sie in Originalgrösse zu sehen! (Nur für registrierte Nutzer des Forums - nicht nur wegen des Urheberrechts! Username und Passwort finden Sie - wie gewohnt - hier.)
-----------------------------------------------------------------


BURKS ONLINE 28.01.2004
Alle Rechte vorbehalten.
Vervielfältigung nur mit Genehmigung des BurksVEB.

Benutzer-Profile anzeigenPrivate Nachricht sendenE-Mail sendenWebsite dieses Benutzers besuchen
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:      
Neues Thema eröffnenNeue Antwort erstellen


 Gehe zu:   



Nächstes Thema anzeigen
Vorheriges Thema anzeigen
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.


Powered by phpBB © 2001, 2002 phpBB Group :: FI Theme :: Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde