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 Helmut Newton: der Vater der altväterlichen Erotik Nächstes Thema anzeigen
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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
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BeitragVerfasst am: 25.01.2004, 21:41 Antworten mit ZitatNach oben



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HELMUT NEWTON IST TOT

Der Vater der altväterlichen Erotik-Fotografie

Von Burkhard Schröder

Helmut Newton, 83, ist bei einem Autounfall gestorben. Er verlor die Kontrolle über seinen Wagen, als er aus der Ausfahrt des Hotels Chateau Marmont am Sunset Boulevard in Hollywood fuhr und prallte gegen eine Mauer. Der weltberühmte Fotograf erlag wenig später im Cedars-Sinai Medical Center seinen Verletzungen.

Newton - eigentlich: Helmut Neustaedter - wurde 1920 als Sohn eines jüdischen Knopf-Fabrikanten in Berlin geboren. Er besuchte das Werner von Treitschke-Gymnasium, bis die Nürnberger Gesetze die Trennung der jüdischen von den "arischen" Schülern verlangten. und später die amerikanische Schule. Er galt als hoffnungslos faul, interessierte sich vor allem für Schwimmen, Mädchen und Fotografieren - und flog von der Schule.

Vogue schreibt: "1936 kam er zu der später von den Nazis in Auschwitz ermordeten Fotografin Yva (Else Simon) in die Lehre. Nach zwei Lehrjahren in Yvas Studio verließ er 1938 Berlin und ging nach Singapur, wo er bei der Singapore Straits Times eine Anstellung als Bildreporter fand. 1940 kam Newton nach Australien und diente fünf Jahre als einfacher Soldat in der australischen Armee, zumeist als LKW-Fahrer am Steuer von Zehntonnern und als Streckenarbeiter bei der Eisenbahn. Nach seiner Entlassung aus der Army eröffnete er ein kleines Fotostudio in Melbourne."

1948 heiratete er die Schauspielerin June Brunell, die ebenfalls als Fotografin Karriere machte - unter dem Pseudonym Alice Springs. In den 60 Jahren schaffte Newton den internationalen DUrchbruch in zahlreichen Modemagazinen. Zahlreiche Biografien und Bildergalerien feiern Newton als einen der besten, originellsten und auch teuersten Fotografen der Welt.

Newton hat immer polarisiert. Man kann seine Frauenbilder nur gut oder schlecht finden, langweilig nie. Aber was die merkwürdige Faszination seine kühlen Inszenierungen ausmacht, entzieht sich der oft der Analyse. Einige Fotos wie "Cyberwomen" wirken wie vorweggenommene Bilder des Internet-Zeitalters und seiner künstlichen Geschöpfe. Die Galerie Kicken, die die Werke Newtons exklusiv vertritt, schreibt auf ihrer Website: " Seine Verknüpfung von offensiver Selbstdarstellung und freiwilliger Unterwerfung mit der Vorliebe für große, grobknochige und selbstbewußte Frauen trifft den Nerv des Dilemmas, in dem die



Frauen und die Frauenbewegung noch immer stecken: ihren Anteil an gesellschaftlichem Einfluß zu bekommen und dennoch die überkommene Identität als Frau nicht aufgeben zu wollen, oder aber zu erleben, dass der Prozeß der Neudefinition schwierig und schmerzhaft ist."
Newton selbst hat sich immer gegen eine intellektuelle Interpretation gewehrt. Autobiografie "Ich inszeniere nur die Motive und bin wirklich nichts anderes als ein altmodischer Fotograf."

Telepolis schreibt in einem Nachruf von "asoziale Soziogramme[n] einer Traumsprache der phantasmatischen Begierden". Vielleicht ist es viel einfacher. Die unstrittig erotischen Frauenfotos Newtons wirkten in den 70er Jahren vor der Folie der Frauenbewegung anders als heute. Sie provozierten die Diskussion um eine Medientheorie - ob und wie die Fantasie die Realität beeinflusst, überhaupt beeinflussen kann. Fantasie als Katharsis, als Antizipation einer Tat, als Stilisierung des Möglichen oder des Gewünschten?

Alice Schwarzer schrieb 1993 in EMMA: "Es gehört zum Backlash, dass das "starke Geschlecht" die Definitionsmacht über das "schwache Geschlecht" nutzt, bis zum Anschlag." Das genau ist strittig. Wenn es so wäre, zwänge es die Rezipienten, die mediale - hier: fotografische - Fantasie zur Realität zu machen. Aber ist das so?

Schwarzer:"Der Tat geht der Gedanke voraus. Bevor man es tut mit dem/der anderen, führt man ihn oder sie in der Phantasie vor: als solche, mit denen man es machen kann und denen es nur recht geschieht." Die Mutter der neuen Frauenbewegung erklärt sehr gewagt den Juden Newton zum Täter, der das "Herrenmenschentum" in sein Exil mitgenommen habe:"Helmut Newton ist als Mann und Jude potentieller Täter und potentielles Opfer zugleich. Er hat sich entschieden. Er hat sich auf die Täterseite geschlagen."

Das ist zum Beispiel bei Newtons Bild "Cyber-Domina" wohl kaum als Interpretation durchzuhalten. Es würde die Rolle eines Fotografen überschätzen, glaubte man, der Künstler könne die Wirkung seines Werks vorhersehen oder gar bestimmen. Es kommt darauf an, was die Rezipienten daraus machen. Medien verstärken schon vorhandene Einstellungen. Newton ist ein Beweis für die These Schopenhauers: "die Welt ist meine Vorstellung". Und die Zahl der Welten ist unendlich.


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