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burks
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Anmeldungsdatum: 07.10.2002
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BeitragVerfasst am: 27.01.2004, 17:40 Antworten mit ZitatNach oben




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LATINOBLOG 20 - Kolumbien 1

Dschungelfieber

Von Burkhard Schröder

Nein, nicht was Sie denken! Dschungel-Shows haben Konjunktur. Doch die haben mit Reisen im Urwald so viel zu tun wie ein Eskimo mit der Kamelzucht. Im echten Dschungel gibt es keine künstlichen Busen, durchgeknallte Möchtegern-Tunten oder abgehalfterte Sänger, die in Kakerlaken baden. Die gemeine Cucaracha, englisch: cockroach, kann neun Tage ohne Kopf leben - das hat sie mit den Beteiligten und dem Publikum, das sich so etwas ansieht, gemeinsam. spiggel.de, die Online-Fachzeitschrift für das Authentische, muss da intervenieren: der Autor war mehrfach im tiefsten und echten Dschungel, stilsicher mit ebenso echter Machete, und davon soll hier die Rede sein.


Kolumbien

Sierra de la Macarena, im Südosten Kolumbiens, Januar 1982.

Kolumbien ist für jeden, der dort länger war, eines der schönsten Länder der Welt. Im Südosten in den endlosen Llanos, östlich der Anden, liegt wie eine Insel der Nationalpark Sierra de la Macarena [rot umkreist auf der Karte]. Das Ökosystem vereinigt die Flora und Fauna der Anden, des tropischen Regenwalds und der Llanos. Einzigartige Naturschauspiele wie der "Fluss der fünf Farben" und die artenreichste Tierwelt der Erde wären ein Magnet für den Tourismus. Wären - denn heute liegt die Sierra im Einzugsgebiet der Guerilla FARC-EP. Man sollte eine Versicherung gegen Entführungen abschliessen. Reisen in Kolumbien abseits der Städte ist ohnehin nur etwas für Hartgesottene und unerfahrenden gringos nicht zu empfehlen. Abenteuer pur - und völlig touristenfrei.
Kolumbien
Wie wir in den kleinen Ort in den Llanos gelangten, zwei Tagesmärsche östlich der Sierra, bleibt einem anderen Latinoblog vorbehalten. Hier nur der Dschungel als solcher. Wichtigste Frage: die Orientierung. In den Kneipen des Weilers sagte man uns, es gebe am Rand der Berge ein paar bewohnte Häuser und mehrere kleine Fincas. Wir würden nicht verlorengehen. Nach rund zwölf Stunden hätten wir den Rand des Gebirges erreicht. Wir sollten uns unbedingt den riesigen Wasserfall ansehen, irgendwo da oben in den Bergen. Ein campesino, der dort arbeitete, würde in ein paar Tagen per Pferd dort hinreiten. Es gebe auch einen Weg, der an manchen Stellen schwer zu finden sei... Der Bauer - wohl eher ein schlichter Landarbeiter - war schnell aufgespürt. Er würde uns auf halber Strecke einholen, sagte er. Und dann sähe man weiter...
Kolumbien
Abmarsch morgens um vier Uhr [Bild o.l.], mit leichtem Marschgepäck, Kochgeschirr, Moskitonetz, Hängematte, Lebensmittel für fünf Tage. Nach Westen. Ein schmaler Pfad bis zum Fluss. Hüfthohes Wasser ist kein Hindernis - die Kleidung trocknet in einer halben Stunde am Körper. Nach vier Stunden, die Hitze glüht schon, ist man ohnehin klatschnass vor Schweiss und ausgelaugt [Bild o.2.v l.]. Gegen Mittag holt der Bauer uns ein. Wir sind auf dem richtigen Weg. An den Bäumen Ameisennester aus Lehm wie Eiterbeulen [Bild o.3.v l.], vielleicht sind es Termiten? Sie haben ihre "Straßen" nach unten "überdacht". Es wimmelt vor fliegendem Getier: Schmetterlinge in jeder Größe und Farbe, Insekten so groß wie eine Handfläche, auf dem Boden krabbelt und wuselt es, wenn man genau hinsieht. Der Lärm der Tierwelt: für Städter eine ungewohnte, aber faszinierende Geräuschkulisse. Wir müssen durch mehrere kleinere, aber zum Glück schmale Flüsse waten. Einer wird sogar durch eine Hängebrücke überspannt, die zu überqueren Herzklopfen verursacht.
Kolumbien
Wer den Dschungel nicht kennt, für den ist alles nur grün, gesprenkelt mit den bunten Farbtupfern der Orchideen und anderer Blumen. Der Urwald ist jedoch von unendlicher Vielfalt. Manchmal wird es dunkel, fast wie in der Nacht, wenn die Bäume eng zusammenrücken, den Pfad zwischen ihren mächtigen Wurzeln [Bild u.2.v l.] zusammenpressen, dass er fast unsichtbar wird. Das Laubdach wölbt sich über den Wanderern und hält die Sonne auf wohltuender Distanz. Undurchdringlicher Bambus, so dick wie ein Oberschenken, versperrt den Weg. Eine Machete kann nichts ausrichten, oder man schuftete sich zu Tode. [Bild u.4.v l.]

Dann ist der Pfad verschwunden. Haben wir uns verlaufen? Es ist nicht jedermanns Sache, sich mit einem Haumesser in brütender Hitze den Weg freizuschlagen. Zwischen den Blättern erblicken wir nach einer halben Stunde das Tal [Bild u. 1.v l.]- dort soll eine Finca sein. Und dann kommt auch der Trampelpfad wieder zum Vorschein, wo auch immer er in de Zwischenzeit gewesen sein mag. Es ist nichts Aufregendes geschehen - kein Puma oder andere unhöfliche Tiere haben den Weg gekreuzt. Um im Urwald einer Schlange Auge und Auge zu begegnen, muss man schon großes Glück haben - oder Pech, je nach Art der Schlange. Schlangen "hören" den Tritt des Menschen und gehen ihm normalerweiser aus dem Weg. In Kolumbien gibt es Regenwürmer, die größer sind als die Schlangen in Deutschland.

Endlich eine Lichtung - wir sind dreizehn Stunden unterwegs. Ein paar offenbar verlassene Häuer; der campesino und sein Pferd warten schon auf uns. Im Hintergrund ragen die Bergzinnen der Sierra in den Abendhimmel - unser morgiges Ziel. Und wieder tut der Coleman-Ofen eine Pflicht. Die heisse Suppe und das Brot schmecken wir ein Festmahl in einem Fünf-Sterne-Restaurant. Apropos Brot: Wie schützt man Brot vor Ameisen und Cucarachas? Ameisen sind süchtig nach Eiweiß, sterben aber sofort, wenn sie davon kosten - Eiweißvergiftung mit Ansage: man muss nur ein Ei in der Nähe des Brotes aufschlagen. Schaben sind widerstandsfähiger und schlauer. Sie essen schlicht alles. Einige von ihnen können auch fliegen und sind äusserst hartnäckig. Eine wohl verpackte Plastiktüte, an einem Bindfaden aufgehängt, ist für sie kein Problem. Die Tüte wird gleich mit verspeist und ist morgens so löchrig wie ein Käse. Da hilft nur, den Faden mit Benzin zu tränken (auch gut gegen Ameisen) und die Tüte von aussen ebenfalls. Das Brot riecht dann nicht so gut, aber es ist wenigstens morgens noch da.

Am Abend das übliche romantische Ritual: ein kleines Lagerfeuer, Hängematte, Zigarette für die Raucher, man erzählt sich Geschichten. Die Grillen lärmen noch. Millionen von Glühwürmchen schwärmen umher, und Milliarden von Moskitos ärgern sich über das Feuer und belagern das Moskitonetz - vergeblich, wenn es richtig aufgehängt und befestigt ist. Eine Nacht im Dschungel - schöner als jede Kneipentour in Kreuzberg oder vor der Glotze.......



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